Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 122
diskutieren. (GR Mag Rüdiger Maresch: Lesen!)
Es wurde hier auch die alte Floskel „Sie wünschen, wir widmen!“
genannt. – Das ist ein Unsinn! Bekanntlich hat es eine
Untersuchungskommission gegeben, und alle, die damals schon da waren, werden
sich noch gut erinnern, dass Herr Kenesei, damals noch bei den Grünen, einen Riesenwirbel inszeniert
hat. Herausgestellt hat sich überhaupt nichts, das Ergebnis war gleich null.
Unbescholtene Beamte wurden aller möglichen Dinge beschuldigt, und zwar gänzlich
ohne Grund, wie sich in der Untersuchungskommission herausgestellt hat.
Die Unfallzahlen der Wiener Linien sind auch genannt worden. Das kommt
immer wieder von der ÖVP. Dazu möchte ich sagen: Ich lehne es moralisch ab,
dass man jedes Mal quasi mit Schadenfreude einen Unfall kommentiert und sich
sozusagen die Hände reibt und sagt: Wenn etwas passiert, dann ist der
Bürgermeister schuld. – Ich halte das für eine sehr unmoralische
Vorgangsweise!
Zum 24 Stunden U-Bahn-Betrieb: Eine Befragung soll jetzt zeigen, wie
stark das unterstützt wird. Ich weiß, dass das der Großteil der Bevölkerung
natürlich niemals nutzen wird und dass das eine Art Minderheitenprogramm ist.
Verkehrspolitisch gesehen ist die U-Bahn eben ein Massenverkehrsmittel, und
jeder, der sich ein bisschen auskennt, muss wissen, dass sich ein
Massenverkehrsmittel an sich nicht gut als Sammeltaxi für Discothekenbesucher,
die um 3 Uhr morgens nach Hause fahren wollen, eignet. Wenn das aber
wirklich ein so gewaltiger Wunsch sein sollte, dann wird man das – wohl
an! – auch realisieren.
Eine weitere Frage, die aufgeworfen wurde, hängt auch mit dem
Hauptbahnhof zusammen, nämlich dass Güterzüge durch den Hauptbahnhof fahren
werden. – Dazu stelle ich die Frage: Wie lange hält man sich normalerweise
auf einem Bahnsteig auf? Meist nicht so lange, dass man fürchterlich gestört
werden könnte! (GR Mag Rüdiger Maresch: Mindesten eine dreiviertel Stunde!)
Bekanntlich werden die Güterzüge natürlich auf dem äußeren Gleis
geführt werden, und man hält sich ja nicht den ganzen Tag auf einem
Fernreisebahnhof am Bahnsteig auf.
Ich glaube, es ist dies das geringste Problem im Zusammenhang mit dem
Bahnhof! Daher meine ich, dass man mit gutem Gewissen die Verkehrspolitik der
Stadt Wien positiv evaluieren kann. (Beifall bei der SPÖ. –
Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Riha. Ich erteile es
ihr.
GRin Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Zuerst möchte ich mich beim Herrn Kollegen Madejski bedanken, dass
Ihnen unsere Anträge so gut gefallen, dass Sie sie vorlesen (GR Dr Herbert Madejski: Und zustimmen!) und
dass Sie sogar zustimmen. Ich glaube, dass sie Ihnen wirklich gut gefallen und
dass das nicht deshalb ist, weil Sie keine eigenen haben, sondern weil Sie
wirklich davon überzeugt sind, dass das wichtig für die Kinder in dieser Stadt
ist. Ich wundere mich auch nicht, dass Kinder in diesem Bereich so selten das
Thema sind, weil wenn man sich allein die Rednerliste anschaut, ist es eine
sehr männerdominierte Domäne und da geht es dann halt um Autofahrer, um
Radfahrer, da geht es dann auch noch um die Bahn, aber halt selten um die
Bedürfnisse von Kindern. Und genau dem Thema möchte ich mich heute einmal
widmen. Ich weiß nicht ganz genau, wie es Ihnen geht, aber ich finde, Kinder
sind für eine Stadt sehr wichtig. (Beifall bei der ÖVP.)
Stellen Sie sich ein Stadtbild ohne Kinder vor. Es ist dies einfach
unvorstellbar. Es ist wichtig, dass es in einer Stadt Kinder gibt, Kinder, die
spielen, Kinder, die in Parks lachen; Babys, die vielleicht ihre ersten
Schritte in einer Grünfläche machen. Dieses kindliche Leben muss im
öffentlichen Raum einfach Platz haben. Wenn es das gibt, dieses kindliche Leben
in einer Stadt, dann ist das ein gutes Zeichen für diese Stadt. Eine Stadt, die
Zukunft haben möchte, braucht nämlich Kinder! (GR Dr Herbert Madejski: Ich habe drei Kinder und drei Enkelkinder!) Damit
auch Kinder wiederum in einer großstädtischen Stadt eine Zukunft haben,
brauchen sie auch Raum, der ihren Bedürfnissen angepasst ist. Das klingt
eigentlich logisch. Aber wir nehmen zwar, wie wir hier gehört haben, Rücksicht
auf die Radfahrer, auf die Autofahrer, auf die Bahnfahrer, glücklicherweise
auch immer mehr auf ältere Menschen und auch auf Menschen mit Behinderung - und
das ist auch gut so -, aber Wien ist keine kinderfreundliche Stadt. Kinder
gehören jedoch ebenfalls zu einer Gesellschaftsgruppe, die ganz besondere Bedürfnisse
hat. Diese Bedürfnisse hat die Stadtplanung aber bei Weitem noch nicht erkannt.
Sie haben nicht jenen Stellenwert, den sie haben sollten.
Nehmen wir zum Beispiel den Wiener Stadtentwicklungsplan von 2005 her. Das
ist ein ziemlich umfangreiches Dokument. Viele Graphiken gibt es darin. Wenn
ich aber versuche, darin etwas zu finden, und das habe ich gemacht, das sich
dann explizit damit beschäftigt, was Kinder in dieser Stadt brauchen, dann muss
man ziemlich lange suchen und außer Absichtserklärungen findet man relativ
wenig. Ich habe nur ein bisschen etwas gefunden, einen ganz winzigen Absatz bei
der Bevölkerungsstruktur. Dort steht zum Beispiel: „Aus der Großstudie ‚Leben
in Wien 2' geht hervor, dass es vor allem im unmittelbaren Wohnumfeld an
ausreichend Bewegung und Kommunikationsraum für Jugendliche mangelt." -
Also das ist immerhin festgehalten, es mangelt sozusagen an Bewegungsraum für
Kinder und Jugendliche. Dann gibt es noch zwei Zeilen bei der Integration. Beim
Verkehr gibt es noch einen ganz winzigen Absatz, dass es irgendwie Treffpunkte
geben sollte und dann ist es eigentlich schon vorbei. Dann sind Kinder quasi
nur mehr in Randthemen, etwa bei der Jugendbetreuung oder auch in Kindergärten
und Schulen in Verbindung gebracht. Das ist dann aber eigentlich auch schon
alles.
Der Herr Bgm Häupl hat an dieser Stelle einmal
erklärt, die Kinder in dieser Stadt sind ihm wichtig. Aber nehmen wir die Fülle
an Flächenwidmungen her, die
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