Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 122
Sehr geehrte Damen und Herren, wir bringen heute ein paar neue Ideen
ein, die ich zumindest in den Jahren, in denen ich hier bin, noch nie gehört
habe. Da, muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, hinkt Wien im internationalen
Vergleich um einiges hinterher. Ich habe Ihnen hier nur einen Auszug
mitgebracht. Das ist eine ganze Fülle an internationalen Beispielen, vor allen
Dingen aus Deutschland, die diese Intentionen, die ich heute hier einbringe, schon
seit Jahren, um nicht zu sagen, seit Jahrzehnten, umsetzen. So gibt es zum
Beispiel in Dortmund ein eigenes Kinderplanungsbüro, zu dessen Leitsätzen
zählt: „Eine Stadt für Kinder kann nur gemeinsam mit Kindern entwickelt
werden." - Sehr geehrter Herr Stadtrat, solche Aussagen sind in unserer
Stadtplanung, wenn überhaupt, nur als Randbemerkung zu finden. In Karlsruhe, in
Berlin, in München gibt es Vorbilder. In Weimar gibt es bereits seit dem Jahr
1991 ein eigenes Kinderbüro mit einem eigenen Kinderbeauftragten. In
Rheinland-Pfalz wurde ein eigener Kriterienkatalog für kindergerechten
Städtebau entwickelt. In der Reggio Emilia ist es selbstverständlich, dass
Kinder an der Stadtentwicklung partizipieren und einen wichtigen Platz in der
Stadtplanung einnehmen.
Wo, meine sehr verehrten Damen und Herren, finden wir das in Wien?
Städte werden umso zukunftstauglicher sein, je besser es ihnen gelingt, Kindern
und Jugendlichen beste Start- und Entwicklungschancen zu bieten. Da gibt es in
Wien noch viel zu tun, sei es im Bereich Kindergarten, der morgen diskutiert
wird, sei es im Bereich Schule, der morgen diskutiert wird, sei es im
Berufsbereich Jugendwohlfahrt oder sei es im Bereich Stadtplanung. Ich glaube,
wir brauchen hier ein innovatives Vorwärtsdenken und weniger, sich
selbstzufrieden zurücklehnen und die eigenen Errungenschaften zu bejubeln. Ich
hoffe daher wirklich, dass Sie, Herr Stadtrat, es auch dem Herrn Bürgermeister
weitererzählen und dass Sie und Ihre Fraktion bereit sind, sich mit den Fragen
einer kindergerechten Stadt inhaltlich auseinanderzusetzen. Sie würden dieser
Stadt und den Kindern einen großen Dienst erweisen! - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Herr Amtsf StR Dipl-Ing Schicker. Ich erteile es ihm.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich möchte zunächst mit der letzten Wortmeldung von Frau Riha beginnen.
Sie sind nicht bei mir im Ausschuss und werden daher nicht ganz den Überblick über
das haben, was in dieser Stadt an Stadtentwicklung passiert. So schlecht kann
das nicht sein, was hier in dieser Stadt für Kinder passiert, denn sonst hätten
wir in den letzten Jahren nicht eine Geburtenrate, die positiv ist, sonst
hätten wir in den letzten Jahren nicht einen Zuwachs an Kindern in dieser Stadt
und insgesamt, auch anteilsmäßig, mehr Kinder. Der Kollege Hoch hat das vorhin
schon erwähnt. Wir haben in dieser Stadt aber nicht erst seit Neuestem mit
Kindern zu tun, wie Sie hoffentlich wissen.
Die Maßnahmen, die diese Stadt auch in meinem Bereich setzt, sind in
der Regel davon getrieben, auch darauf zu schauen, was das für Auswirkungen auf
Kinder, auf Jugendliche und auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen hat. Wenn
Sie sich einmal anschauen, was mit den Schulsicherheitsplänen alles an
Vorteilen auf der Schulwegsicherung erarbeitet wurde, wenn Sie sich einmal
anschauen, dass wir mit der Aktion „Mehr Platz" die Mehrfachnutzung von
öffentlichem Raum massiv unterstützen und immer wieder herausholen, wo es noch
Verbesserungen, gerade für Kinder und Jugendliche, im öffentlichen Raum geben
kann, wenn Sie sich anschauen, was alleine im Gender-Mainstreaming-Bezirk, im
6. Bezirk, seit nahezu zehn Jahren an Verbesserungen, die auf Kinder Bezug
nehmen, die auf Jugendliche und auf Erwachsene mit Kindern Bezug nehmen, läuft,
dann könnten Sie nicht verlangen, dass wir uns damit beschäftigen! Gerade weil
Sie deutsche Städte zitiert haben, schauen Sie sich doch deutsche Städte an! In
deutschen Städten ist der Bevölkerungsrückgang eklatant. Dort braucht man
wahrscheinlich ein Kinderförderungsprogramm. Bei uns ist Wachstum der
Bevölkerung und bei uns ist auch Wachstum bei Kindern und Jugendlichen, sogar
in der Zahl, nicht nur körperlich gemeint.
Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie mich damit zu den allgemeinen
Fragen der Stadtentwicklung in unserer Stadt kommen. Der Kollege Hoch hat bei
seiner Wortmeldung ganz offensichtlich übersehen, dass das Zitat von StR
Walter, den er zitiert hat, da offensichtlich schon zu Ende ist. Er hat nämlich
dann ein paar Meinungen, die der Autor dieses Artikels hat, der nicht unbekannt
ist, denn er treibt seit vielen Jahren sein Unwesen, auch noch dem Herrn Walter
in den Mund gelegt. In unserer Stadt wird eben nicht „Horuck“-Entwicklung
betrieben, sondern in dieser Stadt gibt es seit vielen Jahrzehnten
Stadtentwicklungspläne, auf denen die Stadtentwicklung aufgesetzt wird. In
unserer Stadt gibt es gerade mit dem letzten Stadtentwicklungsplan genau das,
was Sie eingefordert haben, Herr Hoch, nämlich Antworten darauf, wenn die
Bevölkerung wächst. Das ist im Stadtentwicklungsplan 2005 ganz explizit
enthalten, genau in der Form, wie Sie es verlangt haben.
Weil gerade der Herr Madejski neben Ihnen sitzt: Das ist kein
Entwicklungspopulismus, sondern das ist die Antwort darauf, dass diese Stadt in
den letzten Jahrzehnten und spätestens seit dem Fall des Eisernen Vorhanges für
multinationale Konzerne, zumindest regionaler Art, unglaublich attraktiv
geworden ist, für Finanzdienstleister und auch im Tourismus unglaublich
interessant geworden ist.
Herr Kollege Hoch, wenn Sie meinen, dass Baxter aus
Wien fortgegangen ist, liegen Sie, glaube ich, falsch, denn Baxter ist sehr
wohl nach wie vor im 22. Bezirk beheimatet. Sie sagen, dass die MAN aus
Wien fortgegangen ist. MAN hat einen weiteren Betriebsstandort gesucht, lässt
aber diesen Betriebsstandort sehr wohl im 23. Bezirk. (GR Alfred Hoch: Aber nur mehr ein Viertel der Beschäftigten!) Und
zu Inzersdorfer: Nicht böse sein, aber die Firma Inzersdorfer war im Besitz
einer
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