Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 122
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und
Herren!
Wir haben heute in der Früh doch einige Ausführungen auch zum Sozial-
und Gesundheitsbereich von der Frau Vizebürgermeisterin gehört. Ich möchte das
ein bisschen relativieren. 150 000 Armutsgefährdete gibt es in Wien. Es
gibt diese Sozialmärkte. Sie wissen, sogar die Caritas eröffnet jetzt neun
Sozialmärkte in Wien. Ich frage Sie, meine Damen und Herren von der
sozialdemokratischen Stadtregierung: Was tun Sie dagegen?
Es gibt immer mehr Alleinerzieherinnen. Was tun Sie dafür, dass diese
bessergestellt werden? Es gibt keine Krippenplätze, weil alle
Kindergartenplätze mit Dreijährigen aufwärts aufgefüllt sind. Was tun Sie,
damit jeder in Wien einen Kindergartenplatz gratis bekommt, und zwar in Nähe seines
Wohnsitzes oder Arbeitsplatzes?
Wir haben jetzt auf Bundesebene diese Mindestsicherung, oder wie man
das nennen will, 733 EUR, zwölfmal im Jahr. Das ist auch nicht das Gelbe
vom Ei, wenn man davon ausgeht, dass die Europäische Union 1 000 EUR
vorsieht. Das ist nicht supersozial! Dafür hören wir ständig, sich
wiederholend, es begann der Nationalratswahlkampf unter dem Titel „Wer sofort
hilft, hilft doppelt.", dass die Sozialhilfe erhöht wird. Super, sie war
eh die niedrigste von ganz Österreich! Oder dieser Heizkostenzuschuss. Seit
Jahr und Tag, glaube ich, fordern alle Oppositionsparteien nach wie vor einen
höheren Heizkostenzuschuss als 200 EUR, die jetzt gewährt werden. Früher
waren es nur 50 EUR und dann 100 EUR.
Oder, heute von der Frau Vizebürgermeisterin erwähnt, das
Landespflegegeld. Das ist auch keine großartige Leistung, weil das ist erhöht
worden, nachdem das Bundespflegegeld erhöht worden ist, nachdem es jahrelang
überhaupt nicht erhöht worden ist, also praktisch weit unter der Valorisierung
des Pflegegelds gehandelt wird, und keine Leistung, weil man es sogar erhöhen
musste. Man fragt sich überhaupt, warum das so kompliziert sein muss. Man
könnte doch ein Pflegegeld und nicht irgendwelche Landespflegegelder und
Bundespflegegelder haben.
Oder dann wurden auch noch immer die günstigen Gebühren propagiert. Ich
spreche über Soziales und über Gesundheit und die Gebühren haben es mir immer
schon angetan. Wir haben vorhin in der letzten Geschäftsgruppe von unserem
Wiener Wasser gehört, auf das wir zugegebenermaßen alle stolz sind. Ich kann
mich jetzt nicht genau daran erinnern, welcher Bürgermeister diese
Wasserleitung damals gemacht hat. Ich kann mich natürlich schon erinnern. Es
war kein sozialistischer, aber ist ja wurscht. Was ich nicht verstehe, ist,
warum man bei diesem Wiener Wasser, das eine kommunale Dienstleistung ist,
solche Gewinne machen muss. Beispielsweise haben wir für den Voranschlag 2010
prognostizierte Ausgaben von 120 Millionen EUR und Einnahmen von 163 Millionen
EUR. Meine Damen und Herren, allein mit dem Wasser will die Stadt auf Kosten
der Bürger 43 Millionen EUR, das sind 26,4 Prozent Gewinn,
erwerben. Mancher privatwirtschaftliche Betrieb, die VÖEST oder so, wäre in
Zeiten wie diesen froh, wenn er überhaupt einen Gewinn machen würde. Aber wir
machen eigentlich einen Gewinn ohne großes Risiko. Wir könnten ja kostendeckend
sein, aber wir schlagen auf. Wien Kanal ist jetzt eine Unternehmung der Stadt,
hat aber jahrelang immer wieder stattliche Gewinne gemacht.
Bei der Müllsteuer haben wir jetzt Einnahmen von
270 Millionen EUR und Ausgaben von 244 Millionen EUR
prognostiziert, was wiederum 26 Millionen EUR für das allgemeine
Budget ausmacht. Auch hier wird auf Kosten der Bürger mit Daseinsvorsorge Gewinn
gemacht. Ich meine, meine Damen und Herren, in Zeiten der Rezession sollte man
das wieder in die Wirtschaft zurückfließen lassen, die Wirtschaft beleben und
das den Menschen zurückgeben.
Wenn es dann um das günstige Wohnen geht, muss ich immer kurz über
Strom und Gas reden, weil da haben wir jetzt alle die Mitteilung gekriegt, dass
der Gaspreis wieder geringfügig gesenkt wird. Ich glaube, um 2,8 Prozent
ab 1. Dezember. Aber lassen wir das nur kurz Revue passieren. In dieser
Legislaturperiode haben wir eine Erhöhung des Strompreises mit 1. März
2006 um 5 Prozent und eine Erhöhung des Gaspreises mit 1. März 2006
um 17 Prozent, dann mit 1. Jänner 2007 eine Gaspreiserhöhung um
5 Prozent und eine Strompreiserhöhung um 6 Prozent, dann mit
15. November 2008 eine Strompreiserhöhung um 8 Prozent und eine
Erhöhung des Gaspreises mit 15. November 2008 um 21 Prozent. Die
wurde dann mit 1. Februar 2009 wieder um 10 Prozent zurückgenommen,
weil da haben Sie ein bisschen überzogen. Aber dennoch, trotz dieser Rücknahme,
ist der Gaspreis in diesen vier Jahren um 33 Prozent gestiegen. Das ist
also weit höher als jede Inflation. Wien Energie macht auch satte Gewinne. Er
soll jetzt wieder geringfügig gesenkt werden, der Strompreis nicht, das habe
ich noch nicht gelesen. Aber ich mache mir dann immer die Mühe, bei E-Control
die Homepage anzuschauen und den Preismonitor Gas und Strom für den laufenden
Monat, also für November anzuschauen. Wenn ich mir das anschaue, haben sie
einen Durchschnitt von 15 000 Kilowattstunden als Jahresgasverbrauch einer
Durchschnittsfamilie inklusive Netz und Steuern und Abgaben, weil ohne den ist
es sinnlos. Ich meine, wenn man den reinen Gaspreis nimmt, ist das nicht das,
was der Bürger zahlt, sondern man muss den Gesamtbetrag hernehmen. Und siehe
und staune, nach Salzburg AG ist Wien Energie noch immer der teuerste Anbieter
in Österreich, mit 1 002 EUR. Beim Strom schaut es nicht viel anders
aus. Da werden 3 500 Kilowattstunden plus Netz und Steuern und Abgaben als
Durchschnittsverbrauch genommen. Da ist Wien Energie überhaupt der teuerste
Anbieter von ganz Österreich, mit 691,70 EUR.
Dann gibt es bei E-Control dankenswerterweise auch
einen Vergleich der Strom- und Gaspreise von 15 europäischen Großstädten. Dort
schaut Wien nicht so gut aus, obwohl der Herr Bürgermeister sagt, wir sind so
sozial, unsere Gebühren sind so sozial und jeder kann
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