Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 122
sich das alles leisten. Man fragt sich, wieso das woanders billiger
sein kann. Da frage ich mich, wo das Geld verschwindet, in welchen
ineffizienten Verwaltungen oder ich weiß nicht wo. Auf jeden Fall liegt Wien
beim Gaspreis an dritter Stelle vor Berlin, vor Rom, vor Amsterdam, vor
Lissabon, vor Madrid, vor Paris, vor Brüssel, vor London und beim Strompreis an
vierter Stelle, aber noch immer vor Amsterdam, Brüssel, Rom, Madrid, London,
Paris und anderen. Also es ist keineswegs etwas, worauf man stolz sein kann.
Faktum ist, dass unsere Gebühren und Kosten für das Wohnen ziemlich am oberen
Ende der Skala Europas anzusiedeln sind.
Die Kanalgebühren, die jetzt eine Wiener Unternehmung geworden sind,
haben sich zum Beispiel auch in den letzten Jahren um 35 Prozent erhöht,
machen auch satte Gewinne. Auch die Müllgebühren, die ich vorhin erwähnt habe.
Wenn die Frau Vizebürgermeisterin davon gesprochen hat, wie gut wir die
Arbeitsmarktsituation im Griff haben, ist das natürlich auch zu widerlegen,
weil Wien ist fast krisenunabhängig mit einer hohen Arbeitslosigkeit gesegnet.
Das heißt, das zieht sich ja nicht erst seit dem letzten Jahr, sondern seit
vielen Jahren. Ich habe hier eine Aufstellung der unselbstständig Beschäftigten
von 1994, 3. Quartal, bis 2009, 3. Quartal. In diesem langen
Zeitraum, der übrigens der Zeitraum ist, wo der Herr Häupl hier Bürgermeister
ist, sieht man, dass Wien das einzige Bundesland ist, das in diesem Zeitraum
Arbeitsplätze verloren hat. Und zwar wurden 8 000 Arbeitsplätze in der
Zeit, wo Herr Häupl hier Bürgermeister ist, abgebaut. Wir sind all die Jahre im
oberen Feld der Arbeitslosenzahlen gewesen. Momentan, ohne Schulungen, haben
wir 8,2 Prozent und mit Schulungen 11,1 Prozent Arbeitslosigkeit.
Das, wie gesagt, ist völlig unabhängig von jeder Rezession und Krise, weil das
haben wir vorher auch schon in einer ähnlichen Höhe gehabt.
Wenn die Frau Vizebürgermeisterin von den Lehrstellen gesprochen hat,
wie super Wien bei den Lehrstellen ist, möchte ich schon auch feststellen, dass
das nicht so hinzunehmen ist. Weil wenn man sich die Statistik anschaut, hat
Wien bei Weitem die größte Diskrepanz zwischen Lehrstellensuchenden und
Lehrstellen. Und zwar kommen in Wien auf jede offene Lehrstelle schon fünf
Lehrstellensuchende. Darauf brauche ich nicht stolz zu sein, sondern das gehört
dringend geändert und angekurbelt.
Viel besser ist es in der Gesundheit auch nicht. Wir lesen alle ständig
von explodierenden Spitalskosten und wir sehen, wenn man die Budgets
gegenüberstellt, dass der Investitionszuschuss für Pflegeheime, Spitäler und
das AKH vom letzten Jahr auf heuer überhaupt nicht mehr steigt und dass dafür
das Defizit steigt. Wir haben 54 Millionen EUR Defizit und das
Defizit wird weiter steigen. Darauf gehe ich dann noch ein. Aber dass man in
Zeiten der Rezession praktisch null oder vielleicht sogar einen
Minusinvestitionszuschuss den Spitälern gibt, ist auch ein bedenkliches
Zeichen.
Sie dürfen nicht vergessen, je mehr Arbeitslose es gibt, desto geringer
sind die Einnahmen der sozialen Gebietskrankenkasse und je weniger Einnahmen
die hat, ist damit der Beitrag an den Spitälern gekoppelt. Nachdem diese
größtenteils im Landeseigentum sind, bleibt der Rest, der zu zahlen ist, dem
Land. Da kommen noch ganz andere Beträge auf das Land zu. Das heißt, es wird
sich im nächsten Jahr mit Sicherheit noch verschlimmern. Da kann man nicht nur
an Personal sparen, da muss man sich an eine echte Spitalsreform heranwagen.
Aber das werden nicht die einzigen Kosten sein. Wir haben jetzt alle
den Entscheid des Verfassungsgerichtshofes über das Hanusch-Spital gelesen.
Wien hat nämlich bis jetzt nur dann bezahlt, wenn ich mich recht erinnere, wenn
jemand in Wien seinen Wohnsitz hatte und auch in Wien gearbeitet hatte. Alle
anderen Patienten wurden der Gebietskrankenkasse nicht ersetzt. Da hat der
Verfassungsgerichtshof jetzt entschieden, das widerspricht dem
Gleichheitsgrundsatz.
Ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn die
Gesundheitsdienstrichtlinie in Kraft tritt, wo wir auch schon mehrere Vorstöße
gemacht haben und wo uns die Frau StRin Wehsely gesagt hat, es gibt noch nichts
Konkretes, wir können noch keine Studie machen. Wenn das zum Beispiel 2010
kommt, wie kann Wien auf einen Zustrom an Patienten und auf diese
Abrechnungssysteme vorbereitet sein? Welche Defizite kommen dann auf Wien zu?
Weil in diesem konkreten Fall, dem einen Beispiel Hanusch-Krankenhaus, bedeutet
das 4,5 Millionen EUR pro Jahr. Die Gebietskrankenkasse möchte sich
natürlich auch gleich ein bisschen sanieren. Auf Grund dieses Entscheides
möchte sie jetzt Wien für die letzten Jahre auf 47 Millionen EUR
Ersatzleistung klagen. Woher das kommen soll, weiß keiner. Aber es werden
wieder 47 Milliarden EUR mehr.
Dann gab es auch eine Studie vom IHS und auch einen Bericht des
Rechnungshofes, dass Ordensspitäler effizienter sind. Ich will jetzt gar nicht
darauf eingehen, dass die für ihre Leistungen unverständlicherweise nicht
weniger bezahlt kriegen als Landeskrankenhäuser. Aber sie sind effizienter. Das
wird auch hier im Rechnungshofbericht an einem sehr interessanten Beispiel
ausgeführt, wie viel man eigentlich einsparen kann. Hier geht es um zwei
Stationen, Orthopädieabteilungen im Otto-Wagner-Spital und bei den Barmherzigen
Schwestern. Dabei geht es um die Sterilisierung von Instrumenten. Dazu stellt
der Rechnungshof fest, dass das Sterilisieren mit 280 EUR im
Otto-Wagner-Spital beinahe viermal so teuer ist als im Ordensspital. Da frage
ich mich: Wie kann das sein? Wieso kann das Sterilisieren von Instrumenten von
Spital zu Spital bis zu viermal teurer sein? Da muss man doch einmal
betriebswirtschaftlich ansetzen und schauen, wie effizient das Ganze überhaupt
betrieben wird.
Die IHS-Studie geht überhaupt auf die Effizienz der
Spitäler ein, stellt fest, dass Ordensspitäler grundsätzlich effizienter sind,
und machen das mit einer Best Practice fest. Damit will ich Sie aber auf Grund
der fortgeschrittenen Stunde nicht weiter belästigen. Es wird auf jeden Fall
festgestellt, dass die notwendige Abstimmung mit
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular