Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 109 von 122
Wort gemeldet ist
Frau GRin Klicka. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Kolleginnen und Kollegen!
Ich denke, dass 21.15 Uhr eine
zumutbare Zeit ist und wir um diese Zeit eigentlich auch im Theater und bei
anderen Veranstaltungen hellwach sind, sodass es sicherlich keine Überbeanspruchung
ist, auch heute über ein ganz, ganz wichtiges Kapitel, den Bereich Gesundheit,
zu diskutieren. (Beifall bei der SPÖ. - GRin Ingrid Korosec: Aber ohne Medien! - Weitere Zwischenrufe.)
Auch wenn Frau GRin
Korosec meint, dass wir immer wiederholen, dass wir sehr stolz sind auf die
Lebensqualität in unserer Stadt und auch auf das sehr, sehr gut funktionierende
Gesundheitssystem, ist es auch heute wieder an der Zeit, es zu wiederholen,
weil eben - wie schon gesagt wurde - wiederum sehr viel Geld vom Budget für die
Gesundheit und das Sozialwesen zur Verfügung gestellt wird. Wien ist das
einzige Bundesland, in dem die großflächige, nachhaltige Strukturreform zügig
voranschreitet und nicht nur in Planung ist. Sie ist somit beispielhaft auch
für andere Bundesländer.
Herr Kollege Ebinger hat gemeint, er hört immer nur vom Krankenhaus
Nord. Ja, ein 800 Betten Krankenhaus lässt sich auch nicht mit einem Schnips in
einem Jahr errichten oder gar planen. Da sind wirklich langfristige Planungen
zu tätigen, noch dazu, wenn sie das gesamte Spitalswesen in Wien betreffen,
weil einzelne Häuser geschlossen werden und Abteilungen übersiedeln. Das
Krankenhaus Nord ist nun einmal das Herzstück und der Motor fürs neue
Spitalskonzept und ermöglicht uns jene Effizienzsteigerung, die auch Frau
Kollegin Pilz in vielen Bereichen angesprochen hat.
Mit der Errichtung des Krankenhauses zu Beginn des
21. Jahrhunderts nimmt Wien europaweit wieder die Vorreiterrolle ein, im
Vergleich mit anderen Städten, wie wir sie selbst schon gesehen haben, sei es
Madrid, Berlin oder Hamburg. Der Neubau des Krankenhauses ermöglicht es uns,
auf die Bevölkerungsentwicklung im Norden Wiens Rücksicht zu nehmen, eine
regionale Ausgewogenheit aller Spitalseinrichtungen in der Stadt zu sichern und
auch die nötigen fachlichen Schwerpunkte nach modernen medizinischen und
technischen Erkenntnissen zu setzen.
Frau Kollegin Pilz hat von Effizienzsteigerung und Kostensenkung
gesprochen. Es ist in der heutigen Zeit nicht mehr wirtschaftlich, Einfach-Krankenhäuser
wie zum Beispiel die Semmelweis-Frauenklinik oder das Orthopädische Krankenhaus
Gersthof zu führen, ebenso wie Kleinkrankenhäuser. Es mag vielleicht für den
ländlichen Bereich zutreffen, dass Krankenhäuser/Spitäler mit 200 bis 400
Betten effizient sind, aber im Bereich der Großstadt, wo der Großstadtfaktor
schlagend wird - und das sehen auch die Bundesländer so -, gibt es doch andere
Richtlinien. Da sind es auch Kleinkrankenhäuser, die in diesem Sinn nicht mehr
effizient sind.
Daher werden die Inhalte jener Einrichtungen auch in das Krankenhaus
Nord übersiedeln. Dort wird baulich und technisch eine Ausstattung vorgesehen,
sodass Behandlungszentren geschaffen werden. Auch bei den Geriatriezentren
haben wir immer wieder davon gesprochen, dass 200 oder 300 Betten ja nicht
heißt, dass alle Menschen zusammen sind, sondern sie sind in Abteilungen, wo
sie sich sehr wohnlich zu Hause fühlen können. Auch bei diesem Krankenhaus wird
es zu Behandlungszentren kommen, in denen es möglich ist, dass nicht der Patient
von einer Großstation und einem Behandlungsraum zum anderen wandern muss,
sondern dass innerhalb dieses Behandlungszentrums all seine Untersuchungen
durchgeführt werden können. Das entspricht wieder unserem Motto „Im Mittelpunkt
steht der Mensch." im Wiener Gesundheitssystem, und dem wollen wir auch
Rechnung tragen.
Das Krankenhaus Nord wird für die Fächer Herz- und Gefäßchirurgie,
Kardiologie, Pulmologie, Thoraxchirurgie und Psychiatrie Spitzenmedizin auf
höchstem Niveau für alle anbieten, natürlich auch eine moderne Unfallchirurgie
und die schon oft zitierte Kinder- und Jugendpsychiatrie, mit einer großen
Aufnahmestation für alle Bereiche. Allein wenn wir daran denken, dass die
Standorte, die aufgelöst werden, einen Sanierungsbedarf gehabt hätten - sie
befinden sich schließlich in sehr alten Einrichtungen -, so hätte dieser
Sanierungsaufwand 700 Millionen EUR betragen! Da sieht man, mit welchem
Weitblick wir vorausplanen und so auch auf der anderen Seite Kosten ersparen
können.
Der KAV liegt mit der Projektrealisierung des Krankenhauses Nord, Herr
Kollege Ebinger, wirklich sehr gut in der Zeit. Von der Beschlussfassung im Mai
2006 bis zur Mitte des Vorentwurfes im Juli 2009 wurden 170 Planungstermine
durchgeführt. 2010 - wir stehen knapp davor - und 2011 werden die Entwürfe,
Einreichungen und Bauvorbereitungen durchgeführt, sodass dann der Errichtung
tatsächlich nichts mehr im Wege steht. Gut geplant ist schon halb gewonnen, so
kann man dieses Sprichwort wirklich umbenennen. Ich bin ganz sicher, dass diese
Planung, in der sehr, sehr viele Mitarbeiter auch aus den zukünftigen
Abteilungen einbezogen sind, wirklich einen großen Erfolg zeitigen wird.
Langfristig wird es weiteren Investitionsbedarf im
Krankenanstaltenverbund geben, da wir sehr oft über alte Bausubstanz der Häuser
verfügen, die aus der Kaiserzeit stammen, die nicht mehr ganz den Anforderungen
an Hygiene und Betriebsabläufe entsprechen, sodass auch baulich vieles
verändert werden muss. Eines der Highlights der zukünftigen Investitionen möchte
ich - vielleicht gerade auch, weil ich Favoritnerin bin - hier nennen: Es ist
der Wirtschaftshof im Kaiser-Franz-Josef-Spital, der genauso wieder zur
Effizienzsteigerung beitragen wird.
Mit der Errichtung dieses Wirtschaftshofes ist es
möglich, dass dort Konzentrationsprojekte wie die Apothekenpartnerschaft und
die Sterilgutversorgung entstehen, die dann für sämtliche Krankenanstalten und
Pflegebereiche in der Region Süd zum Tragen kommen und auch wesentliche
Kosteneinsparungen ermöglichen.
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