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Gemeinderat, 6. Sitzung vom 31.03.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 100

 

Wiener Frauenhäuser und wir haben dort mittlerweile auch ein ganz konkretes Kinderangebot formuliert. So haben wir in jedem Frauenhaus einen eigenen Planposten für eine Frau, die mit den Kindern arbeitet, und das kann man sich so vorstellen, wo es einen eigenen Raum, einen kreativen Bewegungsraum gibt, wo die Kinder betreut werden können, um ihnen sozusagen auch einmal vom Setting her eine gewisse Sicherheit zu geben und auch eine vertrauenswürdige Atmosphäre zu schaffen. Die Frauen, die Psychologinnen, die dort mit den Kindern arbeiten, bearbeiten die Traumata, arbeiten die Traumata auch mit den Kindern entsprechend auf. Das war es uns in jedem Fall jetzt mittlerweile seit, ich weiß jetzt gar nicht, wie vielen Jahren, aber einige Jahre, eben schon wert, dass wir gesagt haben, wir stellen wirklich auch speziell jemanden ein. Früher war das so, dass wir die Leute zugekauft haben. Aber das machen wir jetzt schon seit langer Zeit nicht mehr, weil wir die sozialarbeiterische und psychologische Betreuung der Kinder sicherstellen.

 

Was wir jetzt noch machen, das ist jetzt erst seit kurzer Zeit, ist, wir haben mit der Männerberatung gemeinsam ein Projekt laufen, wo wir spezielle Bubenarbeit machen, denn wir merken, dass speziell auch ältere Buben in diesen Gewaltsituationen andere Traumatisierungen erleben und auch eine andere Hilfestellung brauchen, um aus diesen Traumata aussteigen zu können. Das heißt, wir versuchen hier auch im Sinne der Gender-Aufarbeitung eben den Buben eine eigene Maßnahme auch zur Verfügung zu stellen und wir sehen, dass es eine sehr herausfordernde Arbeit ist. Es ist natürlich auch für die Kinder und für die innerfamiliären Konflikte oft nicht einfach, weil die Kinder dann natürlich auf einmal in einem anderen Setting sind, von dort aus in die Schule gehen, von dort aus in den Kindergarten gehen, erstmals vielleicht auch wirklich real dieses Gefahrenpotenzial wahrnehmen und da brauchen sie einfach eine Begleitung und das funktioniert mit diesem Teil der Kinderarbeit sehr, sehr gut.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird von GRin Schütz gestellt. Bitte schön.

 

9.41.11

GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!

 

Laut einem Bericht vom November 2010 bleiben ungefähr 60 Prozent der Frauen ein halbes Jahr in Betreuung, 40 Prozent bis zu 2 Wochen und 7 Prozent junge Mädchen nützen dieses Frauenhaus auch als Anlaufstelle für das Thema Zwangsheirat.

 

Nun meine Frage an Sie: Ist Ihnen bekannt, bei wie vielen Frauen, die in ihren ursprünglichen Familienverband oder da, wo sie hergekommen sind, zurückgegangen sind, es dann wieder zu Übergriffen gekommen ist und wie hoch da der Prozentsatz Migrantinnen zu Nichtmigrantinnen ist und was gedenken Sie ganz speziell zu dieser Themaproblematik Gewalt gegen Frauen als Ansatz Männern gegenüber zu tun?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Nun, wenn man sich den Bericht der Wiener Frauenhäuser ansieht, dann sieht man, dass wir natürlich gerade auch in den einkommensschwachen Bereichen sehr oft die Frauen in der Doppelmühle drinnen haben, in der Doppelmühle Gewaltopfer, keine eigenständige Existenzsicherheit, enorme Abhängigkeit vom Mann. Aus dieser Gewaltspirale herauszugehen, braucht natürlich damit auch so multiple Antworten. Das ist auch etwas, was wir in der Arbeit in den Wiener Frauenhäusern in den letzten Jahren sehr stark verfolgen können, dass es eben immer schwieriger wird, aus der Gewaltspirale herauszutreten. Für Migrantinnen, die ja oft doppelt diskriminiert sind, Frau und Migrantin, ist es oft natürlich noch einmal zusätzlich schwerer, weil wir ja wissen, dass nach den Aufenthaltsrechten zum Beispiel die Migrantinnen oft eine noch höhere Bereitschaft haben, Gewalt in Kauf zu nehmen, weil sie in der Abhängigkeit zum Mann nicht nur existenziell, das heißt, ökonomisch, stehen, sondern auch in der Abhängigkeit zum Mann auf Grund des Aufenthaltstitels stehen und sie auch oft keinen eigenen Arbeitsmarktzugang haben. Das wird sich jetzt im Zuge der Reform der Rot-Weiß-Rot-Card, was den Arbeitsmarktzugang betrifft, zwar verändern, aber trotzdem ist es bis jetzt eben so, dass die Frauen nicht nur existenziell ökonomisch, sondern eben auch aufenthaltsrechtlich eine hohe Abhängigkeit zum Mann hatten und daher es besonders schwer hatten, überhaupt über ihre Gewalt zu sprechen, die Gewalt zu thematisieren beziehungsweise überhaupt den Schritt ins Frauenhaus zu machen. Andererseits sehen wir wiederum, dass gerade die Frauen, die Migrationshintergrund haben, es sehr oft in patriarchalen Strukturen noch schwerer haben, eine Akzeptanz in der Familie und im sozialen Umfeld zu finden, wenn sie ihre Opferrolle beschreiben und wenn sie ihre Gewalterfahrungen beschreiben. Damit bleibt ihnen eigentlich nur mehr der Weg in die Akutbetreuung des Frauenhauses. Auf das haben wir natürlich sowohl sozialarbeiterisch, aber auch psychologisch reagiert. Was wir noch tun, ist, dass, wenn wir die Frauen dann aus der Akutbetreuung raus in die Übergangswohnungen geben, dort natürlich massiv an der eigenständigen Existenzsicherung arbeiten, sprich, an der Qualifizierung, sprich an dem Ausstieg aus der Spirale auf Grund zum Beispiel eigener Berufstätigkeit. Das ist etwas, das natürlich die Gewaltschutzarbeit noch ein Stück mehr mühsam macht, weil wir auch merken, dass eben ein Gewaltfaktor selten alleine da ist. Es ist oft die psychische Gewalt, die physische Gewalt, und mit ihr einher geht sehr oft auch die sexuelle Gewalt, die überhaupt nach wie vor ein unglaubliches Tabuthema ist, auch in der Gewaltschutz- und Opferarbeit. Das einmal, um ein bisschen zu zeichnen, wie sich das Bild in der Gewaltschutzarbeit insgesamt darstellt.

 

Der nächste Punkt ist dann der, dass wir natürlich auch mit unserer Zwangsheiratsstudie immer wiederum sehen, dass gerade auch junge Frauen, die von Zwangsverheiratungen betroffen sind, ein enges Netz brauchen. Das bieten wir, da brauchen wir auch eine entsprechende interkulturelle Kompetenz dazu. Was wir aber über die Frauenhäuser hinaus zum Beispiel haben, ist die Einrichtung von Kolping, die eine eigene Wohn

 

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