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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 116 von 164

 

In der Debatte zu diesem Geschäftsbereich wurde von Frau Anger-Koch auch erwähnt, dass es in Wien gut ausgebildetes, motiviertes Personal bräuchte. – Ich möchte jetzt gleich vorausschicken: Das, worauf wir in Wien stolz sein können, ist, dass wir gut ausgebildetes Personal im ganzen Ressort Bildung, Jugend, Information und Sport haben und dass wir motiviertes Personal haben, dem vor allem die Kinder und die Jugend in dieser Stadt wichtig sind! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Uns liegt mit diesem Rechnungsabschluss auch eine Bilanz der Einnahmen und Ausgaben vor, die auch eine Bilanz der Krise ist, die nicht von den Menschen hier verursacht wurde, sondern von einigen wenigen Spekulanten und Banken. Uns liegt hier die Bilanz einer Krise vor, durch die wir als Stadt sehr gut gekommen sind. Diese Bilanz zeigt, dass vor allem auch im Ressort Bildung, Jugend, Information und Sport entsprechende Schwerpunkte gesetzt wurden. Es wurden Investitionen in die Zukunft vorgenommen, nämlich in einem hohen Ausmaß auch Investitionen in die Bildung.

 

Eine der größten Investitionen, die wir getätigt haben und die 2010 voll wirksam geworden ist, ist der Gratiskindergarten, der kostenlose Zugang für alle von null bis sechs Jahren. Das sind bis zu 2 700 EUR Ersparnis pro Familie. Das ist eine der größten Mittelstandsförderungen in den letzten Jahren. Sie ist größer als jede Steuerreform und hat in Zeiten einer Wirtschaftskrise vor allem auch die Wiener Familien unterstützt, die in der Krise nicht auch noch eine Last schlucken mussten, sondern denen damit eine Last von den Schultern genommen wurde.

 

577 Millionen EUR hat die Stadt Wien für die Kindergärten ausgegeben. Warum? – Weil das eine wichtige Investition ist, weil das eine Investition ist, die Chancengleichheit fördert, die für alle Kinder gut ist, die ein Schritt zu einem besseren Start in die Schule ist. Wien hat den kostenlosen Kindergarten geschaffen, im Gegensatz zum Beispiel zu Kärnten, wo die Freiheitliche Partei diesen abgeschafft hat.

 

Wir haben die Plätze ausgebaut. Mit Ende 2010 stehen 85 000 Kinderbetreuungsplätze inklusive Hortplätze zur Verfügung, ohne sind es ungefähr 64 000. In den Jahren 2009 und 2010 sind 6 500 neue Kindergartenplätze entstanden, und zwar qualitativ hochwertige Kindergartenplätze, die nicht fünf bis acht Wochen zugesperrt haben, sondern die nur drei Schließtage im Jahr haben. Es sind das Kindergartenplätze mit einem Bildungsplan. Außerdem gibt es hier die meisten Krippenplätze in ganz Österreich. Wir hatten im Jahr 2010 bereits einen Versorgungsgrad von 100 Prozent, und wir können auch noch niederösterreichische Kinder, deren Eltern in Wien arbeiten, hier versorgen.

 

Selbstverständlich sind dazu auch PädagogInnen notwendig, und auch darum kümmert sich Wien schon seit Längerem. Seit 2008 gibt es einen eigenen Ausbildungsschwerpunkt, und mittlerweile werden in verschiedenen Ausbildungsmodulen wie zum Beispiel „Change“ oder „Pick up“ über 500 zusätzliche Personen ausgebildet, und zwar zusätzlich zur normalen Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik, die Wien wie auch Niederösterreich – wie man hinzufügen muss – extra haben.

 

Wir haben das Gehalt für die AssistentInnen und PädagogInnen angehoben, wir haben die Zahl der Vorbereitungsstunden angehoben, und wir haben mehr Freizeit für ältere PädagogInnen eingeführt. All das zeigt, wie viel uns Bildung und wie viel uns die Kinder in dieser Stadt wert sind.

 

Damit komme ich zum zweiten großen Punkt, der die Bildung betrifft, nämlich zum Bereich Schule. Dieser Bereich ist in einem hohen Ausmaß von bundespolitischen Rahmenbedingungen geprägt, es nimmt aber auch Wien seine Verantwortung mit einem Schulsanierungspaket in der Höhe von 570 Millionen EUR bis 2017 wahr. In diesem Schulsanierungspaket sind derzeit 106 Standorte enthalten, und es werden derzeit über 48 Millionen EUR investiert. Aufbauend auf die Volksbefragung, in der sich eine große Mehrheit für ganztägige, flächendeckende Betreuungsangebote auch im schulischen Bereich ausgesprochen hat, baut Wien aus, und zwar vor allem im Neubaubereich an Ganztagesschulen mit verschränktem Unterricht, weil wir davon überzeugt sind, dass das die Einrichtung der Zukunft ist.

 

Das Thema gemeinsame Schule wurde heute schon besprochen. Bisher wurde bei diesem Vorhaben in erster Linie in Form der Neue Mittelschule ein Schritt hin zur Verwirklichung getan. Es gibt 21 Standorte in Wien auch mit den Gymnasien. Es gibt eine individuelle Förderung. In dieser Schule werden Stärken gestärkt und Schwächen geschwächt. Es gibt eine innere Differenzierung. Und es gibt auch jetzt schon eine gemeinsame Schule, nämlich die der Sechs- bis Zehnjährigen. Sie sagen, dass diese nicht funktioniert, ich sage jedoch, dass sie in einem großen Ausmaß sehr gut funktioniert!

 

Die gemeinsame Schule zeigt, dass Kinder auch voneinander profitieren können. Ich habe vor Kurzem festgestellt, dass es in Deutschland einen Preis für die beste Schule Deutschlands gibt, der mit insgesamt 100 000 EUR dotiert ist. Dieser wurde vor Kurzem wieder vergeben. Seit 5 Jahren gibt es diesen Preis. Insgesamt haben 1 000 Schulen dabei schon mitgemacht und eingereicht. Die Schule, die 2011 gewonnen hat, ist eine Schule, die bis in die 8. Klasse hinein keine Noten vergibt. Das erwähne ich jetzt, weil sich eine Kollegin gefragt hat, wie das denn ohne Noten gehen soll. In dieser Schule gibt es kein Sitzenbleiben, sondern es gibt stattdessen Lernentwicklungsberichte. In dieser Schule machen auch 25 Prozent der Schüler Abitur, und zwar zentrales Abitur, das vergleichbar mit allen anderen Schulen ist, und sie haben einen Einser vor dem Komma. 25 Prozent der Schüler in dieser Schule! Und wissen Sie was? – Diese Schule ist auch noch eine Gesamtschule!

 

Das heißt, da gibt es keine Nivellierung nach unten. Schule muss die Kinder motivieren und interessieren, sie muss auch die Lehrer motivieren, und dann funktioniert sie auch gut.

 

Dass die Trennung nicht funktionieren kann, zeigt auch ein anderes Beispiel: Ein Kind kommt von der Volksschule ins Gymnasium. Es hatte schon in der Volksschule Probleme, und zwar nicht mit der Sprache oder mit den Noten, sondern es ist sozial schwierig und

 

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