«  1  »

 

Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 135 von 164

 

es dort gilt, 30 000 Menschen in die Schule, an den Arbeitsplatz, et cetera hin und wieder weg zu bringen. Daher wird sie nicht zum Südbahnhof oder jetzt zum Hauptbahnhof geführt. Jetzt nennen Sie es U5 und erfinden so Dinge wie Leerverrohrungen. Bei Leerverrohrungen denke ich im ersten Moment immer an die leeren Schläuche, wo man dann Drähte einzieht. Das macht man vielleicht bei Hausbauten oder bei Büros, dass man dann Computerleitungen nachzieht. Aber Leerverrohrungen, wo Sie offensichtlich meinen, riesige Tunnelanlagen sollen da jetzt schon für eine U-Bahn errichtet werden, die vielleicht nie fährt, das ist Geld Rausschmeißen. Und Sie sind dann zu Recht die Ersten, die sagen, da muss das Kontrollamt überprüfen, was denn da für ein Unsinn gemacht worden ist. Jedenfalls werden wir auch diesen Antrag ablehnen.

 

Zum Modal-Split generell komme ich ein bissel später, ich habe eh noch genug Zeit. Ich möchte mich dem Radfahren etwas länger widmen. Die Sozialdemokratie am Alsergrund - es ist ja zuerst der Radweg auf der Währinger Straße gekommen, zu dem komme ich gleich - beschäftigt sich schon seit vielen, vielen Jahren mit dem Fahrrad als Verkehrsmittel und auch als Sportmittel. Da ist die Jahreszahl 1997 eine gute Zahl, nämlich 1997 war der Alsergrund gemeinsam mit Hietzing Radfahrmusterbezirk, also Mehrzweckstreifen, Radfahren gegen die Einbahn, et cetera, das haben wir gemacht. Aber noch viel spannender ist es, wenn man sich die Jahreszahl 1897 anschaut, denn da wurde der Arbeiterradfahrverein Wien IX gegründet, der mit vollem Namen „Arbeiterradfahrbund Karl Marx“ geheißen hat. Das finde ich recht witzig. Vielleicht ist daher die innere Abneigung der FPÖ so gegen das Radfahren, weil Sie vielleicht irgendwann gelesen haben, die Radfahrer haben irgendwann einmal den Namen „Karl Marx“ getragen. Aber auch in anderen Bezirken hat es Arbeiterradfahrvereine gegeben. Also seit mehr als 110 Jahren wird am Alsergrund Rad gefahren, natürlich auch in ganz Wien und die Sozialdemokratie hat das damals schon in Vereinen organisiert. In der Zweiten Republik, in den 70er Jahren, ist der Modal-Split in Wien bei 67 Prozent gelegen und in den 90er Jahren ist er zu unserem Leidwesen, zu meinem Leidwesen leider doch auf etwa 60 Prozent abgesunken. Die PKW-Zahlen haben von 203 000 im Jahr 1970 bis zum Jahr 2000 auf bereits 700 000 Kfz zugenommen, das war das 3,5-Fache. Eine Umverteilung des öffentlichen Raumes zu Lasten des Radverkehrs und zu Lasten der Radwege hat leider stattgefunden. Radwege wurden aufgelassen. Ich kann mich erinnern, als Kind gab es viele baulich getrennte Radwege. Einbahnen wurden geschaffen, weil man Parkplätze gebraucht hat. Aber schon 1980 haben wir hier im Wiener Rathaus erkannt, wir brauchen eine Trendumkehr. Die haben wir am 29. April 1980 beschlossen. Ein paar Zahlen zum Vergleich: 1970 hatten wir 11 km Radwegenetz, 1986 168 km, also eine Verfünfzehnfachung, und am Ende des Jahres 2010 zum Rechnungsabschluss hatten wir 1 190 km. Das ist eine Verhundertfachung seit dem Jahr 1970, also 100 Mal so viele Radwege als im Jahr 1970. Ich könnte Ihnen, wenn nötig, auch die Radwege nach Bezirken auflisten. Das lasse ich jetzt momentan einmal weg. Oder die Radwege nach Anlagearten. Ich möchte nur auf eine Anlageart momentan einmal speziell eingehen und das sind die Mehrzweckstreifen, weil mein Vorredner gemeint hat, Mehrzweckstreifen wären generell gefährlich und ganz speziell der auf der Währinger Straße stadteinwärts. Dazu muss man sagen, Mehrzweckstreifen sind ja geschaffen worden, um einen Kompromiss zu dem, was uns auch wichtig ist, herbeizuführen, nämlich möglichst viele Parkplätze zu erhalten. Man könnte die Parkstreifen normalerweise gleich ganz ausräumen und baulich getrennte Radwege schaffen. Ich habe heute in einer Presseaussendung des Kollegen Dworak auch gelesen, der gemeint hätte, warum macht man nicht mehr baulich getrennte Radwege? Na ja, das geht nun einmal nicht, man kann die Straßenbreiten, speziell im innerstädtischen Raum, nicht beliebig verbreitern. Daher gibt es unter anderem eben dieses Mittel der Mehrzweckstreifen. Ein Mehrzweckstreifen schaut im Allgemeinen so aus: Man hat 2,5 m Fahrbahn, dann 1,5 m oder wenn man es vom Gehsteig aus rechnet eben zuerst 1,5 m dieses Mehrzweckstreifens, dann 2,5 m Fahrbahn, insgesamt ist er dann im Regelfall 4 m breit. Normale zweispurige Fahrzeuge benützen eben diese 2,5 m und lediglich Fahrzeuge, die breiter sind, im Allgemeinen werden das Lastkraftfahrzeuge sein und Autobusse sein, benützen diesen Mehrzweckstreifen, diese 1,5 m mit, während er ansonsten ausschließlich den Fahrrädern vorbehalten ist. Das hat den großen Vorteil, dass hier ganz gesichert Autofahrer an Radfahrern vorbeifahren können oder auch umgekehrt, wenn eine Kolonne ist oder Ähnliches, während im Normalfall, wenn eine Fahrbahn insgesamt 3,5 m breit ist, dann dürfte ich als Autofahrer, wenn ich mich an die Verkehrsregeln halte, den Radfahrer nicht überholen, weil ich den Mindestabstand ja nicht einhalten kann. Das bedeutet, diese Mehrzweckstreifen sind auch für den Autofahrer oder die Autofahrerin eine Verbesserung und nicht nur für die Radfahrerin und den Radfahrer, und es funktioniert sehr, sehr gut. Wir haben das eben seit 1997 in einigen Straßen des Bezirks, wo es nicht anders möglich war, gemacht. Es gibt keine Unfälle und die Radfahrerinnen und Radfahrer fühlen sich sehr wohl. Nur vielleicht manche Autofahrer, weiß ich nicht, die ärgert das vielleicht, dass es da eigene Spuren für Radfahrer gibt. Das weiß ich nicht, ob das so ist. Jedenfalls ist die Währinger Straße eine überregionale Radfahrverbindung. Daher werden wir diese Radverbindung - dort an dieser Stelle kostet es 15 Parkplätze und nicht, weiß ich jetzt nicht, irgendwas hat er mehr gesagt, mein Vorredner. Die schaffen wir aber schräg vis à vis auf der stadtauswärts führenden Seite etwas näher zum Ring, das heißt, wir schaffen sogar ein oder zwei Parkplätze mehr, das heißt, wir haben also mehr Parkplätze als vorher. Die Ladezone wird verlegt. Es ist kein Verlust oder kein Gewinn an Abstellplätzen, aber ein großer Gewinn für die überregionale Radverbindung Währinger Straße, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass dort sehr viele Studentinnen und Studenten mit dem Fahrrad unterwegs sind und es täglich mehr werden. Schauen Sie einmal in der warmen Jahreszeit, es wer

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular