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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 163 von 164

 

denn in beiden Bereichen Sanierung und Neubau haben die Unternehmer natürlich die Kreditklemme gespürt, die es gegeben hat und die durch das Misstrauen der Banken untereinander auf Grund der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst wurde. Wir haben berechnet, dass wir in Wien im geförderten Wohnbau in etwa 800 Millionen EUR bis 1 Milliarde EUR für die Langfristfinanzierung benötigen und haben jetzt mit 200 Millionen EUR, die wir zur Verfügung gestellt haben, die sehr hohe Bonität der Stadt Wien genutzt, um Anleihen in der Größenordnung von 200 Millionen EUR zu zeichnen und Banken eingeladen, sich hier an diesen Wohnbauanleihen zu beteiligen. Diese Rechnung ist auch aufgegangen. Es ist fast der gesamte Betrag abgerufen worden und dieses Geld ist auch direkt in den geförderten Neubau eingeflossen.

 

Wenn wir uns jetzt anschauen, welche Maßnahmen wir jetzt unter den schwieriger werdenden budgetären Rahmenbedingungen setzen können, so ist die Wohnbauinitiative, die ich vor Kurzem vorgestellt habe, eine Möglichkeit, ergänzend - und da betone ich, ergänzend - zum geförderten Wohnbau und zwar nur für das heurige Jahr, wo die Zinsen niedrig sind, privates Geld hereinzuholen durch einen Call durch 500 Millionen EUR, die wir als Stadt Wien am privaten Finanzmarkt aufgenommen haben, dieses Geld den Bauträgern zur Verfügung gestellt haben, die von den niedrigen Zinsen profitiert haben und gleichzeitig auch von Grundstücken, die die Stadt Wien zur Verfügung gestellt hat.

 

Und da komme ich vielleicht zu einem Punkt, den der Kollege Norbert Walter angesprochen hat, dass die Bauträger hier irritiert waren, was die Zurverfügungstellung der Grundstücke betrifft, wenn wir doch auch im Wohnfonds, und da sind wir beide ja doch viele Jahre schon gemeinsam tätig, dort eine sehr große Anzahl an Grundstücken in Verwaltung haben. Das ist richtig. Aber ich habe am Beginn dieser Wohnbauinitiative betont, dass diese Initiative nicht den geförderten Wohnbau ablösen darf und dass die Grundstücke, die wir im Wohnfonds über die Jahre angekauft haben, nur für den geförderten Wohnbau zur Verfügung stehen dürfen und dass wir für diese Wohnbauinitiative andere Grundstücke anbieten wollen. Das haben wir, wie ich meine, auch in guter Art und Weise getan. Wir sind derzeit mit fünf Konsortien in den Schlussverhandlungen und ich bin sicher, dass wir dann bei der ersten Gemeinderatssitzung im Herbst auch die Ergebnisse dieser Gespräche präsentieren können.

 

Also ich denke, dass es wichtig ist, deutlich zu machen, bei einer Wohnbauinitiative, die sich vor allem auf den freifinanzierten Wohnbau konzentriert, dass wir keine Grundstücke für den geförderten Wohnbau abzwecken, das bleibt für diesen wichtigen Bereich des Neubaus reserviert, dass wir da andere Wege gehen und versuchen, andere Grundstücke der Stadt Wien zur Verfügung zu stellen.

 

Und ich habe den Eindruck, dass die Konsortien, bestehend aus Wohnbauträgern und Finanzdienstleistern, also Banken und Versicherungen, mit unseren Angeboten hier ganz zufrieden sind und ich bin sicher, dass ich auch im Herbst einen positiven Bericht bringen kann.

 

Vielleicht abschließend noch einige Anmerkungen zu den Wohnkosten insgesamt und da bin ich der Frau GRin Frank sehr dankbar, dass sie auch den internationalen Vergleich gebracht hat, denn da gebe ich Ihnen völlig recht, wir können in Wien stolz darauf verweisen, dass wir einen sehr hohen Anteil an geförderten Wohnungen haben. 60 Prozent aller Wienerinnen und Wiener leben in einer geförderten Wohnung. Das ist international absolute Spitze. Und das ist mit ein Grund, dass die Mietkosten in Wien deutlich niedriger sind als in allen anderen europäischen Großstädten. Und wenn Sie zu Recht Paris anführen und völlig zu Recht auch Mietpreise hier zur Illustration eingebracht haben, so ist das richtig. In Paris sind die Mieten im Schnitt doppelt so hoch, in London sogar drei Mal so hoch und auch in anderen Städten wie in Mailand, in Barcelona, in Rom oder auch in Hamburg sind sie immerhin noch um 50 bis 100 Prozent höher. München beispielsweise, vergleichbar mit Wien, was die Größe betrifft, ist auch 40 Prozent höher. Also von daher sind wir in Wien sehr erfolgsgewohnt und wir sind natürlich bestrebt, diesen sehr hohen Standard im geförderten Wohnbau nicht nur zu halten, sondern auch weiter auszubauen.

 

Dieser geförderte Wohnbau hat seine Bedeutung in der Stabilisierung der Miethöhen, ist aber auch ein wichtiges Element beispielsweise, um Gentrifizierung zu begegnen und andere wichtige gesellschaftspolitische Themen aufzugreifen. Es wurde zu Recht darauf verwiesen, wie notwendig es ist, hier flexibel im Wohnbau auch auf gesellschaftliche Veränderungen einzugehen. Ich denke hier nur beispielsweise an die Generationsthemen, dass wir uns den Kopf darüber zerbrechen müssen, wie gehen wir mit der älteren Generation in Zukunft um, wie werden diese Menschen wohnen und ich der Meinung bin, dass sie möglichst lange auch in ihrer Wohnung verbleiben können sollen. Das bedeutet aber auch, dass die Wohnungen entsprechend ausgestattet werden im Neubau, aber auch in der Sanierung. Und der Herr GR Charly Hora hat ja darauf hingewiesen, dass wir eine eigene Informationsstelle für barrierefreies Wohnen und Bauen eingerichtet haben, um gerade auch diesem generationsspezifischen Aspekt besonders Rechnung zu tragen, und dass wir aber auch gleichzeitig Projekte initiiert haben, wo es um generationsübergreifendes Wohnen geht, wo die Generationen nicht nur nebeneinander leben, sondern miteinander leben und wo wir auch versuchen, im Wohnumfeld beispielsweise Pflegeeinrichtungen mit einzubeziehen.

 

Ganz zum Schluss noch einige Anmerkungen zu den Wiener Gemeindebauten. Hier hat die Frau GRin Hatzl, wie ich meine, sehr ausführlich die neuen Entwicklungen dargestellt. Ich möchte vielleicht nur einen Aspekt besonders unterstreichen, nämlich dass wir bei Wiener Wohnen versuchen, zwei Wege zu gehen, die nur auf den ersten Blick unterschiedlich sind, aber doch zusammenlaufen. Das eine ist eine stärkere Zentralisierung überall dort, wo Kompetenz gefragt ist. Wir haben in den vergangenen Jahren ein zentrales Sanierungsmanagement eingerichtet, wo es vor allem darum geht, Sanie

 

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