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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 113

 

Ein relativ junges Projekt ist die Weiterentwicklung der Bezirksfestwochen zum Festival der Bezirke. Bei diesem wird lokale Kultur an der Basis präsentiert. Hiebei geht es vor allem – und das ist auch ein wichtiger Punkt – nicht nur um das passive Erleben von Kultur, sondern darum, in einem wesentlich weitergehenden Schritt Menschen zum aktiven Kulturleben zu gewinnen. Und dabei ist die Förderung ehrenamtlicher Kulturvereine, etwa ihnen eine Bühne zu geben, von ganz zentraler Bedeutung.

 

Das ist natürlich umso wichtiger, je stärker die Zentrumslastigkeit der kulturellen Einrichtungen in Wien ist, gegen welche es schwer ist, politisch zu steuern, wiewohl man sich darum bemüht. Die Niederschwelligkeit von Kultur wird genau dann erreicht, wenn wir Kultur vor Ort in der unmittelbaren Nachbarschaft leicht erreichbar in den Wiener Vorstädten oder Außenbezirken anbieten. Da sehe ich überhaupt keinen Stillstand. Den von Ihnen herbeigesungenen Stillstand gibt es in dieser belebenden Politik der Außenbezirke und Vorstädte überhaupt nicht! Davon zeugt auch das Festival der Bezirke.

 

Ein Beispiel aus meinem Bezirk, aus Simmering: Das neue Bildungszentrum liegt am Simmeringer Markt. Einige von Ihnen waren vielleicht schon dort. Die Architektur ist sehr gelungen, wenn das allein auch noch nicht garantiert, dass die Menschen kommen und teilnehmen.

 

Das Bildungszentrum am ehemaligen Simmeringer Markt ist mittlerweile schon das eigentliche Kulturzentrum des Bezirks geworden. Und ich sehe auch hier keinen Stillstand! Die geplante Bausumme von über 16 Millionen EUR wurde vom Bauherrn, der Stadt Wien, exakt eingehalten, es hat keine Überschreitungen in den Budgets gegeben, und es wurde eine wunderbare, schöne Sache in einer Wiener Vorstadt, in diesem Fall in Simmering, vor der Stadt Wien gemacht. Da gibt es keinen Stillstand! Im Gegenteil! Es sind dort drei Bildungsinstitutionen beziehungsweise Kultureinrichtungen eingezogen, nämlich die Volkshochschule Simmering, die Musikschule und die öffentliche Bücherei.

 

Was dort geboten wird, konnte man sich bei verschiedenen Veranstaltungen schon anschauen. Alles ist sehr niederschwellig unter Einbeziehung zahlreicher Kulturvereine des Bezirkes. Von der Architektur her liegt es zentral auf einem offenen Platz, den man bei entsprechender Witterung auch wunderbar für Open-Air-Veranstaltungen, wie das so schön heißt, nützen kann.

 

Der eigentliche Wert der Kultureinrichtungen Volkshochschule, Musikschule und städtische Bücherei liegt darin, dass Menschen, die wir zur Teilnahme gewinnen können, nicht passiv etwas genießen, sondern in diesen Institutionen zu aktivem Kulturschaffen ermuntert und weitergebildet werden. Und das ist das Wesentliche. Wir leben in einem Zeitalter des Fernsehens: Es gibt inzwischen Generationen, die mit dem Fernsehen aufgewachsen sind. Der Computer ist etwas dialogischer und aktivierender als das Fernsehen. Es gibt aber auch Menschen, die fernsehsüchtig sind und völlig zur Passivität neigen, und da gilt es gegenzusteuern!

 

Und genau diese Institutionen der Stadt Wien, nämlich Volksschulen, Musikschulen und Bibliotheken, bieten die kulturelle Infrastruktur, damit Menschen aktiviert werden, aktiv ihr Leben gestalten, und kulturell aktive Menschen sind auf jeden Fall auch ein Gewinn für die Demokratie in dieser Stadt und das Mitgestaltenwollen in Wien.

 

Als ein spannendes wie innovatives Projekt würde ich genau die KulturlotsInnen, wie sie sich nennen, bezeichnen. Mein blauer Vorredner ist auf diesen Punkt schon ausführlich eingegangen. Kollege Ebinger! Ich glaube, das war Ihr ausführlichster Punkt überhaupt. Sie haben das durchaus kritisch, aber nicht unkonstruktiv beleuchtet, wenn ich Ihnen dieses Kompliment machen darf, das Ihnen in Ihrer Fraktion hoffentlich nicht schadet! Ich setze mich gerne damit auseinander, weil ich an dieses Projekt wirklich glaube! Die Zahlen, die Sie genannt haben, sind tatsächlich nicht ganz richtig, und daher gehen Sie jetzt anscheinend! Kein Problem, Sie müssen sich das nicht unbedingt anhören, es ist im Protokoll nachzulesen!

 

Ich möchte zuerst einmal grundsätzlich auf das Projektziel eingehen. Das Projektziel der KulturlotsInnen ist es tatsächlich, Lust auf Kunst und Kultur zu machen. Hemmschwellen im Zusammenhang mit der Teilnahme an Kunst und Kultur sollen gerade bei Menschen im Arbeitsprozess abgebaut werden, die – wie Sie richtig erkannt haben – bislang am Kulturleben wenig, kaum oder gar nicht teilgenommen haben. Und damit will das Projekt nicht mehr und nicht weniger erreichen als die Demokratisierung des Kulturlebens. Ich denke, das ist mutig und in Zeiten wie diesen wahrscheinlich auch notwendig.

 

Das Projekt selbst bedient sich der Strukturen von Gewerkschaft und Personalvertretung, also der betrieblichen Strukturen, um Erwachsene an ihrem Arbeitsplatz zu erreichen. Das heißt, es soll das, was es an betrieblichen, gewerkschaftlichen und betriebsrätlichen Strukturen gibt, im Interesse der Teilnahme beziehungsweise Teilhabe an Kultur genützt werden.

 

Ich glaube, dass Sie die Rolle von Betriebsräten etwas überbewerten. Natürlich spielen die Personalvertreter hiebei eine konstruktive Rolle, und sie sollen für dieses Projekt gewonnen werden. Die Zahl von 18 000, die Sie nennen, ist aber natürlich eine Utopie! Es ist das Ziel, alle Personalvertreter und alle Menschen, die sich auf betrieblicher Ebene für ihre Kolleginnen und Kollegen einsetzen, zum Mitmachen zu gewinnen. Manche werden kein Interesse haben, andere haben keine Zeit, andere haben einen Pflegefall zu Hause, das ist ja bekannt. Aber schon die jetzigen Zahlen aus der beginnenden Projektphase – und es liegt jetzt der erste Abschlussbericht vor – sind eigentlich erfreulich.

 

In den ersten 23 Monaten der ausgewerteten Projektphase haben – da muss ich Sie korrigieren! – laut den ganz offiziellen Zahlen 8 348 Menschen daran teilgenommen, und zwar an 387 Veranstaltungen, diesbezüglich sind Sie richtig gelegen. Die Sache ist spannend. Wichtig sind für mich nicht nur diese Zahlen, sondern vor allem die Tatsache, dass diese Gruppe von an Kultur teilnehmenden Menschen – und diese Zahl möchte ich Ihnen genau nennen – das Eintrittsgeld von 100 489

 

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