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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 61 von 113

 

EUR selbst aufgebracht hat.

 

Was geschieht mit diesen Eintrittsgeldern, die hier außertourlich extra durch Kulturveranstaltungen lukriert wurden? – Diese Gelder fließen natürlich in die entsprechenden kulturellen Institutionen der Stadt Wien. Das heißt, man kann effektiv von einer ganz spannenden und produktiven Umwegrentabilität im Kulturbereich sprechen: Mehr als 100 000 EUR fließen in Form von Eintrittsgeldern wieder in diese Kulturinstitutionen. – Dazu kann ich dem Projektteam, jenen Gewerkschaftern, die mitspielen, und natürlich den Kolleginnen und Kollegen der Stadt Wien, die das ermöglicht haben, nur herzlich gratulieren und sie zum Weitermachen ermuntern! Das ist eine gute Basis, auf der man aufbauen kann.

 

Gefördert wurde das Projekt mit 160 000 EUR. Wir sehen also, wie positiverweise mit diesen Eintrittsgeldern auch etwas Zusätzliches erreicht wird.

 

Was sagt die FPÖ zu den KulturlotsInnen? – Einiges haben wir jetzt vom Kollegen gehört. Im Gemeinderatsausschuss stimmt die FPÖ kulturpolitisch blind und ignorant dagegen, anstatt dieses Projekt produktiv zu diskutieren, sich einmal anzuschauen, wie es läuft, und sich die Zahlen genau anzuschauen, zum Beispiel eben diese Umwegrentabilität im Zusammenhang mit den Eintrittsgeldern.

 

Ich denke mir, das ist auf jeden Fall eine Initialzündung, um Menschen erstmals dazu zu bringen, zu Kulturveranstaltungen zu gehen. Menschen, die sich mitunter auch scheuen, einzeln und allein zu einer Kulturveranstaltung zu gehen, schätzen das Organisierte und dass sich jemand um Karten kümmert. Sie schätzen es, dass es eine Kulturexpertin oder einen Kulturexperten gibt, der ihnen vor der Veranstaltung zum Inhalt, zur Form und vielleicht auch zu den Darstellern etwas erklärt. Das ist höchst willkommen, und daher nehmen Menschen diese Möglichkeit gerne an. Ich schätze diese Initialzündung über alle Maßen! Ich denke mir, das ist ein Beitrag dazu, dass Kulturleben in Wien tatsächlich ein Massenphänomen bleibt.

 

Die Vermittlung von Kunst und Kultur setzt in Wien allerdings schon sehr früh an, nämlich selbstverständlich bei den Kindern. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf eine Einrichtung verweisen, die es auch erst seit ein paar Jahren gibt, bei der ich den Stillstand auch nicht merke: Es ist dies das MUSA, das Museum auf Abruf, ein neues Museum.

 

Andere Städte in Europa schließen Museen. Ich möchte Sie etwa daran erinnern: Die Hamburger CDU wollte bekannterweise das Altonaer Museum schließen. Daraufhin gab es eine große Protestwelle. Die neue SPD-Regierung der Stadt garantierte dann aber das Altonaer Museum, das einen Teil von Heimatgeschichte präsentiert. Altona ist ein sehr traditioneller Stadtteil von Hamburg, und das Altonaer Museum wird dank des Wahlsiegs der Sozialdemokraten erhalten bleiben.

 

Daran sieht man den Unterschied: Sozialdemokraten bemühen sich, die Kulturbudgets stabil zu halten. Sozialdemokraten bemühen sich, dass Kulturpolitik nicht von Profitdenken und von der Privatisierung bestimmt ist, sondern dass entsprechende öffentliche Gelder für Kultur zur Verfügung stehen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich komme zurück auf das Museum auf Abruf: Die Stadt zeigt hier ihre angekaufte Kunstsammlung. Diese ist mit mehr als 20 000 Werken von über 3 500 Kunstschaffenden sehr ansehnlich, und diese Sammlung wächst. Herr Ebinger! Ich kann Ihnen versichern: Auch bei dieser Sammlung im MUSA gibt es keinen Stillstand! Und diesbezüglich ist auch die Bezeichnung Jammertal von Frau Ing Leeb nicht angebracht! Diese Sammlung der Stadt wächst weiter, das ist einerseits aktive Nachwuchsförderung, aber nicht nur Nachwuchsförderung, sondern Künstler- und Künstlerinnenförderung. Die Sammlung wächst, und das, was die Stadt ankauft, macht sie auch transparent und öffentlich, damit die Wiener sehen, dass kein Unsinn angekauft wird, sondern dass damit eine Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kultur und zeitgenössischem Kunstschaffen geschaffen werden soll. (Zwischenruf von GR Mag Gerald Ebinger.) Sie reden von Stillstand, ich kann diesen Stillstand aber auch im Bereich des MUSA nicht im Leisesten erkennen!

 

Die Mannschaft des Museums setzt auch auf Kulturvermittlung mit speziellen Führungen – das ist heute mein Spezialthema – etwa für Schulkinder, um sie für zeitgenössische Kunst zu begeistern und um sie dialogfähig zu machen. Und es gibt auch Angebote von Führungen in Gebärdensprache. Uns geht es darum, dass auch sogenannte gesellschaftliche Nischen, also auch kleine Gruppen von Menschen, von Kunst und Kultur nicht ausgeschlossen sind. Daher gibt es auch Führungen in Gebärdensprache. Das wird natürlich öffentlich finanziert, das ist klar. Das wird aus dem Kunst- und Kulturbudget der Stadt Wien finanziert, und ich bin ganz einfach stolz darauf, dass man diese Gruppe von Menschen, die auf Gebärdensprache angewiesen sind, in Wien nicht vergisst. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Bei Kulturvermittlung geht es aber auch um die Weitergabe von Identität und Geschichte. In Zeiten der Globalisierung ist das für mich ein sehr hoher Wert. Wir werden auch von internationalen Angeboten überschwemmt, die nicht immer die beste Qualität haben. Ich wehre mich überhaupt nicht gegen internationale Angebote! In Kunst und Kultur ist das selbstverständlich, dieser moderne Gedankenaustausch ist befruchtend, wie er immer schon in der Kunst war. Es kommt aber durchaus auf Qualität an.

 

Es gibt in Wien ein ganz klares Bekenntnis zum Erhalt des kulturellen Erbes, und auf dessen Stellenwert möchte ich jetzt eingehen: Was tut Wien für sein kulturelles Erbe? – Seitens der Opposition wurde vorhin gesagt, dass die Leute wegen des imperialen Wien kommen. Aber das imperiale Wien ist ja nicht genau das, was 1918 hier zurückgelassen wurde, ohne dass wir etwas gemacht hätten. Es gibt viel zu tun, um dieses bauliche Erbe zu erhalten, zu pflegen und manches sogar wiederherzustellen. Und das geschieht in Wien! In Wien arbeitet – und ich betone: arbeitet – der Altstadterhaltungsfonds. Diesen gibt es nicht einfach, sondern dieser arbeitet, und auch beim Altstadterhaltungsfonds sehe ich keinen Stillstand!

 

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