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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 72 von 113

 

der Stadtkasse? - Aber das Kulturleben war schon immer großzügig bei den Gagen der Direktoren.

 

Es ist zwar nicht Ihr Verantwortungsbereich, aber ein gewisser Klaus Bachler war auch gleichzeitig Burgtheaterdirektor und Direktor des Münchner Nationaltheaters der Bayerischen Staatsoper bei doppelter Gage. Nur möglich durch ein sozialistisch verwaltetes Unterrichtsministerium! Hier sieht man: Böse Beispiele verderben die Sitten. (Beifall bei der FPÖ.) - Wie auch immer. Alles zu Lasten des Steuerzahlers und des kleinen Mannes. Der freut sich schon auf Oktober 2013, wenn es überhaupt noch so lange dauert.

 

Um eines klarzustellen: Wir Freiheitlichen haben dem Bereich Kunst und Kultur immer große Aufmerksamkeit geschenkt. Wir haben dem Budgetvoranschlag 2010 zugestimmt und bekennen uns nach wie vor zu den Wiener Festwochen. Ich hoffe, die neue Bestellung wird etwas Gutes bringen.

 

Aber in Zeiten wie diesen einen Peter Sellars nach Mali zu schicken, damit er die dortige Musik erforscht, um sie dann in das Stück des „Desdemona"-Projekts einfließen zu lassen, ist eine Arroganz und eine Geldverschwendung ohnegleichen! Dafür haben wir Wiener Freiheitlichen nicht das geringste Verständnis, und sicher auch nicht die Mindestrentner in Wien. (GRin Mag Sybille Straubinger: Ich hab gedacht, Sie mischen sich nicht ein in Inhalte?)

 

Übrigens: Was darf uns die Musik in Mali interessieren, wenn junge Menschen im Rahmen der Wiener Festwochen die Namen unserer Kulturheroen Goethe und Schiller seit Jahren vermissen? - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr Amtsf StR Dr Mailath-Pokorny. Ich erteile es ihm.

 

17.05.20

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Frau Gemeinderätin!

 

Da ist Ihnen unterwegs der Shakespeare dann noch abhanden gekommen als Kulturheroe - aber wahrscheinlich deshalb, weil das ein gebürtiger Engländer ist -, und dazwischen haben Sie ihn noch genannt. Also sozusagen eine ordentliche Shakespeare-Aufführung, so wie man sie aus den einschlägigen kulturhistorischen Werken kennt - das weiß ich nicht, ob Ihnen das gefallen hätte, denn da ist es ziemlich wild zugegangen. - Wo ist denn jetzt die Frau Gemeinderätin? (GRin Uta Meyer winkt, hinter den Bankreihen der ÖVP-Fraktion entlanggehend, dem Redner zu.) Ah, da! Ja, ja. – Da ist es ziemlich wild zugegangen, auch mit sehr unterschiedlichen sozialen Schichten, durchaus auch mit unterschiedlichen Sprachen. Und wenn Sie sich ein bisschen die Shakespeare-Stücke anschauen, zum Beispiel auch das, das in Wien spielt, „Maß für Maß" - ich glaube, das würde wahrscheinlich jetzt alles unter das fallen, was Sie hier kritisieren. Ich nehme zur Kenntnis, dass das unter Umständen einer Ihrer Kulturheroen sein könnte, aber ganz sicher bin ich mir nicht.

 

Was nun die verschiedenen Fragen betreffend die Wiener Festwochen anbelangt, so beantworte ich Ihnen alles gerne. Lassen Sie mich nur eines sagen: Die Arbeit eines Intendanten oder einer Intendantin, gerade für ein Festival, wie die Wiener Festwochen eines sind, besteht ja gerade darin, dass sie versuchen, sich auch internationale Entwicklungen anzuschauen, diese einzuschätzen, nach Wien zu bringen. Also ich würde sagen, es ist geradezu der kulturpolitische Auftrag, dass sie sich auch umschauen, dass sie sich auch außerhalb deutschsprachiger Gebiete bewegen, dass sie vielleicht auch die eine oder andere nichtdeutsche Sprache sprechen und verstehen, dass sie Stücke nach Wien bringen, die vielleicht nicht notwendigerweise dem deutschsprachigen Kulturraum angehören. Aber da werden wir uns wahrscheinlich nie verstehen. Das ist auch der Unterschied. Das ist ja auch okay so.

 

Ich glaube, dass es einer Stadt wie Wien - und gerade einer Stadt wie Wien, die sehr viel slawischen, magyarischen Einfluss hat, italienischen Einfluss hat, die deutschen Einfluss hat, die ganz unterschiedlichen Einfluss hat, so wie jede Stadt auf der Welt – gut tut, nicht nur der deutschsprachigen Kultur anzugehören, nicht nur das Deutsche zu pflegen, das natürlich unsere Mutter- oder Vatersprache ist, aber natürlich auch schon wiederum nicht von allen. Also das Miteinander, die Verschiedenartigkeit der Kulturen ist ja gerade das, worauf Sie, glaube ich, heute als österreichische oder Wiener Kultur so stolz sind. Und das werden Sie halt auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Wiener Blut ein sehr gemischtes ist. Das ist im Übrigen auch genetisch gesund; ich glaube, da legen Sie auch großen Wert darauf.

 

Also man sollte diese große Vielfalt und Unterschiedlichkeit eher unterstützen, als verhindern. Und ich glaube, dass die Wiener Festwochen gerade auch ein Festival sind, das diese verschiedenartigen Kulturen nach Wien bringt und im Übrigen damit großen Erfolg hat. Wir haben wieder mehr Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie haben auch international großen Erfolg.

 

Eine der Produktionen, die mir heuer wirklich sehr beeindruckend erschienen sind, und ich möchte diese als eine für viele nennen und geradezu auch als beispielhaft für die Kulturpolitik dieser Stadt bezeichnen: Es gab im Donau Zentrum eine Produktion im Rahmen von „Into the City", wo sich das RSO zusammengetan hat mit jungen Leuten aus der Hip-Hop-Szene, und das ergab eine ganz faszinierende und interessante Mischung. Die Leute, die teilgenommen haben, die hat es sehr fasziniert. Die Orchestermusiker haben gesagt, ja, für uns ist das auch eine Herausforderung, einmal mit jungen Menschen zusammenzukommen und zu arbeiten, für die nicht das Präzise und das Wiederholende und das möglichst präzise Wiederholen, sondern das spontane Kunstmachen eine interessante Erfahrung ist. Und das war auch ein großer Erfolg und hat auch einen großen Kritikerzuspruch, im Übrigen international, gefunden. Und ich denke mir, dass das auch ein gutes Beispiel dafür ist, wie an unterschiedlichen Orten, an Orten, wo sonst nicht die Kultur die Oberhand hat, mit Menschen, die vielleicht sonst nicht damit in Berührung kommen, aber hochqualitative Kunst produziert wird. Das ist, glaube ich, in diesem Fall auch gelungen.

 

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