«  1  »

 

Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 79 von 113

 

ger ausführen -, es also in die eigene Tasche zu stecken. Aber Sie wissen, dass nach dem Zweiten Weltkrieg ganz Europa sehr viel durchgemacht hat, dass ganz Europa in diesem Aufbauprozess auf internationale Hilfe angewiesen war. Und Sie kennen den Marschallplan.

 

Der Marschallplan hat dazu verholfen, dass Europa sich wieder auf die Beine stellen konnte, und hat weitreichende politische Auswirkungen bis heute. Durch den Marschallplan in den Jahren 1948 bis 1952 hat Österreich im Jahre 1948/49 280 Millionen Dollar, im Jahre 1949/50 166,5 Millionen Dollar, im Jahre 1950/51, 114,3 Millionen Dollar, 1951/52 116 Millionen Dollar, 1952/53 35 Millionen Dollar bekommen - insgesamt 711 Millionen Dollar von den USA, damit Österreich sich wieder erfangen kann, damit Österreich sich wieder auf die Beine stellen kann, damit das Land sich wieder entwickeln kann.

 

In diesem Sinne hat sich die Entwicklungszusammenarbeit im Laufe der Zeit weiterentwickelt, wobei damit begonnen wurde, dass Kommunen mit anderen Kommunen in Kontakt getreten sind, um die Zusammenarbeit zu entwickeln. Warum? - Das ist sehr wichtig. Sie wissen ganz genau, dass in nationalstaatlichen Beziehungen die Regierungen die Hilfsmittel hauptsächlich den Regierungen zur Verfügung stellen, wobei die Regierungen das Geld nicht unbedingt dort ankommen lassen, wo es ankommen sollte, nämlich in unterschiedlichen Kommunen. Das heißt, die Regierungen dieser Länder sind sicherlich auch aus politischen Überlegungen wählerisch und versuchen auch, ihre Macht dort aufzubauen. Die Entwicklungszusammenarbeit, die kommunale Entwicklungszusammenarbeit ermöglicht es uns, dass wir jene Regionen, die auf Unterstützung angewiesen sind, aber von ihren Regierungen vernachlässigt werden, unterstützen.

 

Und das, meine Damen und Herren, hat im Kalten Krieg eine wesentliche Rolle gespielt. Sie wissen ganz genau, dass sehr viele deutsche Städte mit den Städten in den ehemaligen Ostblockstaaten Kontakte gepflegt haben und dadurch auch mitgeholfen haben, den Aufbau einer Opposition zu ermöglichen. Und wir wissen heutzutage auch ganz genau, dass durch diese Entwicklungszusammenarbeit auch jene Kräfte in diesen Ländern gestärkt werden, die ein anderes Bild von der Gesellschaft haben, die von der Unterjochung wegkommen können, damit sie sich auf die eigenen Beine stellen können, damit sie von der Armut wegkommen können, damit Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden kann.

 

Während wir das gemacht haben, ist Ihr Idol, meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei - ich spreche von Jörg Haider und nicht von jemand anderem –, in den Irak gereist und hat sich, glaube ich, mit dem Doubleur von Saddam getroffen, mit Diktatoren, ist nach Libyen gereist und hat sich mit Gaddafi getroffen. Das ist ja alles, meine Damen und Herren, eine falsche Politik. (GR Mag Dietbert Kowarik: Das hat der Kreisky schon gemacht! – GR Mag Wolfgang Jung: Die Stadt Wien war stolz auf die Kontakte ...) Wir aber sagen, die kommunale Zusammenarbeit dient dazu, dass eben Kräfte, die von ihren Diktatoren unterjocht werden, auf eigenen Beinen stehen können.

 

Wenn man Ihren Gedanken „unser Geld für unsere Leute" weiterverfolgt und wenn wir das runterbrechen auf „mein Geld für mich", dann verliert ihr Ansatz jede solidarische Grundlage. Das heißt, wenn Sie einmal viel Geld haben und ein anderer nicht, Sie müssen aber ein Haus bauen und der andere verhungert, dann werden Sie sagen: Ich bin damit beschäftigt, mein Haus zu bauen, also verhungere! Mein Geld mir! - Wir denken nicht so. Wir denken, das, was wir haben, können wir durchaus gerecht untereinander teilen! (GR Mag Wolfgang Jung: Nein, Sie geben unser Geld her! – GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Nehmen Sie privat Asylwerber auf! Nehmen Sie privat arme Menschen zu Hause auf! Tun Sie das! Die GRÜNEN sollten das tun! Tun Sie das!)

 

Schauen Sie, „Verteidiger des Abendlandes", ich erzähle Ihnen vielleicht einmal eine Geschichte vom alten Testament. „Verteidiger des Abendlandes"! (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Sie verschleudern unser Geld!) Im Alten Testament wird erzählt, wie die sieben mageren Jahre ausgebrochen sind. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Sie haben ja keine Ahnung, was Sie reden! Ist ja unglaublich! Steht draußen und redet irgendwas!) Schauen Sie, ich erzähle Ihnen das in einer solchen Sprache, damit Sie das verstehen. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Ahnungslosigkeit!)

 

Als die sieben mageren Jahre ausgebrochen sind, schickte Jakob seine Kinder nach Ägypten zu Josef. Josef war damals der Schatzkanzler des Pharao. Da hätte der Josef sagen können: „Entschuldige, wir haben sieben magere Jahre! Jetzt willst du noch das haben, was wir da in der Hand haben? Das geben wir nicht her!“ - Also Sie haben nicht einmal den Sinn von dem, was Sie gelesen haben, verstanden. (GR Mag Wolfgang Jung: Weil die in den fetten Jahren gespart haben und die anderen nicht! Das ist das Problem!)

 

Was hat Josef gemacht? - Josef hat das geteilt, hat seinen Brüdern auch Nahrung gegeben, hat sie sogar nachher aufgenommen. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Tun Sie das, bitte! Tun Sie das privat!) - Wie die Geschichte dann weitergegangen ist, erzähle ich Ihnen ein anderes Mal. (Beifall bei den GRÜNEN. - Ironische Heiterkeit bei der FPÖ.)

 

Oder: Was halten Sie von Jesus? Wie halten Sie es mit Jesus und mit dem einen Fisch? (StR DDr Eduard Schock: Der Heilige Akkilic spricht!) Sie wissen, 5 000 Leute hatten nichts zu essen. Dann kam ein Fisch, und mit diesem Fisch wurden die 5 000 Leute ernährt.

 

Ich sage jetzt einmal (GR Mag Dietbert Kowarik: Zur Geschäftsgruppe was sagen! – StR DDr Eduard Schock: Sie sollten in die Kirche predigen gehen! Sie sind falsch hier!), diese Wunderkräfte habe ich nicht. Wenn Jesus sie gehabt hat, ist das eine andere Sache. Aber der Gedanke dahinter, Verteidiger des christlichen Abendlandes, der Gedanke dahinter ist sehr wichtig. Sie wissen ganz genau, dass man mit einem Fisch - einer Forelle, einem Karpfen, oder was weiß ich - 5 000 Leute nicht ernähren kann. Der Gedanke dahinter ist: Lerne teilen! Teile! (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Teilen Sie einmal! Teilen Sie! Tun Sie das!) Sei nicht geizig! Teilen ist

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular