Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
Seite 3 von 88
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik:
Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen!
Ich
eröffne die 13. Sitzung des Wiener Gemeinderates.
Ich darf die Entschuldigungen bekannt geben: Frau
GRin Frank ist krank. Frau GRin Klicka ist dienstlich verhindert, ebenso wie GR
Kops. GR Ing Meidlinger ist dienstlich verhindert. GRin Schubert, GR Schuster,
GR Stark, GR Dipl-Ing Stiftner sind ebenfalls entschuldigt.
Wir kommen zuallererst zur Fragestunde.
Die
1. Frage (FSP - 02663-2011/0001 - KSP/GM)
wurde von Herrn GR Christian Hursky gestellt und ist an den Herrn
amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet. (Welche dezentralen Kulturprojekte haben in
den vergangenen Jahren zur nachhaltigen Aufwertung von Wiener
"Grätzeln" beigetragen)
Bitte
zu beantworten.
Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich
werde gefragt, welche dezentralen Kulturprojekte in den vergangenen Jahren zur
nachhaltigen Aufwertung von Wiener Grätzeln beigetragen haben.
Sehr
geehrter Herr Gemeinderat! Es gibt natürlich eine ganze Menge von neuen
dezentralen Kulturprojekten in Wien. Das liegt ja auch im Wesen der
Dezentralisierung oder des Dezentralen, dass das ja eine relativ große
Fluktuation hat. Es entwickeln sich Dinge kleinteilig, niederschwellig in den
verschiedenen Stadtteilen, in den Grätzeln. Manche entwickeln sich weiter, manche
verschwinden wieder, andere entstehen. Das ist ja auch ein Zeichen einer
lebendigen Kulturlandschaft in dieser Stadt und da hat sich in der jüngeren
Vergangenheit tatsächlich sehr viel getan.
Ich
erwähne beispielsweise, dass wir mehr als 200 interkulturelle Vereine pro Jahr
und 200 Projekte pro Jahr in diesem Bereich über unsere verschiedenen Förderschienen
fördern. Da sind natürlich auch sehr viele interessante Einzelprojekte im Laufe
der Zeit entstanden. Ein paar möchte und kann ich Ihnen nennen, bei Weitem
nicht alle.
Wenn
Sie zum Beispiel daran denken, dass der große Kulturtanker der Wiener
Festwochen seit geraumer Zeit eine eigene niederschwellige Festivalschiene
unter dem Titel „Into the City" laufen hat, die ganz besonders Menschen in
den Außenbezirken anspricht und ganz besonders jüngere Menschen, auch bildungsfernere
Schichten in das Programm unter dem Übertitel „Wiener Festwochen"
einbezieht.
Eine
ganz andere Initiative in einem anderen Bereich, geographisch eher im Zentrum
angesiedelt, aber es soll das ja die ganze Bandbreite und Spannbreite andeuten,
ist die Initiative „Das Dorf" im Weißgerber-Viertel im 3. Wiener
Gemeindebezirk, wo sich eine private Initiative zusammengetan hat, um dort
unterhalb der Schnellbahnbögen eine mittlerweile sehr beachtete, auch über das
Grätzel hinaus beachtete Kunst- und Kulturinitiative zu starten.
Ein
weiteres Projekt ist zum Beispiel „Kunst am Grund" im 15. Bezirk, wo ein
Viertel auch mit sehr hoch qualitativer Kunst bespielt wird, wo das
normalerweise vielleicht nicht so der Fall wäre.
Das
Kabelwerk ist zu erwähnen, ein Kulturzentrum im Süden Wiens, in Meidling, das
natürlich weit über den unmittelbaren Bereich hinaus wirkt.
Zu
erwähnen ist selbstverständlich auch SOHO, die Kulturinitiative, wenn man so
will, eines der Musterbeispiele oder das Paradebeispiel dafür, wie ein
Stadtteil, nämlich der Teil um den Brunnenmarkt, durch Kunst und
Kulturbespielung sehr aufgewertet werden kann. In dem Zusammenhang ist
natürlich auch die Brunnenpassage zu erwähnen, die ja auch, so wie die anderen
Initiativen, von der Stadt Wien unterstützt wird. Und an Hand der Brunnenpassage
möchte ich ganz kurz auch das Ziel und das Wirken von diesen neuen
Kulturprojekten erläutern.
Es
waren völlig neue Wege, die hier eine Privatinitiative, nämlich in diesem Fall
die Caritas, in Sachen Integration eingeschlagen hat, als der Kunstsozialraum Brunnenpassage
im Juni 2007, also vor vier Jahren, in Wien-Ottakring eröffnet wurde. In der
Zwischenzeit ist dieses mittlerweile sehr erfolgreiche Projekt mit dem Österreichischen
Integrationspreis 2011 in der Kategorie „Fördern und unterstützen"
ausgezeichnet worden, der im Übrigen heuer zum zweiten Mal vergeben wurde. Die Brunnenpassage
macht über Kunst erlebbar, dass kulturelle Vielfalt jede Gemeinschaft bereichert.
Ziel der Brunnenpassage ist es, allen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen am
Brunnenmarkt Zugang insbesondere zur zeitgenössischen Kunst zu erschließen. Es
wird mit über 300 Veranstaltungen pro Saison ein sehr vielfältiges Programm
angeboten. Durch Kunst und Kultur werden neuartige Begegnungsmöglichkeiten am
Brunnenmarkt und noch darüber hinaus geschaffen. Das Potenzial von
künstlerischen Prozessen wird in der Arbeit der Brunnenpassage als Mittel für
sozialen Wandel genutzt. Das ist ganz wichtig, weil man ja genau diese Grätzelprojekte
auch dazu benützen soll, nicht nur quasi einen Frontalunterricht zu geben und
Kunst darzubieten, sondern die Einbeziehung der Menschen und die Aktivierung
der Menschen. So wurden etwa bei Workshops zwölf junge Frauen
unterschiedlichster kultureller Herkunft als DJns ausgebildet und bilden heute
selber das erfolgreiche DJn-Kollektiv „Brunnhilde“.
Die
Brunnenpassage versucht, Kultur für jene Menschen attraktiv und erreichbar zu
machen, die die kulturellen Angebote der Stadt sonst vielleicht nicht so nützen
würden. KünstlerInnen, Gruppen und Produktionen der Brunnenpassage werden Wien-
und Österreich-weit bereits eingeladen. Den mitwirkenden AkteurInnen wird damit
ermöglicht, in Kunstinstitutionen und Orten der Innenstadt aufzutreten und auch
in der Mitte der Gesellschaft Sichtbarkeit zu erlangen. Bestandteil des Konzepts
sind deshalb zahlreiche Kooperationen mit anderen Wiener Kulturinstitutionen
wie dem Wiener Konzerthaus, den Wiener Festwochen, dem Dschungel und dem Schauspielhaus.
Auch da ist es wichtig, dass kleinere Kunst- und Kulturinitiativen der Stadt in
den Grätzeln von
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular