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Gemeinderat, 13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 3 von 88

 

09.01.03(Beginn um 9.01 Uhr.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich eröffne die 13. Sitzung des Wiener Gemeinderates.

 

09.01.16Ich darf die Entschuldigungen bekannt geben: Frau GRin Frank ist krank. Frau GRin Klicka ist dienstlich verhindert, ebenso wie GR Kops. GR Ing Meidlinger ist dienstlich verhindert. GRin Schubert, GR Schuster, GR Stark, GR Dipl-Ing Stiftner sind ebenfalls entschuldigt.

 

09.01.39Wir kommen zuallererst zur Fragestunde.

 

9.01.50†Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny - Frage|

Die 1. Frage (FSP - 02663-2011/0001 - KSP/GM) wurde von Herrn GR Christian Hursky gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet. (Welche dezentralen Kulturprojekte haben in den vergangenen Jahren zur nachhaltigen Aufwertung von Wiener "Grätzeln" beigetragen)

 

Bitte zu beantworten.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Ich werde gefragt, welche dezentralen Kulturprojekte in den vergangenen Jahren zur nachhaltigen Aufwertung von Wiener Grätzeln beigetragen haben.

 

Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Es gibt natürlich eine ganze Menge von neuen dezentralen Kulturprojekten in Wien. Das liegt ja auch im Wesen der Dezentralisierung oder des Dezentralen, dass das ja eine relativ große Fluktuation hat. Es entwickeln sich Dinge kleinteilig, niederschwellig in den verschiedenen Stadtteilen, in den Grätzeln. Manche entwickeln sich weiter, manche verschwinden wieder, andere entstehen. Das ist ja auch ein Zeichen einer lebendigen Kulturlandschaft in dieser Stadt und da hat sich in der jüngeren Vergangenheit tatsächlich sehr viel getan.

 

Ich erwähne beispielsweise, dass wir mehr als 200 interkulturelle Vereine pro Jahr und 200 Projekte pro Jahr in diesem Bereich über unsere verschiedenen Förderschienen fördern. Da sind natürlich auch sehr viele interessante Einzelprojekte im Laufe der Zeit entstanden. Ein paar möchte und kann ich Ihnen nennen, bei Weitem nicht alle.

 

Wenn Sie zum Beispiel daran denken, dass der große Kulturtanker der Wiener Festwochen seit geraumer Zeit eine eigene niederschwellige Festivalschiene unter dem Titel „Into the City" laufen hat, die ganz besonders Menschen in den Außenbezirken anspricht und ganz besonders jüngere Menschen, auch bildungsfernere Schichten in das Programm unter dem Übertitel „Wiener Festwochen" einbezieht.

 

Eine ganz andere Initiative in einem anderen Bereich, geographisch eher im Zentrum angesiedelt, aber es soll das ja die ganze Bandbreite und Spannbreite andeuten, ist die Initiative „Das Dorf" im Weißgerber-Viertel im 3. Wiener Gemeindebezirk, wo sich eine private Initiative zusammengetan hat, um dort unterhalb der Schnellbahnbögen eine mittlerweile sehr beachtete, auch über das Grätzel hinaus beachtete Kunst- und Kulturinitiative zu starten.

 

Ein weiteres Projekt ist zum Beispiel „Kunst am Grund" im 15. Bezirk, wo ein Viertel auch mit sehr hoch qualitativer Kunst bespielt wird, wo das normalerweise vielleicht nicht so der Fall wäre.

 

Das Kabelwerk ist zu erwähnen, ein Kulturzentrum im Süden Wiens, in Meidling, das natürlich weit über den unmittelbaren Bereich hinaus wirkt.

 

Zu erwähnen ist selbstverständlich auch SOHO, die Kulturinitiative, wenn man so will, eines der Musterbeispiele oder das Paradebeispiel dafür, wie ein Stadtteil, nämlich der Teil um den Brunnenmarkt, durch Kunst und Kulturbespielung sehr aufgewertet werden kann. In dem Zusammenhang ist natürlich auch die Brunnenpassage zu erwähnen, die ja auch, so wie die anderen Initiativen, von der Stadt Wien unterstützt wird. Und an Hand der Brunnenpassage möchte ich ganz kurz auch das Ziel und das Wirken von diesen neuen Kulturprojekten erläutern.

 

Es waren völlig neue Wege, die hier eine Privatinitiative, nämlich in diesem Fall die Caritas, in Sachen Integration eingeschlagen hat, als der Kunstsozialraum Brunnenpassage im Juni 2007, also vor vier Jahren, in Wien-Ottakring eröffnet wurde. In der Zwischenzeit ist dieses mittlerweile sehr erfolgreiche Projekt mit dem Österreichischen Integrationspreis 2011 in der Kategorie „Fördern und unterstützen" ausgezeichnet worden, der im Übrigen heuer zum zweiten Mal vergeben wurde. Die Brunnenpassage macht über Kunst erlebbar, dass kulturelle Vielfalt jede Gemeinschaft bereichert. Ziel der Brunnenpassage ist es, allen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen am Brunnenmarkt Zugang insbesondere zur zeitgenössischen Kunst zu erschließen. Es wird mit über 300 Veranstaltungen pro Saison ein sehr vielfältiges Programm angeboten. Durch Kunst und Kultur werden neuartige Begegnungsmöglichkeiten am Brunnenmarkt und noch darüber hinaus geschaffen. Das Potenzial von künstlerischen Prozessen wird in der Arbeit der Brunnenpassage als Mittel für sozialen Wandel genutzt. Das ist ganz wichtig, weil man ja genau diese Grätzelprojekte auch dazu benützen soll, nicht nur quasi einen Frontalunterricht zu geben und Kunst darzubieten, sondern die Einbeziehung der Menschen und die Aktivierung der Menschen. So wurden etwa bei Workshops zwölf junge Frauen unterschiedlichster kultureller Herkunft als DJns ausgebildet und bilden heute selber das erfolgreiche DJn-Kollektiv „Brunnhilde“.

 

Die Brunnenpassage versucht, Kultur für jene Menschen attraktiv und erreichbar zu machen, die die kulturellen Angebote der Stadt sonst vielleicht nicht so nützen würden. KünstlerInnen, Gruppen und Produktionen der Brunnenpassage werden Wien- und Österreich-weit bereits eingeladen. Den mitwirkenden AkteurInnen wird damit ermöglicht, in Kunstinstitutionen und Orten der Innenstadt aufzutreten und auch in der Mitte der Gesellschaft Sichtbarkeit zu erlangen. Bestandteil des Konzepts sind deshalb zahlreiche Kooperationen mit anderen Wiener Kulturinstitutionen wie dem Wiener Konzerthaus, den Wiener Festwochen, dem Dschungel und dem Schauspielhaus. Auch da ist es wichtig, dass kleinere Kunst- und Kulturinitiativen der Stadt in den Grätzeln von

 

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