Gemeinderat, 14. Sitzung vom 21.10.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 51
Auge, dass wir heute Transparency International beitreten, meine Damen und Herren. Da gehören wir hin als Stadt Wien! Das ist der Hohn schlechthin, meine Damen und Herren! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)
Aber ich habe vorhin Kunst im öffentlichen Raum erwähnt, damit kommen wir zum Thema Matt. Vielleicht noch der Vollständigkeit und der Richtigkeit halber: Dem Aktenstück, dieser Umwidmung betreffend die Sammlung Rotes Wien stimmen wir klarerweise auch nicht zu.
Wobei wir nichts dagegen haben, Herr Kollege Troch, auch das habe ich schon ausgeführt, dass die Stadt Wien auf die Erfolge der Sozialdemokratie der Zwischenkriegszeit – ich sage das, der Zwischenkriegszeit! –, die unbestreitbar waren – ich sage, waren! –, hinweist. Nur verstehen wir nicht, warum man da einen eigenen Verein machen muss und das nicht als zusätzliches Budget dem Museum der Stadt Wien gibt und das so abführen kann. Das habe ich ja schon mehrfach ausgeführt, das ist nur für das Aktenstück.
Kommen wir also zu dieser Kunsthalle. Solche Dinge scheinen bei Museumsdirektoren und Kunstschaffenden in Österreich üblich zu sein. Das hat einmal mit Seipel begonnen. Der hat ja bekannterweise immer Dubletten gesammelt, auch das war etwas Lustiges. Die haben eingekauft und dann hat er die Dubletten von Uschebtis – ich frage mich, wie es bei 3 000 Jahre alten Sachen Dubletten geben kann, damals gab es ja gar keine Produktion in dem Sinne – eben in seine Privatsammlung abgekauft.
Noever, ehemaliger MAK-Direktor, klagt jetzt – eine unglaubliche Frechheit eigentlich – sogar ein Erfolgshonorar ein und sagt, dass die Geburtstagsfeiern für seine Mama im Interesse des Museums für angewandte Kunst waren. So weit sind wir gekommen!
Es ist ja eine Politik und eine Stimmung in diesem Land, die eigentlich unglaublich ist. Nicht nur, dass solche Dinge vorkommen, sondern diese Leute gehen her und klagen da noch etwas ein! In diesem Zusammenhang ist wohl auch die Geschichte um Gerald Matt zu sehen.
Es gab schon früher Vorwürfe. Er wurde von der StRin Pasterk … Zuerst war er kulturpolitischer Berater, dann Generalsekretär der Kunsthalle. Die künstlerische Leitung hatte damals Cathrin Pichler, die in einem „Standard“-Interview 1998 gesagt hat, er lässt die Texte von Ghostwritern schreiben und manipuliert die Besucherzahlen. Das war 1998.
Der Herr Chefkurator Mießgang wurde von jetzt auf sofort entlassen, und zwar aus schwerwiegenden Gründen, weil man ihm nämlich Datenklau vorgeworfen hat. Er selbst hat, das ist durchaus glaubwürdig, die meisten Texte von Gerald Matt in den letzten 11 Jahren geschrieben, die dann der Matt …
Er hat das gern gemacht. Er hat auch im Buch „Gespräche – Österreichs Kunst der 60er Jahre“ beim Interview mit Hrdlicka seinen Namen eingesetzt, obwohl das Interview von jemand anderem geführt wurde. Dieses Buch ist jetzt, glaube ich, eingestampft worden, weil sie sich nicht mehr einigen konnten. Er hat also ein gewisses Geltungsbewusstsein. (Leiser Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) – Bitte? Ich verstehe das nicht, ich höre es nicht.
Interessant sind auch die Verträge, die Klaus Werner-Lobo angesprochen hat. Auch so etwas habe ich noch nicht gesehen. Wenn man dem „profil" glauben kann, stand in Matts Dienstvertrag seit 2003 „Vergütung allgemeiner Reisekosten, die nicht einem bestimmten Projekt zugeordnet werden können“, bis zur Höhe von 18 500 EUR pro Jahr. (GR Mag Wolfgang Jung: Urlaub!)
Das verstehe ich als Jurist eigentlich nicht. Die Kunsthalle hat laufende oder eben geplante Projekte, und es müsste einem Menschen eigentlich ganz leicht möglich sein, seine Dienstreisen einem Projekt zuzuordnen. Daher muss man davon ausgehen, dass die 18 500 EUR, die nicht zuordenbar sind, aber im Dienstvertrag stehen, nur Privatreisen sein können. Das heißt, offensichtlich steht im Dienstvertrag: 18 500 EUR Privatreisen.
Dann kommt der von der Kollegin Leeb zitierte lange Artikel auf „Zeit Online“ „Dandy und Despot“, wo eben Dinge ausgeführt werden, die ich jetzt gerade auch schon erwähnt habe, ein ganzer Berg von Vorwürfen: frisierte Besucherzahlen, fragwürdige Nebeneinkünfte, zu Unrecht unter seinem Namen veröffentlichte Publikationen, ihm zugeschriebene Ausstellungen, Mobbing. Es gibt sechs eidesstattliche Erklärungen von Mitarbeitern, von persönlichen Urlaubsreisen, Bankgeschäften, dass Umbauarbeiten in seiner Wohnung durchgeführt wurden sowie Reparaturen an seinem Oldtimer Mercedes 220 Coupé.
Das Neueste, das aufgekommen ist, ist diese Diskussion im Zusammenhang mit der Initiative der Kulturministerin Schmied, dass die Kunsthalle in das Künstlerhaus gehen soll, weil sie den Platz im Museum für das Museum moderner Kunst braucht. Dazu wurde eine Machbarkeitsstudie veranlasst, von der Stadt Wien natürlich, inwieweit die Kunsthalle ins Künstlerhaus einziehen kann. Diese Studie wurde von seiner langjährigen Freundin Susanne Moser gemacht, die mit ihm gemeinsam das Buch „Kulturmanagement leicht gemacht“ geschrieben hat. (GR Mag Wolfgang Jung: Sehr leicht!) – Ja, sehr leicht!
Diese Studie kommt natürlich zum Schluss, dass im Künstlerhaus für die Kunsthalle kein Platz ist. Dafür wurden im Dezember 2009 33 600 EUR netto, zuzüglich Spesen – beim Matt ist es ja gefährlich, wenn Spesen zuzüglich sind, aber das ist nicht der Matt – und Umsatzsteuer verrechnet.
Ich möchte auch Matts Initiativen hinsichtlich Staatsbürgerschaftverleihung gegen Zuwendungen nicht unerwähnt lassen. Das ist ja ein Thema, das in Wien momentan sehr en vogue ist.
Da gibt es einen Fall in Salzburg, der von der Staatsanwaltschaft nur widerwillig aufgenommen und gleich wieder eingestellt wurde, wo aber auf Grund des Prüfberichtes von Audit Services Austria festgestellt wurde, dass für die 2,5-Millionen-EUR-Spende 300 000 EUR auf ein nordzypriotisches Konto gegangen sind;
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