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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 23.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 43 von 72

 

relativieren, weil es mit dem Fußball natürlich nicht ganz so stimmt, denn der Vergleich, wie er ihn gebracht hat, geht ein bissel in die Richtung zwischen 10 und 14 Jahren. Vergleichen wir das mit Englisch oder mit Deutsch oder mit Mathematik, wer es nicht kann, fliegt raus. Und jetzt sage ich, es gibt im Großen und Ganzen jetzt nichts Schlimmeres wie den Fußball. Ich habe selber bis 12 bei der Vienna gespielt, dann bin ich daraufgekommen, ich bin nicht gut genug. Dann habe ich halt aufgehört, Fußball zu spielen. Daran ist mein Leben tatsächlich nicht maßgeblich irgendwie besser oder schlechter geworden.

 

In der Schule ist es unsere Aufgabe und da dürfen wir es nicht zulassen, dass wir einfach sagen, na, du kannst vielleicht nicht ganz so gut Mathematik oder Rechnen, du kannst nicht ganz so gut Deutsch, du kannst nicht ganz so gut Englisch. Nein, da müssen wir schauen, dass wir gemeinsam die Kinder und Jugendlichen mitnehmen.

 

Und jetzt kommt der nächste Punkt: In einer Zeit, die für die meisten heranwachsenden Jugendlichen zu der schwierigsten Zeit in ihren ersten 15 Lebensjahren zählt, nämlich in der Pubertät, wo wir wissen, dass es ganz unterschiedliche Entwicklungsschübe gibt, wo wir wissen, dass die Pubertät, beginnend von emotionalen Schwankungen bis hin zu Gefühlsausbrüchen alles Mögliche in jedem von uns ausgelöst und widergespiegelt hat, et cetera, und natürlich auch in gewissen Zeiten dazu führt, dass man manchmal aufmerksamer einen Stoff verfolgen kann, abgelenkt ist, besser lernt, schlechter lernt, wie auch immer. Aber das kann doch nicht ausschlaggebend dafür sein, und das ist in der gegenwärtigen Situation so, wie dann das spätere Leben weitergeht. Und weil wir den Beweis haben, dass die Gesamtschule funktionieren kann, und jetzt kommen wir dazu, unter welchen Rahmenbedingungen. Natürlich kann nicht alles gut werden, wenn alles bleibt, wie es ist. Wir waren uns einig (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.), nein, aber wir waren uns alle einig, die Klassengrößen, also die SchülerInnenanzahl in den Klassen, soll sinken, maximale Obergrenze 25. Wäre super toll auch für die AHS. (GRin Ing Isabella Leeb: Immer noch zu viel!) Immer noch zu viel. Unsere Kinder, Jugendlichen sollen dann in wirklich schönen, neuen, hell ausgerichteten Schulen unterrichtet werden. Super. Aber dann, muss ich ganz ehrlich sagen, seien wir auch bereit dazu, die notwendigen finanziellen Mittel auf Bundes- und Landesebene zur Verfügung zu stellen. Glaubt denn hier irgendwer, hätte Wien jetzt tatsächlich 300 Millionen EUR zusätzlich für den Bildungsbereich zur Verfügung, dass wir sie nicht ausgeben würden? Oder beim Bund. Ich glaube auch, dass der Bund gerne mehr Geld für Schulen ausgeben würde, aber dann müssen wir uns darum kümmern, dass es mehr Geld gibt. Und da beginnt dann auch immer wieder schon die ideologische Debatte, woher kommt denn das Geld, weil das fällt ja nicht vom Himmel. (GRin Ing Isabella Leeb: Aber ich kann ja alle leben lassen!)

 

Nur, und jetzt komme ich zu einem speziellen Punkt der Geldverschwendung, und da sage ich einmal dazu, mehr im ländlichen Raum als in Wien. Durch die jahrzehntelange Diskussion Gesamtschule oder nicht, insbesondere in Niederösterreich, da verfolge ich das mehr, diese Diskussion um Gymnasiumsstandorte und/oder baue ich meine Hauptschule aus, in Niederösterreich jetzt auch Neue Mittelschule, kriege ich einen Platz dazu, et cetera, weil in dieser Unsicherheit die wenigsten Gemeinden bereit sind, zusätzlich in eine Hauptschule zu investieren. Alle raufen sich darum, dass sie ein Gymnasium kriegen und auf Bundesebene wird ewig lange herumgetan, bis eine Entscheidung fällt. Jetzt als Beispiel von der Grenze Wiens im Norden Wiens in Gänserndorf, eigentlich das erste Gymnasium in Gänserndorf, das erste Gymnasium zwischen der Stadtgrenze und 15 km außerhalb - dazwischen haben wir ein paar kleinere Ortschaften, dann haben wir Deutsch Wagram, glaube ich, mit 9 000 Einwohnern, Gänserndorf mit 12 000 Einwohnern - ist total überlastet. Was ist gemacht worden? Man hat an der Stadtgrenze zu Wien, und jetzt komme ich zur Kaserne von Martina Wurzer, einen ehemaligen Kasernenbau oder eine ehemalige Kaserne in ein Gymnasium, in die Expositur von Gänserndorf, umgewandelt und es geht aber nichts weiter, weil niemand weiß, welche Schulsysteme kommen. Gleichzeitig wissen die einzelnen Gemeinden gerade am Land nicht, was ich schon gesagt habe, Gymnasium oder Mittelschule, und da wird unglaublich viel Geld und noch viel mehr Zeit verschwendet, um adäquate Schulen den Schülerinnen und Schülern bereitzustellen.

 

Wenn wir aber sagen und endlich einmal diese Grundsatzentscheidung treffen, es gibt diese gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen, es gibt diese gemeinsame Schule mit selbstverständlich der inneren Differenzierung, dann tun wir uns leichter. Dann tun wir uns in der Gebäudeplanung leichter, dann tun wir uns sozusagen auch im Reagieren aufs Bevölkerungswachstum, auf demographische Verschiebungen leichter und könnten die auch damit frei werdenden Mittel wieder verstärkt dazu verwenden, tatsächlich dem Bildungsanspruch nachzukommen. Und das sind so Sachen, wo eine Diskussion, ob Gesamtschule oder nicht, den Bau neuer Gebäude zum Teil lähmt und unglaubliche Mehrkosten verursacht, die wir uns sonst sparen könnten. (GRin Ing Isabella Leeb: Betrifft das Wien oder Niederösterreich?) Nein, mir geht es darum, wie in ... (GRin Ing Isabella Leeb: Mir geht es um Wien!) Ja, aber es geht im Endeffekt darum, das habe ich vorhin versucht auszuführen: Wenn wir die Schulen so gestalten wollen, jetzt ganz abgesehen von der Frage Gesamtschule oder nicht, wie wir sie uns vorstellen, haben wir erkannt, wir brauchen mehr finanzielle Mittel auf Bundesebene wie auf Landesebene. Dann kann man schauen, kriegt man sie von irgendwo oder kann man irgendwo Mittel frei machen.

 

Und natürlich ist es dann gerade im ländlichen Raum noch viel wichtiger, Mittel frei zu machen, weil man sagen kann, man versucht, ein gemeinsames System tatsächlich auch festzuschreiben, damit nicht Gemeinden gegeneinander aktiv werden et cetera, sondern

 

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