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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 23.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 65 von 72

 

Pensionssystem der Gemeinde übernimmt. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Troch. Ich erteile es ihm.

 

15.28.58

GR Dr Harald Troch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Also mich freut einmal grundsätzlich, dass die Stimmung gegenüber den Wiener Symphonikern hier eine sehr positive ist und dass wir uns hier eher über finanzielle Details und über das Wie unterhalten, aber nicht grundsätzlich über die Sinnhaftigkeit der Wiener Symphoniker. Das würde diesen wichtigen Botschaftern Wiens auch nicht gut tun.

 

Ich möchte aber trotzdem zuerst auf etwas eingehen, was Sie, Herr Dr Frigo, gestern behauptet haben. Sie haben hier in den Raum gestellt, die USA-Tournee der Wiener Symphoniker wäre ein Flop gewesen. Ich möchte das einfach nicht unwidersprochen hier im Saal zurücklassen.

 

Bei dieser Tournee der Wiener Symphoniker in den USA waren in 9 Konzerten 20 000 Besucher. In 9 Konzerten 20 000 Besucher! Wenn ich das vergleiche: Wäre der Musikverein 9 Mal ausverkauft, bis auf den letzten Stehplatz ausverkauft, dann wären das 12 950 Besucher. Damit sehen wir einmal die Dimension von 9 Konzerten.

 

Und ich sage noch etwas: In New York ein ausverkauftes Konzert mit 2 700 verkauften Karten hinzulegen, das ist erstens einmal betriebwirtschaftlich ein Erfolg, das ist für die PR der Wiener Symphoniker ein Erfolg, und der Wert für diese Stadt Wien, die Wiener Symphoniker als Botschafter der Musikweltstadt einzusetzen, ist ja quasi unbezahlbar – unbezahlbar für den Ruf Wiens, unbezahlbar für den Tourismus in dieser Stadt, unbezahlbar für die hunderten Hotels und die anderen Einrichtungen der Wirtschaft Wiens, die vom Tourismus lebt. Das ist eine Umwegrentabilität, die wir als solche auch ganz einfach anerkennen sollten. (Beifall bei der SPÖ und von GR David Ellensohn.)

 

Ich freue mich, dass es unbestreitbar ist, dass wir ein klares Ja dazu sagen. Ja, die unvergänglichen Werke von Mozart, Brahms, Strauss, Schubert, Beethoven sollen in Wien aufgeführt werden, aber nicht durch Gastspiele zum Beispiel vom Cleveland Orchestra oder vom Boston Symphony Orchestra hier aufgeführt werden. Nein, ein eigenes Wiener Orchester pflegt die Traditionen der Wiener Klassik, und das erfordert natürlich entsprechende Mittel.

 

Nun konkret zu den Vorschlägen oder Vorwürfen, die hier formuliert wurden: Die Änderung der Vereinsstruktur, wo man über die Vereinstatuten durchaus nachdenkt und einiges überdenkt, das ist im Laufen, aber das Vereinsstatut der Symphoniker aufzugeben, das möchte ich hier doch hinterfragen. Immerhin lässt genau dieses Vereinsstatut zu, dass die Wiener Symphoniker von der Betriebsleitung her kollektivvertragsfähig sind mit dem eigenen Orchester. Eine Umwandlung in eine GmbH hieße, dass diese Kollektivvertragsfähigkeit fällt, und damit muss die Betriebsleitung, das Management, in Einzelverträgen und Einzelgesprächen die weiteren Reformschritte vornehmen.

 

Ich würde einmal behaupten, das Aufgeben der Kollektivvertragsfähigkeit über dieses Sonderstatut als Verein würde die Situation der Symphoniker verschlimmern und nicht erleichtern. Nichtsdestotrotz gebe ich Ihnen recht, bestimmte Elemente des Vereinsstatuts werden andiskutiert und sind zu überlegen. Grundsätzlich halte ich das Aufgeben aber nicht für sinnvoll.

 

Noch einmal zur Subvention. Wenn wir die Wiener Symphoniker mit einem durchaus vergleichbaren Orchester wie dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreichs vergleichen, dann ist einmal zu sagen: Für 99 Musiker der Niederösterreicher gibt das Land Niederösterreich 9,25 Millionen EUR per anno. Hochgerechnet auf die 127 Musiker der Wiener Symphoniker wären das 11,86 Millionen EUR. Im Vergleich dazu: Die Wiener Symphoniker – Zahl 2010 – bekamen 11,77 Millionen EUR, ohne die Altpensionslasten, wenn wir konkret vergleichen wollen. Also das liegt ganz ähnlich, das liegt sehr beisammen.

 

Hier dem StR Mailath-Pokorny Untätigkeit vorzuwerfen, dazu ist eines zu sagen: Die früheren Kulturstadträte, zum Beispiel auch ÖVP-Kulturstadtrat Marboe, haben festgehalten an der Pensionsregelung, die eine großzügige ist – oder eigentlich war, denn die gibt es ja in dieser Form nicht mehr –, und die damals als Dankeschön dieser Stadt an außergewöhnliche, hervorragende Musikleistungen dieses Orchesters natürlich gebunden, gedacht war. Wir haben aber dann gesagt, nein, das ist in dieser Form einfach nicht mehr finanzierbar. Daher hat StR Mailath-Pokorny 2006 dieses Pensionsstatut für die nachfolgend aufgenommenen Musiker aufgehoben, und das ist aufgekündigt worden. Die Altlasten sind da. Das sind ordentliche, gültige Verträge, die wir in der Form einfach nicht ändern können. Untätigkeit vorzuwerfen, ist aber einfach falsch, das stimmt nicht, die Ansätze sind da.

 

Der neue Geschäftsführer Neubert macht, finde ich, nicht nur eine gute Figur, sondern seine Überlegungen liegen bereits auf dem Tisch. Schon dieses Jahr haben die Symphoniker an sieben Auslandskonzerttourneen teilgenommen, wo Wien bestens im Ausland präsentiert wurde und was der Stadt Wien vielfach zugute kommt und zurückkommt. Da sind die Erfolge ganz klar.

 

Wir werden mit ihm auch in eine neue gute Saison gehen. Sie haben selbst, Herr Dworak, gestern auch schon angesprochen, dass ein neuer Chefdirigent aus Paris kommen wird. Eine wunderbare Weiterentwicklung dieses Orchesters!

 

Ich sage daher ganz einfach Ja zu Wiener Klassik, ein Ja, dass die Stadt Wien ihre eigene Musik, die Tradition der Wiener Klassik mit einem eigen Orchester pflegt und ins Ausland exportiert. Und damit diese Musik mit einem eigenen Orchester für Wien und die Wienerinnen und Wiener da ist – auch für die Zuwanderer, auch das ist wichtig –, sage ich ein klares Ja zu den Wiener Symphonikern, ein Ja zu diesem Budget für die Symphoniker. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

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