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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 73 von 125

 

Viele Gräber, auch zum Beispiel jenes von Arthur Schnitzler, sind erst 2007 zum Ehrengrab ernannt worden. Bis dahin hat die SPÖ ja überhaupt kein jüdisches Gefühl gehabt, sozusagen. Und wenn ich daran denke, dein Vorgänger, der Marco Schreuder, und ich und der David Lasar, wir haben uns immer stark gemacht für die Instandhaltung des jüdischen Friedhofes in Währing und für dieses Häuschen dort, und obwohl es im Regierungsübereinkommen steht, hat sich das Land immer abgeputzt. Jetzt steht es drinnen im eurem Regierungsübereinkommen, und wenn man diese Formulierung sieht, dann stellt man fest: Die jüdischen Ehrengräber, die sind jetzt einmal saniert – gut -; ein Weiteres ist die Seegasse, ein alter jüdischer Friedhof; und dann der Friedhof in Währing. - Aber es ist noch immer nichts passiert.

 

Und man sollte auch nicht vergessen: Man sollte nicht jetzt etwas als Projekt herausstellen, wo jahrelang die Opposition Druck gemacht hat. Ihr habt dort, der Marco hat dort Führungen gemacht durch den jüdischen Friedhof. Das ist alles verhallt im Nirwana. - Also gut.

 

Struppeck ist neuer Musical-Intendant. - Ja, gut! Auch gut! Gott sei Dank endlich einer, der etwas von Musical versteht. Er hat übrigens bei Peter Weck gelernt, in der Musical-Schule, die es auch nicht mehr gibt - eine gute Institution.

 

Dann steht drinnen: Nachlass von Max Reinhardt. - Das kann ich doch auch nicht als Projekt bezeichnen. Wenn der auf dem Markt ist, wie bei einer Auktion, und ich das haben will und wenn jemand so wichtig ist wie der Max Reinhardt, dann muss ich schauen, um Gottes, Himmels willen, dass ich das krieg! Da kann ich nicht sagen, das ist ein Projekt, sondern da muss ja ein jeder dankbar sein, wenn wir es haben.

 

Und: Wien bekommt den Universitätsring. - Also wenn das jetzt das Projekt für 2012 ist, na ja, dann will ich mich dazu nicht mehr weiter äußern.

 

2011, das ist das Jahr der Interkulturalität und Transkulturalität. - Ja, das war 2011, das Jahr der Transkulturalität. Ich weiß, du bist transkulturell mit einer brasilianischen Frau, ich bin transkulturell. Sonst, also außer diesem einen Projekt auf der Homepage des Herrn Stadtrates, Labor für Interkultur - das ist die von dir genannte Garage X - und solchen Stücken, die durchaus okay sind, mit den 30 Kindern und so, kann ich unter den ganzen Projekten von 2011 nichts in dieser Richtung finden.

 

Da steht drinnen: 320 Strauss-Autographen digitalisiert. – Super! Ja, ist auch notwendig – aber ...

 

Digitalisierung der Klein- und Mittelkinos. - Da hat die Stadt Wien mit den Betreibern, mit den Verleihern, mit dem Bund gemeinsam gearbeitet. Das haben wir auch befürwortet, das ist auch gut, aber auch nicht so sehr das Wahnsinnsprojekt.

 

Dann ist die Gedenkstätte für die Opfer des Freiheitskampfes renoviert worden.

 

Dann steht etwas ganz Lustiges drinnen: Eröffnung der 49. Viennale. - Also ist das ein Projekt, wenn ich eine Viennale eröffne? Sogar die Rede steht drinnen. In dieser Rede steht drinnen - das kann ich auch befürworten, Herr Stadtrat -, dass man die Kultur nicht kaputt sparen lassen soll in Zeiten der Krise. - Wunderbar.

 

Jüdisches Museum erstrahlt in neuem Glanz. - Okay, gut. Diese Sanierung wurde uns damals als Funktionssanierung verkauft, genauso wie damals vom Ronacher. Beim Ronacher war aber bei der Funktionssanierung der Unterschied zur wirklichen Sanierung. Hier meint man Einbauten von Lift und Multimediasachen und Renovierung.

 

Und dann kommen schon wieder - 2011 haben wir sie auch - die Kulturlotsen! Diese ziehen sich wie ein roter Faden durch. Sozusagen das Highlight der Ära Mailath-Pokorny sind die KulturlotsInnen.

 

Das Kunsthaus feiert 20-jähriges Jubiläum. - Das ist aber auch kein Projekt, ehrlich gesagt, nicht wahr? Okay, da hat der Giger eine Ausstellung gemacht, es gab von Hundertwasser eine Ausstellung und von Cartier-Bresson – super.

 

Und das Mozarthaus feiert sein fünfjähriges Jubiläum. - Auch da muss man sagen, es ist ja eigentlich schlimm, dass man die einzige erhaltene Wohnung von Mozart erst vor fünf Jahren zugänglich gemacht hat. Aber bitte, sie ist zugänglich. 700 000 Besucher zählte man in 5 Jahren - eine gute Sache. Aber sozusagen ein Highlight, eine Vision?

 

Sie haben einmal gesagt, Sie suchen Streit. Aber Sie sehen ja, ich kommentiere das, bei den meisten Punkten stimmen wir zu. Also es schaut mir mehr so wie Verwalten aus. Und das ist uns eben zu wenig, und deswegen stimmen wir diesem Rechnungsabschluss nicht zu.

 

Aber erlauben Sie mir noch ein paar weitere Anmerkungen - ich habe ja noch immer zwölf Minuten -: Dann steht auf der Homepage noch etwas. Ganz oben steht: „Konservativ? Nein, Bio-Konservativ.“ - Jetzt habe ich mir zuerst gedacht: Vielleicht war er früher konservativ - ich meine, es gibt ja auch wertkonservative Sozialdemokraten - und jetzt, durch die neue Regierung mit den GRÜNEN, hat er sich halt bio-konservativ genannt. Dann habe ich einmal versucht, herauszufinden, was damit gemeint ist. Und dann kommt - ich darf das kurz vorlesen: „Seien es Chimären in der griechischen Mythologie, Science Fiction Romane oder Mary Shelley's Frankenstein: Die Manipulation menschlichen und tierischen Lebens ist ein uralter Plot. Nun scheint er mit Gentechnik und Entschlüsselung des Genoms Realität zu werden.“ – Ich überspringe hier einen Absatz. „Designerbabies, gedächtnisfördernde Drogen oder Genmanipulationen bergen jedenfalls die Problematik, als Mensch selbst in die Natur einzugreifen. Selbst wenn in tendenziell immer unreligiöseren, säkularen Gesellschaften die Grenzen der göttlichen Autorität immer stärker verschwimmen,“ - Vorsitzender des Bundes Sozialistischer Akademiker: göttliche Autorität! – „so ist die Selbststeuerung menschlicher Evolution dennoch heikel. Denn im Unterschied zur Natur kann man gelinde gesagt vom menschlichen Handeln nicht immer behaupten, dass es auf Grund einer in sich geschlossenen Logik, im besten Fall

 

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