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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 93 von 125

 

erzählen müssen.

 

Ich denke mir, das System, das wir in Wien haben, ist momentan das bessere. Das heißt nicht, dass man darüber nicht diskutieren kann. Aber so, wie wir es in Wien haben, ist es das funktionierende und das bessere System. Ich denke mir, damit ist der Notruf für österreichweite einheitliche Frauennotrufe momentan kein Thema für uns. So, wie es bei uns funktioniert, ist das, wo wir glauben, dass wir auch den Frauen am nächsten stehen.

 

Dazu gibt es auch viele Studien, die belegen, warum der Frauennotruf in Wien so notwendig ist. Es gab in den letzten 15 Jahren - das hört sich viel an, aber 15 Jahre sind nicht eine wirklich lange Zeit - fast 95 000 Beratungsgespräche. Jedes 8. Gespräch davon, also 12 Prozent, war sexuelle Gewalt und 90 Prozent sind Frauen, AnruferInnen weiblichen Geschlechtes. Man soll es nicht abstreiten, und auch das ist ein Thema, 10 Prozent waren Männer. Aber 90 Prozent im Gegensatz dazu sind Frauen, die häusliche Gewalt erleiden. Ich denke mir, das ist ein Thema, das man nicht unter den Scheffel fallen lassen kann und über das man weiter diskutieren und darauf schauen muss, dass man den Opfern helfen kann.

 

76 Prozent der Opfer kannten die Täter. 29 Prozent der Täter von Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, stammen aus dem sozialen Umfeld. Das heißt, dass sich eine Großzahl der Täter im Freundes-, Bekannten-, Familienkreis aufhält. Es gibt nur ganz wenige Prozente, wo die Täter eigentlich diejenigen sind, die man nicht eruieren oder nachverfolgen kann. Das ist ein kleiner Teil. Meistens erfolgt Familiengewalt beziehungsweise im Freundes- oder Bekanntenkreis.

 

Aber jetzt zu einem ein bisschen erfreulicheren Thema. - Ist etwas, Herr Jung? (GR Mag Wolfgang Jung: Nein!) - Nichts? Okay! Ich frage nur, weil ich Sie gehört habe. (GR Mag Johann Gudenus, MAIS: Prophylaktisch einmal, weil es hätte sein können!) Es war ein leises Gemurmel und ich habe ihn nicht verstanden. (GR Mag Wolfgang Jung: Das war ein leises Gemurmel?) Ich bin ein höflicher Mensch. Ich frage, wenn man mir etwas zuruft, worum es gegangen ist.

 

Zum 10. Mal gab es diesmal den Töchtertag 2011 für Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren, die motiviert sind und auch die Möglichkeit sehen, untypische Wege eines traditionellen Berufes und einer Berufsauswahl zu treffen und nicht unbedingt Friseurin und kaufmännische Angestellte zu werden. Auch da haben wir einen großen Erfolg. Waren es vor 10 Jahren noch 350 Betriebe und zirka 200 Mädchen, haben wir jetzt, nach dem 10-maligen Ereignis dieser Veranstaltung, 3 000 Mädchen und 150 Betriebe, die daran teilnehmen, und die Zahl ist steigend, sowohl von den Mädchen als auch von den Betrieben, die sich dafür interessieren, diese Form weiterzuführen, umsetzen und zu schauen, Mädchen in eine andere Art von Berufen zu bekommen, denn dort, wo sie Fuß gefasst haben, in den verschiedensten Unternehmen, die nicht traditionell sind, sind die Mädchen eine Gruppe derer, die sehr hervorragende Arbeit leistet und von den Geschäftsleuten sehr begehrt ist.

 

Das nächste Thema ist die Konferenz und die sexualisierte Gewalt. Das heißt, wir sind noch immer so weit, dass Sexualität ein Tabuthema ist. Wir sind immer noch so weit, und da hat sich leider in manchen Köpfen noch nichts verändert, dass die sexuelle Gewalt immer darin endet, dass sich Frauen zu Hause hinsetzen und die Schuld bei sich selbst suchen. Daher gab es diesmal in Wien eine Veranstaltung von 24-Stunden-Frauennotruf und den Frauenhäusern und eine Fachkonferenz. Das war eine tolle Veranstaltung und diese hat gezeigt, dass der gefährlichste Ort noch immer das Schlafzimmer ist, noch immer die häuslichen vier Wände sind. Das ist noch immer ein Thema, über das man diskutieren muss, über das man weiter diskutieren muss, ein Thema, das man nicht zu den Akten und in die Schublade legt, sondern Gewalt an Frauen ist etwas, wo man darauf schauen muss, dass man wirklich ins Reine kommt und Frauen behilflich ist, und zwar dort, wo sie es brauchen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Auch Gender Mainstreaming ist ein Thema, das zum Frauenthema dazugehört. Es gibt noch immer die diskriminierende Bildsprache. Es gibt noch immer Instrumente, die gegen die Frauen und ihre Rollenbilder verstoßen. Da muss man sichtbar machen, dass Frauen und Männer eine für sich grundunterschiedliche Sprache haben. Aber da muss man daran arbeiten, dass wir genau dieses Rollenbild zwischen Männern und Frauen auseinanderhalten und dass wir sichtbar machen, dass es ein Instrument gibt, das wir in der Stadt Wien zur Verfügung haben, damit sich das ändert und dass wir das auch in Zukunft weiterführen.

 

Was wir im letzten Jahr auch bevorzugt besprochen und diskutiert haben und wo ich sehr stolz darauf bin, dass es das jetzt in Wien gibt, ist der Papa-Monat. Es ist etwas, das ein Schritt in die richtige Richtung ist. Es ist ein Schritt, wo wir 2011 beschlossen haben, die Väterkarenz, den sogenannten Papa-Monat einzuführen, wo der Vater nach der Geburt des Kindes einen Monat zu Hause sein kann, die Betreuungsarbeit übernimmt und gleichzeitig sieht, wie es ausschaut, wenn man sein Kind nicht nur in der Früh verabschiedet und am Abend, wenn es schon im Bett liegt, noch schnell streichelt, sondern was es auch heißt, tagsüber Betreuungsarbeit zu übernehmen. Es ist aber auch gleichzeitig ein Vorteil, nicht eine Karrierebremse für eine Frau zu sein, wenn sich Väter die Karenz mit der Mutter teilen. Denn das Kind ist nicht nur das Kind der Mutter, sondern es gehört beiden. Kinder sind glücklicherweise meistens mit Vater und Mutter bestückt, und so soll auch die Betreuung erfolgen.

 

Das nächste Thema, das ich habe, ist das Prostitutionsgesetz, das bei den Frauen auch ein wichtiges Thema ist, vielleicht ein kleines Tabuthema, aber man sollte auch offen und ehrlich darüber diskutieren und darüber reden. Das wurde 2011 auch sehr intensiv gemacht. Es gab viele Diskussionsrunden. Daraus entstand das Wiener Prostitutionsgesetz. Es ist ein Gesetz, von dem ich mir denke, es geht in die richtige Richtung. Es geht in die Richtung, dass, sowohl

 

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