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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 27.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 87 von 89

 

des Preises der Jahresnetzkarte sind jetzt enorm viele Leute auf die öffentlichen Verkehrsmittel umgestiegen. Das führt aber nicht nur zu mehr Einnahmen, sondern auch zur mehr Ausgaben, denn es kostet auch Geld, dafür eine entsprechende Anzahl an U-Bahnen, Straßenbahnen, Fahrern und Fahrerinnen bereitzustellen. Darum ist es auch gut verwendetes Geld, wenn wir Menschen dazu anregen, insbesondere in den Stoßzeiten in der Früh und am Nachmittag nicht den öffentlichen Verkehr, sondern das Fahrrad zu benützen oder neue Kombinationsformen zu wählen.

 

Meist wird gesagt, dass in den Innerbezirken viele Leute mit den Rad fahren und in den Außenbezirken weniger. – Das stimmt nicht! Ich nenne Ihnen einen Bezirk, den ich jetzt ausdrücklich loben will, ohne andere hinabzusetzen, nämlich den 22. Bezirk. Der 22. Bezirk hat eine besonders hohe, weit über dem Wiener Schnitt liegende Nutzung des Radverkehrs, und gerade dort wird es entscheidend sein, die Schnittstellen zur neuen U-Bahn optimal mit Radabstellanlagen zu verknüpfen. Diese werden nämlich schon derzeit dort, wo es sie gibt, sehr gut genutzt. Bei den zwei Stationen in der Seestadt werden wir sehr darauf achten, dass man dorthin gut mit Rädern kommt.

 

Das ist insbesondere auch in Anbetracht dessen wichtig, dass jetzt so viele E-Bikes gekauft werden. Die Leute entscheiden sich ja auch im Hinblick darauf, ob die Elektromobilität funktioniert. Und wir werden auch intensiv darüber nachdenken müssen, wie man ein E-Bike, das doch ein bisschen etwas beziehungsweise oft ein bisschen mehr kostet, auch sicher abstellen kann. (GRin Henriette Frank: Es kostet vor allem auch Strom!) Ja! Ein E-Bike kostet Strom. Da haben Sie recht! Aber ich könnte Ihnen jetzt vorrechnen – wenn ich auch fürchte, dass das nicht ganz einfach sein wird – wie viel Energie und Strom ein E-Bike auf 10 km im Verhältnis zu Ihrem Auto braucht. Aber Sie werden zugestehen müssen, dass die Effizienz eines E-Bikes im Verhältnis zu einem Auto signifikant höher ist.

 

Und wir wollen auch Voraussetzungen für die Unterstützung von intelligenten Mobilitätsformen mit dem Auto schaffen. Dass das möglich ist, zeigt der enorme Erfolg von „Car2Go“. Das ist in keiner anderen Stadt so schnell gelungen! Ich weiß jetzt die aktuelle Zahl nicht, aber es gibt, glaube ich, bereits in über zehn Städten dieses „Car2Go“-Modell nach dem Motto: Auto nutzen, statt besitzen: Man nimmt ein Auto dort, wo man es braucht, und nutzt auch andere Verkehrsmöglichkeiten. Es gibt viele Leute, die manchmal etwas in der Früh in die Arbeit und am Abend nach Hause transportieren müssen, etwa einen Computer. In der Vergangenheit musste ich dann auch mit dem Auto hineinfahren und es entsprechend nutzen. Heute nutzen aber viele – wir wissen das, weil wir mit vielen Leuten sprechen – dieses Angebot, dass man dann mit dem Rad oder mit dem öffentlichen Verkehr fährt, wenn es sinnvoll ist, und dann, wenn man ein Auto braucht, auf dem Smartphone oder wo auch immer nachschaut und sich ein Auto nimmt. Davon sind viele Leute begeistert!

 

Es geht also darum, Angebote für Mobilitätsformen zu schaffen, dass man jeweils die Variante nutzen kann, die man gerade braucht, also auch für den Autoverkehr dort, wo es der Autoverkehr braucht. Und beim öffentlichen Verkehr ist Wien weltmeisterlich. Die Qualität und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs verblüffen alle, die nach Wien kommen. Vor zwei Wochen hat in Wien eine große Konferenz stattgefunden, bei der ich ein Referat halten durfte, die ASPO-Konferenz. Es wurde dabei über die Begrenztheit von Öl gesprochen, und Teilnehmer haben dann geschrieben, dass sie noch nirgendwo erlebt haben, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln so einfach von A nach B kommt. Man kann natürlich sagen: Das gefällt vor allem den Leuten, die aus den USA kommen. Aber in diesem Bereich sind wir jedenfalls wer!

 

Und damit wir auch Vorzeigestadt im Radverkehr sind, soll die Radagentur ein entsprechendes Bewusstsein und Anregungen schaffen. Wir müssen wegkommen von der Ansicht, dass Radfahren in der Stadt gefährlich ist. Dem ist nämlich nicht so. Es geht um Zusammenarbeit mit Schulen, dass die Schulen den Kindern zeigen, dass man nicht nur mit dem Auto in die Schule gebracht werden kann, sondern auch mit dem öffentlichen Verkehr.

 

Es geht darum, eine Stimmung aufzugreifen, die in allen Städten der Welt um sich greift, dass nämlich das Rad eine wunderbare Alternative ist. Das wollen wir zeigen, das wollen wir vorführen, das wollen wir unterstützen. Das wollen wir auch im Verbund mit anderen Verkehrsmitteln unterstützen. Auf diese Bemühungen sind wir stolz, wir meinen, das ist wunderbar eingesetztes Geld. Und möglicherweise kann irgendein netter Mensch mit einem Smartphone zu Herrn Stiftner gehen und ihm einen Schritt weiterhelfen, damit er sich in Zukunft nicht dermaßen blamiert, wenn er hier falsche Zahlen sagt. – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mahdalik. – Sie haben das Wort.

 

18.03.38

GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Kollege Chorherr! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!

 

Kollege Chorherr hat zwar urlang und ursuper geredet, ich werde ihn beim nächsten Mal aber wahrscheinlich trotzdem nicht wählen! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)

 

Er ist ein bisschen selektiv vorgegangen: Den Ex-Chef der grünen Radrettung, der sich bei der super sauberen, super transparenten Ausschreibung durchgesetzt hat, hat er zufälligerweise nicht erwähnt.

 

In Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit, der anlaufenden Festivität im Rathaus und des heutigen ersten EM-Halbfinales möchte ich aber nur bemerken, dass es die FPÖ für unangebracht hält, dass wir angesichts von 300 000 Menschen in Wien, die an oder unter der Armutsgrenze leben, insgesamt 7 Millionen EUR bis 2015 in einen solchen Schlauchverein stecken.

 

Zuerst war von 900 000 EUR im Jahr die Rede. Jetzt sind es für das Jahr 2012 schon 1,5 Millionen EUR,

 

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