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Gemeinderat, 27. Sitzung vom 04.10.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 70

 

Zum Thema Odeon wird, glaube ich, der Ernst Woller noch einiges sagen. Der kann das, glaube ich, besser als ich. Ohne es genau zu wissen, was du sagst, kann ich jetzt schon sagen, dass ich dir da vermutlich zustimmen werde, was du sagen wirst. Ich möchte nur an dieser Stelle, so wie du es auch gemacht hast, wir haben da ein gutes Verhältnis, auch die Arbeit vom Herrn Piplits und der Frau Kaufmann loben, die für diesen wunderbaren Raum sehr viel geleistet haben und wo es natürlich jetzt unsere Aufgabe ist, diesen Raum, aber auch den Geist, der im Odeon weht – also das ist ja eine ganz besondere Art von Theater, die da gemacht wird. Das hat so etwas Circensisches, mit Akrobatik wird da gearbeitet, und es ist ein offener Raum für die freie Szene. Das wollen wir so gut wie möglich weiter erhalten. Ich weiß, es ist viel Geld, das man da reinstecken muss. Ich weiß aber auch, dass die Alternative ist, diesen Raum und auch den Geist und auch diese Art von Theater, das da gemacht wird, schlicht und einfach zu verlieren. Das wollen wir nicht und deswegen müssen wir dieses schwierige Projekt in Angriff nehmen. Das wird, glaube ich, auf sehr kompetente Art und Weise gemacht, zumindest nach allen Alternativen, die wir erwogen haben, scheint es mir die sinnvollste und gangbarste Alternative dafür.

 

Ich bin eine Spur traurig, Isabella, dass du heute deine Pressesprecherinnentätigkeit für ein anderes Projekt offenbar beendet hast. Du hast nämlich sehr, sehr viel dazu beigetragen, dass ein anderes Kulturprojekt, das wir mitverantworten durften, einen ganz, ganz großen Erfolg erlebt hat. Es ist noch nicht vorbei, aber es hat auch dank deiner Mitarbeit eine unglaublich mediale und öffentliche Aufmerksamkeit erlangt, nämlich die „Wienwoche“. Ich hoffe, dass du deine Pressesprecherinnentätigkeit für dieses Projekt weiterführen wirst. Es war sehr gut, es war nämlich eine der Absichten dieses Projektes „Wienwoche“, so was wie eine öffentliche Auseinandersetzung mit der Stadt, mit politischen Themen in der Stadt und mit Kultur in der Stadt anzureißen, zu führen, sich dem zu stellen. Ich bin dir dankbar dafür, dass du da deinen Beitrag auch geleistet hast.

 

Es freut mich auch sehr, dass sich, glaube ich, soweit ich das überblicken kann, zum ersten Mal in der Geschichte die beiden Parteichefs in Person des Herrn Parteiobmannes Juraczka und des Klubchefs Gudenus zum Thema Kultur geäußert haben und damit Kultur zur Chefsache erhoben haben. Das ist ein wirklich großer Schritt, den da die „Wienwoche“ erreicht hat, dass endlich einmal die Parteiobleute der ÖVP und der FPÖ Kultur zur Chefsache erheben (Heiterkeit bei der FPÖ.) und das damit adeln. Das freut mich auch wirklich sehr. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich bin heute wirklich voll des Lobes für die Opposition, die ganze Zeit. Aber so ist es ja schön.

 

Ich möchte jetzt ein bissel darauf eingehen, warum die „Wienwoche“ so etwas Besonderes ist und warum die „Wienwoche“, glaube ich, auch in Hinkunft aus dieser Stadt nicht mehr wegzudenken sein wird. (GR Mag Wolfgang Jung: Phettberg!) Phettberg, gehen wir einmal auf den Herrn Phettberg ein. Ich reagiere da gerne auf Zurufe. Es sind über 70 Programmpunkte. Sie können mir einfach von den 70 jetzt irgendwie alle zurufen und ich erzähle Ihnen ein bissel was. Ich habe nicht alle gesehen, weil es unmöglich ist, weil es so viele sind, weil auch viele Sachen gleichzeitig stattfinden. Aber jetzt einmal Phettberg. Hermes Phettberg ist, glaube ich, allen ein Begriff, ist allen bekannt, ist schon früher sehr bekannt geworden durch seine Arbeit, durch seine künstlerische Tätigkeit im Sparverein „Die Unzertrennlichen“. In ganz Österreich ist er durch seine Mitwirkung an der „Nette Leit’ Show“ bekannt geworden und er ist seit ziemlich genau 30 Jahren bekannt als Aktivist und auch als künstlerischer Aktionist im Kampf für die Rechte von Homosexuellen, Transsexuellen und Transgender-Personen und auch Praktikantinnen und Praktikanten des Sadomasochismus, also einer libertären Ausrichtung der Sexualität. Ich glaube, er hat hier sehr, sehr viel zur Bewusstmachung geleistet, dass es das gibt und dass das eine frei gewählte Sexualität ist, um die man immer wieder kämpfen muss. Was erstaunlich ist, ist, dass der Herr Phettberg, der Hermes Phettberg, das seit 30 Jahren tut und eigentlich im Wesentlichen jetzt am vergangenen Sonntag das Gleiche gemacht hat, was er eben seit 30 Jahren tut, und es trotzdem noch gelingt, dafür so viel öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Aber dafür müssen wir uns eben auch bei Ihnen bedanken. Es ist schön, wenn so etwas ein Thema wird, weil es dann doch irgendwann einmal dazu führt, dass immer größere Bevölkerungsteile Dinge, die vielleicht vor 10, 20, 30 Jahren noch als Skandal, als etwas Unanständiges gegolten haben, jetzt dann doch akzeptieren. Es gibt ja auch in eher konservativen Bevölkerungsschichten da eine bemerkenswerte Bewegung. Wenn wir uns anschauen, wie, sagen wir, die ÖVP oder andere Teile des Mainstreams früher zur Homosexualität gestanden sind und was sich da jetzt bewegt hat, dann ist ja auch in diesen Teilen eine Bewegung sichtbar. Ich glaube, Hermes Phettberg ist sicher einer jener Leute, die dazu beigetragen haben, hier auch den Geist zu öffnen. Es ist eine Kunstform, die Hermes Phettberg hier betreibt, die man als Aktionskunst bezeichnet, die übrigens auch berühmtere, weltberühmtere Leute wie Abramovic, Zhang Huang, Lilly McElroy pflegen. Das, was Hermes Phettberg am Sonntag gemacht hat, war etwas, was er gemeinsam mit der Rosa Lila Villa gemacht hat, die übrigens am 17. November ihren 30. Geburtstag feiert. Die Rosa Lila Villa ist sicherlich in Wien jene Institution, die auch am meisten für die öffentliche Sichtbarmachung der Rechte von Schwulen, Lesben, Transgender-Personen und so weiter getan hat, die dieses Projekt gemeinsam mit Hermes Phettberg gestaltet hat. Was ein bissel schiach war, ehrlich gesagt, oder nicht ein bissel schiach, was mich wirklich angeekelt hat, das muss ich jetzt trotzdem sagen, liebe Isabella, war, dass man hier nicht ehrlicherweise gesagt hat, wie man so etwas eigentlich findet, aber man spekuliert damit, dass Bevölkerungsschichten mit so was nicht zu Rande kommen, dass da jemand eine sogenannte Bondage-Performance macht. Es gibt zugegebenermaßen viele Menschen, für die das irritierend ist. Das ist aber natürlich auch eine Legitimation dafür, dass man so was macht. Was ich

 

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