Gemeinderat, 28. Sitzung vom 29.10.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 79
gung in diesem Bereich ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung. - Wir kommen nun zu den Zusatzfragen. Die 1. Zusatzfrage wird von GRin Mag Holdhaus gestellt. - Bitte.
GRin Mag Karin Holdhaus (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Es ist sehr wichtig, und ich glaube, da sind wir uns alle einig, dass mehr Grünflächen gut sind. Aber es geht natürlich auch um die Erhaltung der bestehenden Grünflächen. Zu den Grünflächen gehören natürlich auch jene Grünstreifen, wo Bäume stehen, zum Beispiel auch am äußeren Ring.
Wenn Ihr Herr Regierungskollege Christoph Chorherr in den Medien erklärt, dass lediglich drei Baumfällungen beziehungsweise -versetzungen im Zusammenhang mit der Errichtung des äußeren Ringradweges stehen und alle anderen nicht ins Verkehrsressort von Frau VBgmin Vassilakou fallen, dann heißt das im Umkehrschluss, dass die restlichen, ich weiß nicht, ungefähr 80 Bäume zu Lasten Ihres Ressorts gefällt oder versetzt werden. Trotzdem schweigen Sie eisern dazu und sind Sie bisher jede Antwort schuldig geblieben, warum eben, wie gesagt, ein Drittel aller Ringstraßenbäume krank sind beziehungsweise was Sie in Zukunft besser machen werden, um das frühe Baumsterben zu verhindern.
Die aktuelle Diskussion, die aufgetaucht ist bezüglich der Wintertauglichkeit der Radwege am Ring, ist natürlich berichtigt, weil Soleeinwirkung beziehungsweise Salzeinwirkung die Bäume nachhaltig schädigt und gefährdet. Meine Frage: Werden Sie verhindern, dass ständig befahrbare Winterradwege Wiens Alleebäume durch die ständige Soleeinwirkung nachhaltig schädigen? Beziehungsweise wie garantieren Sie die Einhaltung des Verbotes, im Umkreis von 10 m rund um unversiegelte Flächen Sole einzusetzen beziehungsweise Salzstreuung einzusetzen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Da war so viel falsch, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll mit der Richtigstellung.
Erstens: Wegen des Radweges wird ein einziger Baum am Ring versetzt. Ein einziger! Was Frau Stenzel da seit vielen Wochen aufführt, ist wirklich ganz bewusste Desinformation der Bevölkerung. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Dass ich mich nicht zu Wort gemeldet habe, stimmt nicht. Wir haben sogar ein Hintergrundgespräch gemacht, wo wir das allen erklärt haben. Wir haben eine Begehung gemacht mit den Bezirksräten des 1. Bezirkes, wo übrigens die Bezirksräte Ihrer Fraktion gesagt haben, sie können das total nachvollziehen, aber leider ist es eben mit der Frau Stenzel nicht so einfach. Aber ich glaube, diese Erfahrung hat die ÖVP ja schon öfter in den letzten Jahren gemacht. (Heiterkeit bei GR Mag Rüdiger Maresch.) Faktum ist also: Ein einziger Baum wird versetzt.
Was wir seit vielen, vielen, vielen Jahren machen, ist, dass wir ungefähr 1 Prozent der Bäume am Ring jedes Jahr austauschen, einfach, weil sie ihre physiologische Altersgrenze erreicht haben oder weil sie der innerstädtischen Belastung eben nicht standhalten. Deswegen haben wir vor einigen Jahren das Stadtbaumsortiment erneuert. Wir pflanzen künftig nur noch Bäume aus, die eben stresstoleranter sind, das heißt, sie können besser mit einer innerstädtischen Situation umgehen als teilweise die Bäume, die man vor 100 Jahren am Ring gepflanzt hat. Das ist irgendwie ohnehin klar, weil vor 100 Jahren natürlich auch die Umgebung in der Stadt noch eine andere war, oder auch vor 80, vor 60 oder vor 50 Jahren.
Was heuer das erste Mal passiert ist, ist anscheinend, dass die ÖVP im 1. Bezirk diesen Akt zur Kenntnis genommen hat - denn wir machen es seit vielen Jahren so, dass wir 1 Prozent der Bäume austauschen - und daraus ein Drama in 5 Akten macht, das man offensichtlich auch mit Fakten nicht widerlegen kann. Tatsächlich ist es so, dass es sogar schon eine Begehung gegeben hat vom Herrn Stadtgartendirektor mit der Frau Bezirksvorsteherin, mit den Bezirksräten aus dem 1. Bezirk, mit Journalisten. Man hat sich jeden einzelnen Baum angesehen, der von Experten begutachtet worden ist und der einfach aus Alters- oder aus Krankheitsgründen ausgetauscht werden muss.
Da ist überhaupt nichts dahinter, keine Verschwörungstheorien, keine schrecklichen Dinge, dass wir, ich weiß nicht, was, vorhaben, sondern das ist ein routinemäßiger Vorgang, den wir seit vielen, vielen Jahren machen und den wir auch in den nächsten Jahren machen werden. Wir haben in Wien einige Hunderttausend Bäume, und natürlich muss man die austauschen, weil es eine wichtige Verantwortung ist: Wenn ein Baum krank oder abgestorben ist, dann muss man ihn natürlich erneuern.
So, jetzt kommen wir zum Thema Salzsole. Die Salzsole hat Vorteile im Vergleich zu dem, was wir noch in den 60er Jahren gemacht haben: Da sind die Leute gefahren und haben mit der Schaufel das Salz runtergekippt. Das war damals eben Stand der Technik, das ist es heute Gott sei Dank nicht mehr. Wenn wir Salzsole verwenden - und das tun wir in ganz Wien -, dann hat das den großen Vorteil, dass die Salzsole auf der Straße anhaftet. Wobei wir am Ring, und das möchte ich auch sagen, nicht mit Salzsole fahren, sondern mit einem alternativen Streumittel, eben genau der Bäume wegen. Das haben wir im Umweltausschuss auch schon das eine oder andere Mal in den letzten acht Jahren besprochen. Kollege Hufnagl nickt, er weiß es.
Das heißt, gerade am Ring passen wir besonders auf die Bäume auf. Trotzdem ist es natürlich so, dass wir dort auch Stationsbereiche der Wiener Linien haben, die darauf achten müssen, dass die Fahrgäste nicht zu Schaden kommen. Das heißt, wir haben sehr viele verschiedene Interessensgruppen.
Aber zur Salzsole grundsätzlich würde ich gerne einmal dieses Missverständnis aufklären: Die Salzsole ist insofern wirklich eine unglaubliche Bereicherung, gerade für den Umweltschutz. Die Fahrzeuge fahren, das wird über so einen Teller verteilt, es haftet auf der Straße fest.
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