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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 87 von 97

 

und Kollegen, solche Akten sind keine Zielvereinbarungen, sie sind schlicht unakzeptabel, denn die Zeiten des Feudalismus sind vorbei. Auch in Wien! Das muss man endlich einmal zur Kenntnis nehmen.

 

Jeder, der heute in diesem Haus dem Akt die Zustimmung gibt, wird das vor den Wienerinnen und Wienern zu verantworten haben. Für den größten Subventionsnehmer und 16 Prozent des Kulturbudgets genügt Ihnen offenbar eine A4-Seite.

 

Der Herr Kulturstadtrat hat seit zehn Jahren seine Aufgabe in der Hinsicht nicht wahrgenommen, mit den Vereinigten Bühnen einmal konkret auszuhandeln, wohin wir denn eigentlich wollen. Es hat keine Einsparungspotenzialerhebung von außen gegeben, die festgestellt hätte, was denn diese Bühnen wirklich brauchen, um überleben zu können. Da stehen dann immer Behauptungen im Raum. Man kann Musical-Bühnen ohne Subventionen führen, sagen die einen, die anderen sagen, nein, man kann es nicht. Wir wollen einmal konkret erheben und wissen, ob das möglich ist, denn so schicken Sie diesen Kulturtanker auf eine Reise ohne Ziel.

 

In Wahrheit müsste man ja den Akt heute von der Tagesordnung nehmen und sich umgehend mit der Wien Holding und den Vereinigten Bühnen zusammensetzen, um einmal eine sinnvolle Objektivierung herzustellen und darauf basierend dann eben eine Zielvereinbarung auszuhandeln. Die Zukunft des Theaterkonzerns muss definiert und gegebenenfalls, wenn Sie das kulturpolitisch vertreten können, auch abgesichert werden, aber nicht weiterwurschteln wie bisher.

 

Denn eines muss uns schon klar sein: In rezessiven Zeiten – und die haben wir – gibt es keine Tabus und keine Denkverbote. In rezessiven Zeiten müssen politisch Verantwortliche die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit ihrer Ausgaben noch sorgfältiger erklären und überdenken als sonst. Wer über die Landesgrenzen hinausblickt, der weiß: Wenn es so richtig schlecht geht, gibt es keine Tabus, auch nicht im Kulturbereich. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Christian Unger.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es ihm.

 

18.19.01

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Ich kann es natürlich ganz kurz machen, denn ich kann mich eigentlich vollinhaltlich dem anschließen, was meine Vorrednerin gesagt hat. Irgendwie habe ich es auch nie verstanden, warum das von der Sozialdemokratie so gemacht wird. Bei vielen Dingen ist es ja nicht so, dass wir grundsätzlich dagegen sind. Wir sind ja auch nicht gegen die Vereinigten Bühnen. Wir haben uns ja ausdrücklich auch für das Theater an der Wien ausgesprochen.

 

Wie meine Vorrednerin richtig gesagt hat, geht man zu den Verantwortlichen hin, und dann kriegt man plötzlich Zahlen. Man braucht nicht einmal mehr hinzugehen, denn zum gleichen Zeitpunkt, wo wir hier im Ausschuss die 37 Millionen beschließen, gibt es Zeitungsartikel, wo der Intendant Drozda sagt, er braucht mindestens 5 Millionen mehr oder zumindest auf Sicht, also jedes Jahr 40 Millionen. Daraus ergibt sich eine Diskrepanz, wo man sich dann als Oppositionspartei zwangsläufig denken muss, irgendwie versucht man ständig, uns unnötigerweise Intransparenz entgegenzubringen. Vielleicht wären wir sogar eher bereit, hier zuzustimmen, wenn man die Karten offen auf den Tisch legen würde.

 

Wir haben das auch bei den Symphonikern gehabt, und es ist ja nicht so, dass wir die nicht wollen. Aber das ist ja nicht nur im Kulturbereich so. Ich kann mich erinnern, bezüglich dieser unvorhersehbaren Teuerungen im letzten Jahr beim Krankenanstaltenverbund gab es einen Dreiseitenakt für 88 Millionen EUR. Okay. Dazu kommen, wie richtig gesagt wurde, diese ganz kurzen Akten, aus denen man eigentlich nichts ersehen kann. Es gibt natürlich auch sehr umfangreiche Akten. Ich denke, Kunst im öffentlichen Raum ist immer ein sehr detaillierter Akt. Manche Akten sind das Papier nicht wert.

 

Als ich dann im Ausschuss gefragt habe, was eigentlich „Sonstige – Angefragt“ heißt – Sponsoren, okay, das habe ich in den Raum gestellt –, denn dass man hier das, was der Herr Drozda sozusagen als Verlust voraussieht, schon mehr oder weniger einplant, heißt ja, wenn dieser Punkt dann nicht aufgeht, muss das Geld ja von irgendwo herkommen. Da will man uns ein bisschen für blöd verkaufen, und das habe ich nie verstanden.

 

Ich meine, zu dem ganzen System der Vereinigten Bühnen kann man stehen, wie man will. Also man hat sich entschlossen, auch meine Partei hat sich entschlossen, das Theater an der Wien für gut zu befinden. Das Theater an der Wien kostet, glaube ich, ungefähr 21 Millionen. Es kostet jetzt übrigens noch viel mehr, denn wenn man weiter unten nachfragt, dann hört man, dass die Hebebühne erneuert werden muss und andere Dinge. Also ungefähr 10 Millionen kommen extra noch dazu. Nur damit das hier jeder gehört hat, denn offiziell gesagt hat man es uns ja auch noch nicht.

 

Das Theater an der Wien ist eines der ältesten Theater, die es hier in Europa gibt. Ich glaube, in Prag gibt es noch so ein altes Operntheater, wo Mozart noch selbst gespielt hat. Im Theater an der Wien ja nicht, aber sein Librettist hat das gebaut. Klar wollen wir das. Es freut uns auch, dass das von den Aufführungen her eine hohe Qualität hat und international anerkannt ist.

 

Ich habe auch nichts gegen die Musical-Bühnen. Es war halt seinerzeit die Entscheidung, zwei Häuser zu nehmen, die eben um die 1 000 Sitzplätze haben. Gut. Was hätte man mit den Häusern machen sollen? Wir haben sie halt übernommen. Es ist nur offensichtlich schwieriger, diese zwei Häuser positiv zu bespielen als ein 2 000-Sitzplätze-Haus, hat einmal sogar schon Peter Weck gesagt. Es geht vielleicht alles. Vielleicht liegt es auch an der Gesetzgebung in Österreich, dass Private ihr Sponsoring nicht von der Steuer absetzen können, wenn sie Kunstsponsoring machen. Das wäre vielleicht auch eine Hilfe für viele. Warum man sich dazu nicht durchringen kann, weiß ich auch nicht.

 

Wir wissen auch, ich kann nicht einfach nur einsparen, ich will auch nicht an der Qualität sparen, aber man muss natürlich die Künstler auf den Boden zurückholen, denn die wollen alles. Aber ich will ja auch nicht einen

 

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