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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 90 von 97

 

haus)|: Gleich vorweg: Ich verspreche, ich mache es etwas kürzer als mein Vorredner. Es ist auch so, dass Kunst und Kultur im Normalfall nicht mein Thema sind, dennoch erlaube ich mir, weil die Vereinigten Bühnen Teil der Wien Holding sind, einige Worte dazu zu sagen.

 

Ich glaube, man muss überhaupt nicht darüber diskutieren, dass Wien und vor allem der Wien-Tourismus von seinem Ruf als Kulturstadt Wien lebt (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) – nein, nein, das bestreitet ja niemand –, man muss auch nicht darüber diskutieren, dass neben Burgtheater, Oper, Volksoper gerade auch die Gemeinde Wien sehr hochqualitative Bühnen hat, die Vereinigten Bühnen mit, wie es Ernst Woller gesagt hat, wirklich ganz viel künstlerischem Know-how et cetera. Das bestreitet auch niemand. Aber die Diskussion läuft meines Erachtens – außer ich sage, ich diskutiere über Peanuts und das interessiert mich sowohl finanzpolitisch als auch kulturpolitisch nicht –, die Diskussion läuft in Wirklichkeit ein bisschen – verzeihen Sie mir den Vergleich – wie beim Sport: Will ich wie der FC Barcelona oder Bayern München in der Spitzenklasse mitspielen – dann kostet es mich mehr, und ich muss mich fragen, kann ich es mir leisten – oder reicht es mir, die österreichische Bundesliga zu haben, dann könnten wir wahrscheinlich sowohl auf Bundesebene als auch in Wien den Kulturbereich günstiger organisieren.

 

Diese Debatte ist meines Erachtens wirklich eine total spannende, und die kann man nicht einfach so übers Knie brechen und sagen, wir geben jetzt weniger. Warum? Warum sollen die Vereinigten Bühnen in der jetzigen Situation weniger bekommen, wo sie doch in dieser Periode bisher weniger als jemals zuvor bekommen haben, obwohl sie mehr Häuser haben? Warum soll man das jetzt auf Biegen und Brechen machen, wo Sie dann sogar rauskommen und sagen, Sie wissen schon jetzt, dass es, um die Vereinigten Bühnen nicht in den Konkurs gehen zu lassen, zu einer Nachdotation kommen muss? Dann bleiben wir doch bei diesen 37,1 Millionen für 1 Jahr! Ich würde aber gerne mit Ihnen den Diskurs weiterführen: Auf welchem Niveau wollen wir in Wien Kunst und Kultur?

 

Es ist nicht alles, aber wenn ich die Zahlen der Staatsoper sehe – ich gestehe, ich bin nicht der größte Opern-Fan, nein, bin ich nicht – mit 56 Millionen Förderung und die Zahlen von der Volksoper mit 38 Millionen Förderung und jene von, glaube ich, 20 Millionen – so habe ich es ungefähr im Kopf – von den Vereinigten Bühnen für das Theater an der Wien, dann frage ich mich tatsächlich, ist es das. Jetzt bin ich nicht der Nabel der Welt, das ist einfach so, und es gibt viele Menschen, denen gefällt Oper, denen gefällt Oper auf höchstem Niveau. (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Ja, dazu komme ich noch. (Neuerlicher Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Richtig. Es treten im Theater an der Wien dieselben Opernstars auf wie teilweise auch in der Staatsoper. Einen Messi und einen Ronaldo bekommt man nicht um einen Bettel, und wenn Messi und Ronaldo nicht in dieser Mannschaft spielen, dann ist das Niveau etwas niedriger. Deshalb führen wir diese Debatte, und da haben Sie in mir sofort jemanden, mit dem Sie diskutieren können. Und natürlich ist es abhängig davon, wie viel Geld einerseits im Gesamten zur Verfügung steht, aber auch, wie viel Geld zurückfließt.

 

Wenn ich mir die Zahlen von WienTourismus anschaue, gibt es für mich keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die Kulturstadt Wien, in der auch der Bund – Burgtheater, Staatsoper, Volksoper habe ich schon genannt – viel subventioniert, nicht nur im Bereich der Hochkultur, sondern bis hinein zu den unterschiedlichsten Konzerten, die stattfinden, mittlerweile einen Weltruf als Musikstadt hat und dass tatsächlich sehr viele Menschen aus Österreich, aber auch aus dem Ausland gerade deshalb nach Wien kommen und mit dazu beitragen, dass die Wertschöpfung in Wien steigt.

 

Das muss man jetzt gegenüberstellen. Das ist genau dasselbe, wie sich auch Fußballvereine übernehmen können, weil de facto, obwohl sie Stars haben, aus irgendeinem Grund die Mannschaft doch nicht so einschlägt, nicht Champions-League-Sieger wird und die Zuschauer ausbleiben. Es ist ja nicht erst ein großer Fußballverein in den Konkurs gegangen. In Wien ist das nicht der Fall, aber natürlich sind im Bereich der Kultur, im Bereich der Hochkultur dieselben Maßstäbe im Teambereich anzulegen. Wenn man der Beste sein will, dann kostet das etwas. Diskutieren wir gemeinsam darüber, ob wir die Besten sein wollen.

 

Ich glaube, dass diese Diskussion im kommenden Jahr auch stattfinden wird, und für uns gibt es überhaupt keinen Grund, ein Ergebnis dieser Diskussion vorwegzunehmen und diesen 37,1 Millionen nicht zuzustimmen. Ich würde Sie aus diesem Grund wirklich ersuchen, ebenfalls zuzustimmen, weil es keinen Grund gibt, jetzt daran zu zweifeln.

 

Abschließend erlaube ich mir noch ein paar Nachfragen zu Ihren Zielvereinbarungen. Es sind ja Zielvereinbarungen prinzipiell nichts Schlechtes, aber man kann im Kunst- und Kulturbereich Zielvereinbarungen nicht ausschließlich ausrichten auf Auslastungszahlen (GRin Ing Isabella Leeb: Doch nicht ausschließlich!) – ich schaue gerade, was da steht –, Eigenleistung, Auslastung, soziale Aufgaben, Einsparungspotenzial, Ausfallshaftung, Rücklagenverpflichtung. Also das heißt in Wirklichkeit, die Zielvereinbarungen betreffen im weitesten Sinne fast nur finanzpolitische Dinge. Da steht überhaupt nicht, wie die künstlerische Leistung sein soll, in welche Richtung es überhaupt gehen soll. (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Ah, das, in welche Richtung es künstlerisch gehen soll, ist schon drinnen. Und was passiert dann, wenn jemand in eine andere Richtung geht? Dann wollen Sie ihm die Subvention streichen? (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Ach so, dann braucht man sie ja nicht.

 

Also entweder man macht eine künstlerische Zielvereinbarung, in welche Richtung etwas gehen soll, was ist möglich, was ist nicht möglich, oder man macht keine. Aber wenn man sagt, man macht eine, und wenn jemand etwas anderes macht als vereinbart, dann hat das keine Auswirkungen ... (GRin Ing Isabella Leeb: Das hat schon Auswirkungen! Es geht um die Subvention!) Bei der Subvention? Also da sind wir schon fast in der Zensur

 

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