Gemeinderat, 34. Sitzung vom 01.03.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 83
eher mau. Es gibt ein, zwei U-Bahn-Linien, aber auch erst seit ein paar Jahren, ein paar Schnellbahnlinien, ein paar Busse, aber das Angebot ist nicht eben hervorragend, sodass es nur verständlich ist, dass die Leute erstens aus finanziellen Gründen, zweitens aus Gründen des mangelnden Angebotes an öffentlichen Verkehrsmitteln vielleicht auch zwangsweise auf das Fahrrad umsteigen. In Wien treffen all diese Komponenten nicht zu. Darum soll man auch nicht so weit gehen, jetzt Äpfel mit Birnen zu vergleichen, obwohl man sich natürlich immer wieder gute Lösungen, zumindest teilweise, abschauen kann.
Noch ein ganz großer Unterschied besteht zwischen Wien und Kopenhagen. Das haben wir gleich bei der ersten Busfahrt erfahren, einer Fahrt zum grünsten Hotel der Welt übrigens, das mitten in der Pampa gestanden ist, aber quasi mehr Energie produziert, als es aufwenden muss für den Betrieb, was ich zwar auch nicht ganz glaube, aber es war trotzdem sehr schön, auch wenn das im Nirgendwo gestanden ist. Bei dieser ersten Fahrt hat uns die Reiseführerin gesagt: Bitte, passt auf, bei uns sind Fußgänger und Radfahrer sehr diszipliniert – sie hat uns da mehr als Fußgänger angesprochen, das Rad haben wir nicht mitgehabt –, bei Rot bleiben sie stehen, bei Grün gehen sie. Das war wirklich so, wir haben dann aufgepasst darauf. Also wer direkt von London nach Kopenhagen fliegt, sollte sich vielleicht umstellen in seinem Style, sonst fällt er dort einigermaßen auf. Man hat da bei manchen Ampeln gesehen, dass wirklich 20, 25 Radfahrer angestellt waren, brav in Zweierreihen, und wenn es auf Grün gesprungen ist, dann sind sie losgefahren.
Das trifft auf Wien auch nicht zu, und darum stelle ich mir die neu angedachte Lösung in der Habsburgergasse auch nicht praktikabel vor. Nach den Drohungen der Wiener Linien, dass sie die Buslinie 1A einstellen, wenn die Radfahrer dort gegen die Einbahn fahren dürfen, weil das einfach zu gefährlich ist und weil sie nicht die Verantwortung übernehmen wollen, haben sich wahrscheinlich jetzt die Grünen und die Roten zusammengesetzt und den Wiener Linien gesagt, irgendetwas müssen wir machen, sonst verlieren die GRÜNEN wieder Ihr Gesicht nach dem Getreidemarkt-Flop, den ich jetzt kurz ansprechen möchte.
An dem Kollegen Chorherr ist ja ein Komiker verloren gegangen, denn als das Thema aktuell war, ist auf der Homepage der GRÜNEN gestanden: Wir machen das Fahrradfahren am Getreidemarkt sicherer. Wenn es nur so dort gestanden wäre, hätte ich gesagt, okay, ich bin damit einverstanden, aber darunter war die Visualisierung, wie sich die GRÜNEN das sicherere Radfahren am Getreidemarkt vorstellen, nämlich so, dass vom letzten Häuserblock quer über zwei Fahrstreifen, dichtest befahren, vor allem zu den Verkehrsspitzen, der Fahrradstreifen, zwar jetzt rot markiert, über zwei Fahrstreifen drüberschwenkt. Ich habe zuerst nicht gewusst, wie ihr euch das vorgestellt habt (GR Mag Christoph Chorherr: Das gibt es schon in Wien, Herr Kollege!), wer Vorrang hat, und ob die Autofahrer jetzt immer nicht nur in den Seiten- und Rückspiegel schauen müssen, denn wenn die von ... (GR Mag Christoph Chorherr: Wie ist das jetzt in der Landesgerichtsstraße?) Haben wir jetzt die Fragestunde? (GR Mag Christoph Chorherr: Nein, aber das gibt es schon!) Nicht. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)
Aber erklär mir das nachher bitte, wie ihr euch das technisch vorstellt. Da fährt man mit dem Auto, und da geht es wirklich zu in der Hauptverkehrszeit um 5 oder 6 Uhr am Abend oder in der Früh, und jetzt kommen von rechts hinten die Fahrradfahrer. Die siehst du oft nicht, weil sie aus dem toten Winkel kommen. Es wäre lebensgefährlich gewesen für die Radfahrer, aber, das sei festgehalten, eine Teilschuld trifft immer den Autofahrer. Darum wäre diese ganz sichere Variante ganz sicher ein Blödsinn gewesen und ist Gott sei Dank verworfen worden.
Okay, das war ein Bauchfleck des Fahrradflüsterers, und der zweite sollte aus Koalitionsräson jetzt tunlichst verhindert werden. Darum sagt man, in der Habsburgergasse soll jetzt eine Ampel montiert werden, sodass es nie vorkommen kann, dass Bus und Fahrradfahrer sich begegnen. Das geht vielleicht in Kopenhagen, dort bleiben sie ja wirklich stehen, aber bei uns bleibt kein Mensch stehen, zumindest nicht mehr als die Hälfte. Die Radfahrer – Ampeln sind wurscht; rot, grün, bunt, orange – fahren einfach.
Darum ist diese neu angedachte Lösung auch ganz sicher ein Blödsinn, weil im Endeffekt herauskommen wird, dass die Wiener Linien nach einer Testphase, wenn es überhaupt zu dieser Lösung kommt, zu dem Schluss kommen werden, dass das zu gefährlich ist, dass sie ihre Busfahrer da nicht hineintheatern wollen und dass sie die Verantwortung auch für diese Lösung nicht übernehmen. Darum wird dann entweder die Buslinie verlegt oder aber der nächste Bauchfleck der grünen wird halt in Kauf genommen.
Lustig war ja Folgendes: Dass ich die Radweglösung kritisiere, hättest du dir wahrscheinlich erwartet, aber ich habe mir dann auf der grünen Homepage die Postings zur sicheren Lösung am Getreidemarkt angeschaut, und die sind teilweise schon ins Ordinäre gegangen. Die waren nicht gerade schmeichelhaft, und das waren wahrscheinlich nicht irgendwelche getarnte Freiheitliche, die da ihrem Frust freien Lauf gelassen haben, sondern vielleicht schon – ich möchte nicht sagen, grüne Basiswappler – Radfahrer, die gesagt haben, das passt uns nicht. Das hat sich der Kollege Chorherr, vielleicht gezwungenermaßen auf Einwirken des roten Koalitionspartners, zu Herzen genommen. Diese Lösung wird nicht kommen, und damit sind wir einverstanden.
Aber all diese unerfreulichen Entwicklungen am Sektor des Fahrradverkehrs, wo auf Biegen und Brechen Lösungen – es klappt eh nicht immer, wie wir gesehen haben – durchgesetzt werden sollen, schaden wie etwa beim 44er auf der Ottakringer Straße dem öffentlichen Nahverkehr oder schaden den Fußgängern wie bei dem Pilotversuch in der Meidlinger Fußgängerzone oder jetzt bei dieser angedachten Lösung vor dem Parlament. Immer geht es zu Lasten anderer Verkehrsteilnehmer. Das wächst zwar zum größten Teil auf grünem Mist,
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