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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 24.06.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 41 von 102

 

fall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

In Wien besteht nach wie vor eine beträchtliche Lücke an betrieblichen Lehrstellen. Sie wird aber durch die überbetriebliche Lehrausbildung kompensiert. Für rund 3 500 Jugendliche, die keine reguläre Lehrstelle in einem Betrieb gefunden haben, hat es auch 2012 die Möglichkeit der überbetrieblichen Lehrausbildung gegeben. Generelles Ziel ist es, dass jede Jugendliche, die auf Anhieb eine reguläre Lehrstelle findet, jedenfalls in die Ausbildung einsteigen kann. Die Lehre kann aber auch selbstverständlich zur Gänze in einer Lehrwerkstätte absolviert werden.

 

Und was macht die Stadt Wien für nicht mehr Jugendliche, also für die meisten von uns bis auf den Kollegen Peschek? Denen wird der Zugang zu Aus- und Weiterbildung erleichtert. Das Beratungszentrum für Berufs- und Weiterbildung ist seit 2008 die zentrale Anlaufstelle für alle, die im Beruf weiterkommen und sich beruflich verändern wollen.

 

Die Information, Beratung und Weiterbildungskonto stehen unselbstständig Beschäftigten, sowohl geringfügig Beschäftigten als auch Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten sowie freien Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern zu. Auch arbeitslose Menschen können eine Förderung über das Weiterbildungskonto erhalten. Insgesamt verzeichnete das Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung im Vorjahr 12 726 NeukundInnen, 6 758 Personen wurden gefördert. Ich könnte Ihnen auch etwas über die KundInnenzufriedenheit 2012 erzählen, nämlich mit einer Bewertung von 1,78 nach dem Schulnotensystem stellten befragte Kundinnen und Kunden dem WAFF ein sehr gutes Zeugnis aus. 50 Prozent waren sehr zufrieden, 26 waren gut zufrieden oder haben mit gut bewertet, lediglich 11 Prozent waren nicht zufrieden. Was Migrantinnen und Migranten am Arbeitsmarkt betrifft, der Erwerb der deutschen Sprache und die Chancengerechtigkeit beim Zugang zu Bildung und Arbeit sind die Schlüssel erfolgreicher Integration. Nur so sind sozialer Aufstieg und damit gleichberechtigte Teilhabe an Gesellschaft möglich und machbar. Genau hier nämlich setzt Wien mit speziellen Angeboten des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds für MigrantInnen den Hebel an. Die maßgeschneiderten Angebote des WAFF, Beratung für Beruf und Weiterbildung, funktionieren nach dem One-Stop-Shop-Prinzip und reichen von der Berufserstinformation für NeuzuwanderInnen zu besserer Beratung und der Anerkennung von mitgebrachten Ausbildungen im Rahmen des Projektes „Perspektive“. Laut Integrationsmonitor der Stadt Wien 2012 arbeiten überproportional die Migrantinnen und Migranten aus Drittstaaten unter ihrer Qualifikation. Das ist eine menschlich, aber auch wirtschaftlich absurde Verschleuderung von Fähigkeiten. Und ich zitiere aus dem OECD-Bericht für Österreich 2013: „Die Berufschancen sind für viele Zuwanderer und Zuwandererinnen signifikant geringer als für Personen ohne Migrationshintergrund. So sind etwa weibliche Nachkommen von Zuwanderinnen und Zuwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien trotz hoher Beschäftigung mehr als doppelt so oft arbeitslos wie InländerInnen. Apropos, erstmals hat die OECD errechnet, was Zuwanderinnen und Zuwanderer kosten: Was Steuern, Sozialversicherungs- und Transferleistungen betrifft, sind MigrantInnenhaushalte in Österreich Nettozahler. Sie zahlen pro Kopf und Jahr durchschnittlich um 2 400 EUR mehr (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist ein großer Rechenfehler!), als sie herausbekommen. Herr Kollege Jung, netto 2 400, und die OECD ist eigentlich ein unverdächtige Quelle. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist ein großer Rechenfehler!) Für Sie steht sie der Sozialdemokratie und den GRÜNEN anscheinend nahe. Also gilt es erstens, das Ausbildungsniveau von ZuwanderInnen zu erhöhen und zweitens abgeschlossene Ausbildungen im Ausland hier auch (GR Mag Wolfgang Jung: Ich werde es Ihnen morgen vorlesen!) zum Einsatz zu bringen. Hier kommt gerade dem Qualifikationsplan Wien 2020 zentrale Bedeutung zu. Ziel dabei ist es, den Anteil von formal geringqualifizierten ArbeiternehmerInnen in den nächsten Jahren deutlich zu reduzieren.

 

Da meine Zeit fast um ist, möchte ich eigentlich zum Schluss kommen. Wir wissen alle sehr genau, leicht wird es in der nächsten Zeit nicht. Das Wirtschaftswachstum wird nicht hoch sein, die Lage am Arbeitsmarkt wird gespannt bleiben. Wien ist abhängig und Teil der wirtschaftlichen Gesamtsituation in Europa. Wir wissen aber auch, wie man am besten und am nachhaltigsten durch eine Wirtschaftskrise kommt, indem man auf Bewährtes setzt und gescheite Tipps annimmt, zum Beispiel von der OECD. Die sagt nämlich: „Eine bessere Arbeitsmarktintegration hochqualifizierter Migrantinnen und Migranten könnten die Nettoeinnahmen des Staates um eine halbe Milliarde Euro steigern.“ Darauf wollen wir nicht verzichten, also muss der WAFF auch in alle anderen Bundesländer exportiert werden. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Frau GRin Yilmaz hat 15 Minuten und 30 Sekunden lang gesprochen.

 

Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, freue ich mich, auf der Galerie junge Damen und Herren begrüßen zu dürfen, die in der MA 11 in Wohngemeinschaften wohnen und uns heute hier im Gemeinderat besuchen. Ich gratulieren Ihnen auch, dass Sie erfolgreich Ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sei es Matura, Lehre oder auch die Hauptschule. Und auch der einen Staatsmeisterin in Karate gratuliere ich auch recht herzlich. Willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.)

 

Zum Wort gemeldet ist nun Herr GR Dr Ulm. Die selbstgewählte Redezeit ist 12 Minuten. Bitte.

 

13.26.12

GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr verehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Die ÖVP ist ja bekannt dafür, dass sie nicht alles schlechtredet (Heiterkeit bei GR David Ellensohn.), sondern die Dinge sehr differenziert betrachtet. In der Tat leben wir in einer sehr schönen Stadt, aber darauf darf man sich nicht ausruhen. Das muss nämlich nicht so bleiben. Auf alle Fälle muss es nicht so bleiben, wenn die

 

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