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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 25.06.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 77 von 81

 

auch weiter bemühen, und das halte ich auch für die ganz entscheidenden kulturpolitischen Fragen.

 

Meine Damen und Herren, der Rechnungsabschluss 2012 weist immerhin 243 Millionen EUR alleine für meinen Geschäftsbereich aus – der Kollege Oxonitsch hat ja noch andere kulturelle Angelegenheiten zu verantworten, das kommt ja auch alles noch dazu. Mit diesen 243 Millionen EUR für das Jahr 2012 haben wir zusätzlich zum Voranschlag noch Mittel in die Kultur investiert. Dabei geht es um keine unwichtigen Projekte.

 

Es handelt sich dabei einerseits – Stichwort Erinnerungskultur – um den Ankauf des Nachlasses von Max Reinhardt. Andererseits handelt es sich auch um zusätzliche Mittel für die Sanierung eines wichtigen Teils des Währinger Friedhofs – ein Thema, das ja heute schon kritisch angesprochen wurde –, und zwar geht es um das Friedhofswärterhäuschen, das nicht nur saniert, sondern ausgebaut wurde und als ganz wichtiger erster Schritt für die Sanierung des Friedhofes gilt.

 

Außerdem handelt es sich um einen wichtigen Teil der Erneuerung des Wien Museums, nämlich den ersten und, wie mir scheint, auch dringlicheren Teil, das Depot, eine ganz essentielle Frage für das Wien Museum. Wir haben diese Frage im vergangenen Jahr als erste gelöst. Dafür müssen wir auch ziemlich viel zusätzliches Geld in die Hand nehmen. Es ist aber wichtig für die Bestände des Museums, und es ist auch ein Bekenntnis zum Museum und zu einer mehrgliedrigen Sanierung des gesamten Museums.

 

Betrachtet man die letzten 10 Jahre von 2003 bis inklusive 2012, dann sind die Kulturausgaben der Stadt von 191 Millionen im Jahr 2003 auf 243 Millionen im Jahr 2012 gestiegen. Ich kenne nicht viele große Städte, wo das der Fall war. Und ich kenne schon gar nicht viele große Städte, die das auch in einer Zeit der Finanzkrisen – und die gab es immerhin die Hälfte dieser Jahre – bewerkstelligen konnten. Daher meine ich, dass damit auch das klare Bekenntnis der Stadt zur Kultur und zur Finanzierung der Kultur herauskommt.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich vielleicht nur einige wenige Bereiche herausgreifen, um die es auch im vergangenen Jahr gegangen ist und an denen wir auch weiterarbeiten. Das eine ist die Theaterlandschaft. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass wir eine blühende Theaterlandschaft haben.

 

Und das ist nicht nur so dahingesagt, wenn wir uns anschauen, dass wir auch im vergangenen Jahrzehnt ein gutes Dutzend neuer Spielorte etablieren konnten, dass wir mit der Theaterreform – an der Sie ja in unterschiedlichen Phasen unterschiedlich, aber doch alle mitgewirkt haben – versucht haben, einen sehr komplexen Prozess, nämlich den der Förderverteilung für die Theater neu zu strukturieren, uns auch immer wieder selbstkritisch selbst hinterfragen, das durchaus auch in einem breiteren öffentlichen Rahmen tun, wo wir versuchen, die Förderinstrumente auch immer neu so zuzuspitzen, dass sie auch tatsächlich treffsicher sind, dass sie praktikabel sind, damit das Geld auch tatsächlich zu denen kommt – möglichst rasch, möglichst unbürokratisch, aber doch nachvollziehbar –, die es brauchen. Wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass wir die Entscheidungsprozesse grundlegend geöffnet und neu gestaltet haben, dass wir dem allen eine wissenschaftliche Evaluation nachschicken und diese auch einer öffentlichen Diskussion stellen, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass wir auch versuchen, immer wieder neue Konzepte zu entwickeln, etwa die Foren der strategischen Partnerschaften im Theaterbereich, so beweist das, dass wir uns nicht nur intensiv damit beschäftigen, sondern es beweist auch, dass wir dabei auch erfolgreich unterwegs sind. Wir haben es einmal mehr geschafft, dass wir in einem Zeitraum, der nun alles andere als budgetär hundertprozentig sicher ist, den Theaterschaffenden trotzdem mit langjährigen Förderungen bestmögliche Sicherheit, bestmögliche Planbarkeit, bestmögliche Zukunftsaussichten vermitteln.

 

Wir haben uns mit großer Intensität um einzelne Bereiche gekümmert. Nehmen Sie nur die Kammeroper her. Es ist in der Tat so, dass sich der Bund dort zurückgezogen hat, allerdings nicht unangekündigt, das muss man fairerweise sagen. Wir haben eine Lösung gefunden, die einerseits keine zusätzliche budgetäre Belastung bedeutet, andererseits aber sicherstellt, dass dieser Standort erhalten bleibt. Und das ist nicht, wie eine der Vorrednerinnen behauptet hat, in einem bösen Takeover geschehen, von dem die arme Frau Gabor nichts gewusst hat, sondern wir haben versucht, sie selbstverständlich bestmöglich einzubeziehen. Wir haben sichergestellt, dass ein Standort, der sonst einfach zusperren hätte müssen, erhalten bleibt und eine Zukunft hat, eine Zukunft hat für ein junges Ensemble, eine Zukunft hat für neue Musik und auch eine Zukunft hat für das Publikum, das dort gerne hingeht. Nehmen Sie als eines von vielen weiteren Beispielen den Hundsturm, der, an einem Ort in Gürtelnähe, der nun alles andere als kulturell reichhaltig bespielt ist, auch für neue Publikumsschichten eine neue Anlaufstelle bedeutet.

 

Nachdem mehrfach gesagt wurde, ich hätte nichts gemacht, möchte ich Sie gerne zum Vergleich anregen, wie Intendanten bei den Salzburger Festspielen und wie sie in Wien gesucht werden. Wir haben uns in Wien sehr intensiv mit der neuen Führung für die Wiener Festwochen auseinandergesetzt. Wir sind kreuz und quer durch Europa gefahren und haben uns mit Leuten intensiv unterhalten, nicht nur, weil es um Besetzungen und ums Geld geht, sondern weil wir wissen wollten, wie die Wiener Festwochen tatsächlich auch in der internationalen Wahrnehmung positioniert sind. Und wir haben etwas geschafft, was im internationalen Intendanten-Karussell tatsächlich einmalig ist – siehe Salzburg. Wir haben einen guten Übergang geschafft, einen guten Übergang von der langjährigen, bisherigen Führung auf die nächste Führung, die auch das übernehmen und weiterentwickeln kann, was die bisherige Leitung unter Luc Bondy hinterlässt. Ich glaube, dass wir mit dieser Lösung sowohl personell als auch strukturell für die Wiener Festwochen eine sehr gute Grundlage geschaffen haben.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren ...

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik (unterbrechend): Herr Stadtrat, ich darf Sie darauf aufmerksam

 

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