Gemeinderat, 43. Sitzung vom 26.09.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 68
haben ja Neubauprogramme, wir machen ja alles gemeinsam mit dem Magistrat. Was wir jetzt hier haben, ist einmal eine andere Art, wo wir in gewisser Weise eine Art innere Konkurrenz geschaffen haben und uns auch einmal anschauen, ob das so funktioniert oder nicht. Wir machen das mit acht Schulen und wir glauben, dass es funktioniert - sonst würden wir es ja nicht tun. Und dann wird man ja bewerten: Hat es geklappt? Ist es schnell gegangen? Sind alle Auflagen, die wir dort haben wollen, eingehalten worden? Hat es auch funktioniert?
Das heißt, wir hören ja nicht auf, der Magistrat macht ja das auch weiter. Und er macht es übrigens auch mit Fremdfirmen - das ist ja klar: die MA 56 baut ja auch nicht selbst, sondern sucht auch wieder eine Firma. Also in diesem Sinne ändert sich auch daran nichts.
Und damit komme ich auch gleich zur Kollegin Leeb: Ja, stimmt, es ist eine In-House-Vergabe. Wir werden die Infos genauso wie bei allen anderen Bauprojekten und sonstigen Projekten haben. Ich meine, auch wenn die MA 56 baut, ist es ja normalerweise so, dass dann eine Firma baut, und wir bekommen die Infos - genauso wie wir sie hier bekommen werden. Und wir werden dann nachher sehen, ob es funktioniert hat oder nicht.
Zum Servicecenter im Stadtschulrat muss ich sagen: Das hat es ja vorher auch schon gegeben! Das ist nicht neu, sondern es ist nur räumlich anders strukturiert. Es kommen natürlich viele Eltern, die sich über irgendetwas erkundigen wollen. Alle, die mit einer Note unzufrieden sind, kommen dorthin und wollen sich beschweren. Es gibt viele Lehrer, die in irgendeiner Form entweder einen Wechsel wollen, eine Beschreibung brauchen und, und, und. Das einfach modern und richtig zu strukturieren, weil man einen Kundenverkehr hat, das ist ja kein Luxus, sondern eine ganz normale Form, wie man heute eben mit Kunden und Kundinnen umgeht. Und das ist, wenn das dann im Frontbereich geschieht, einfach moderner, schöner und besser.
Und natürlich wollen wir niemandem etwas vorschreiben - wie soll es sein: ganztägig oder nicht? -, aber wir haben ja schon gefragt, wir in Wien wissen es ja. Wir haben nämlich bei unserer Schulbefragung gefragt: Sind Sie dafür, dass es ganztägige Angebote gibt, ja oder nein?, und es hat in Wien ein überwältigendes Ja gegeben, nämlich 75 Prozent. Und da wir wissen, wie es bei uns sozusagen ausschaut mit der Berufstätigkeit der Frau, ist ja diese Zahl nicht so mysteriös, dass man sagen müsste: Wie konnte das passieren mit 75 Prozent? - Ich meine, wir sind weit vorne, wir haben teilweise auch die Hälfte aller Kinder in ganztägigen Betreuungsangeboten, aber wir haben noch nicht 75 Prozent.
Also dass wir weiter ausbauen, bedeutet ja nicht, dass wir das alles ignorieren, dass wir irgendjemanden zwangsbeglücken wollen, aber man muss zwei Dinge zur Kenntnis nehmen: Der Anteil der Nur-Hausfrauen sinkt Jahr für Jahr. Es gibt kein Jahr, in dem diese Lebensform nicht zurückgeht. Ob sie dann jemals sozusagen stagniert oder ganz gegen null tendiert, weiß ich nicht; ich will es ja niemandem vorschreiben. Aber im Moment müssen wir einmal schauen, dass wir die 75 Prozent erreichen, die wir hier in Wien brauchen - wozu wir ja schon eine Rückmeldung haben. Also wir arbeiten hier nicht im luftleeren Raum, sondern wir versuchen das, was uns gesagt wurde, auch entsprechend umzusetzen. Und die Wahlfreiheit besteht eben nur, wenn auch das Angebot existiert. Daher werden wir einmal schauen, dass wir die 75 Prozent erreichen. Das ist ja herausfordernd genug.
Zum Kollegen Kowarik kann ich Ähnliches sagen wie zum Kollegen Aigner, nämlich: Wir versuchen es hier einmal sozusagen mit Konkurrenz auch im eigenen Bereich - ich will nicht sagen, im eigenen Haus, aber im eigenen Bereich - beim Schulbau. Das finde ich an sich nicht schlecht, denn wir bauen, wie gesagt - ich habe, glaube ich, auch die Zahlen hier -, wir sanieren viel. Das ganze Sanierungsprogramm läuft ja, und man sieht, dass Jahr für Jahr sogar mehr Geld in die Sanierungen fließt. Warum? - Weil das Programm langsam angelaufen ist. Im ersten Jahr hat es sozusagen noch weniger Schulen umfasst als jetzt, wo dieses Sanierungsprogramm - und Sanierung heißt ja auch immer Ausbau, ein, zwei Räume mehr, es werden ja nicht nur die Klassen neu gemacht – eigentlich Fahrt aufnimmt.
Und wenn man sagt, die Eltern sind die Ersten, die für Erziehung verantwortlich sind: Ja, stimmt eh, natürlich ist das eine prägende Phase, klarerweise. Und es ist auch sehr schön, wenn man schon vorgeburtlich mit entsprechend guter Musik beschallt wird. Das ist alles unbestritten. Aber zwei Dinge gibt es auch: Es gibt eben Eltern, die es nicht können, und zwar aus mehreren Gründen nicht können: entweder weil sie selbst die Schulbildung gar nicht haben. Wenn das Kind in eine AHS weitergeht und man den Eltern sagt, lernt mit dem Kind, und sie haben selber nicht diese Schulbildung, dann wird es ein bisschen schwierig. Denn wie soll das gehen? – Es kann also sein, dass sie es in diesem Sinn nicht können.
Oder es kann sein, dass die Eltern das zeitlich nicht können, weil beide arbeiten. Manche – sogenannte Bildungsferne - wollen es auch nicht unbedingt.
Also dass wir hier institutionell etwas anbieten, ist, glaube ich, ein richtiger Weg. Es wurde ja auch von ihm Gott sei Dank sozusagen in dem Sinn nicht die Maria Theresianische Reform, die allgemeine Schulpflicht betreffend, in Frage gestellt - immerhin.
Aber wenn man sagt, ich will nicht, dass die Kinder erzogen werden, dann muss man auch sagen, sie werden erzogen werden, denn jede Intervention wird in den Kindern auch haften bleiben. Es geht daher darum, dass man dort soziales Lernen lernt, dass man versucht, Gemeinschaftssinn zu entwickeln, und, und, und. Denn es ist unumkehrbar: Wenn man das dort nicht lernt, lernt man das Gegenteil. Und wenn du dort Zeit verbringst, wird deine Persönlichkeit geformt werden.
Daher: Ob man will oder nicht, einen gewissen Erziehungsauftrag hat die Schule als Institution. Und wenn man es ganztägig macht, kann man eben auch diese Defizite, die es oft gibt, kompensieren beziehungsweise diejenigen, die ein alleiniges Kind sind, auch entsprechend günstig fördern.
Im 15. Bezirk sei nur etwa die Reichsapfelgasse erwähnt - sie wurde schon genannt von der Kollegin
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