Gemeinderat, 45. Sitzung vom 18.11.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 107
vorwiegend in Bereichen, die gute Qualifikation voraussetzen. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit, weil zum einen die Bevölkerung noch mehr steigt, zum anderen wir nach wie vor an den Folgen der Wirtschaftskrise zu leiden haben.
Von Arbeitslosigkeit gefährdet sind vor allem Menschen mit nicht so guter Ausbildung. Ich darf die Zahlen von vorhin in Erinnerung rufen. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie wichtig es ist, dass wir die Menschen hier bei der Bildung unterstützen. Auch für die Wirtschaft ist das von zentraler Bedeutung, denn mit gut ausgebildeten Fachkräften stellen wir den Betrieben der Stadt – egal, ob große oder kleine – die wichtigste Ressource schlechthin zur Verfügung.
Dabei ist es zentrale Herausforderung und großes Ziel, allen Wienern und Wienerinnen die beste Bildung und Ausbildung zur Verfügung zu stellen, und zwar in allen Phasen ihres Lebens: im Gratiskindergarten, in modernen gut ausgebauten Schulen, mit Lehrplätzen in den hervorragenden Betrieben Wiens; für jene, die keinen Lehrplatz gefunden haben, in der überbetrieblichen Ausbildung und später bei der Fort- und Weiterbildung, beim Nachholen von Bildungsabschlüssen; und mit herausragenden Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Wo es in unserer Kompetenz steht, wo wir Rahmenbedingungen schaffen können, sorgen wir dafür, dass alle die besten Chancen haben, von Anfang an. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Die dritte und vielleicht zentralste Herausforderung lautet: Wien wächst mit atemberaubender Geschwindigkeit. Das ist ein großartiges Kompliment an uns alle, denn das zeigt, dass die Menschen in dieser Stadt Chancen vorfinden, ein angenehmes Klima zum Leben und Perspektiven für ihre persönliche Zukunft. Es ist aber auch eine der größten Herausforderungen in dieser Stadt, der wir uns in den nächsten Jahren stellen müssen.
Im Jahr 2030 werden wir in dieser Stadt – wie schon 120 Jahre zuvor – wieder mehr als 2 Millionen Menschen zählen. So eine Entwicklung, sehr geehrte Damen und Herren, kann man erdulden, man kann sie interessiert beobachten, man kann sie ausschließlich kurzfristigen finanziellen Verwertungsinteressen überlassen. Wir in Wien wollen diese Entwicklung aber aktiv gestalten, sehr geehrte Damen und Herren. Wir gehen dieses Wachstum mit einem Plan, mit konkreten Vorstellungen an.
Wir möchten die Stadt auch mit hunderttausenden Bewohnern mehr so lebenswert und leistbar halten, wie sie heute ist. Wir möchten, dass die Öffis auch in die neuen Stadtteile fahren, und die Menschen von Anfang an schnell, günstig und umweltfreundlich in jede Ecke Wiens kommen. Wir möchten, dass der Wohnraum, den wir benötigen, attraktiv ist und in allen Gegenden leistbar bleibt. Wir möchten, dass die gesundheitliche und soziale Versorgung für alle sichergestellt ist und wir das weltweite Spitzenniveau halten, um das uns viele beneiden.
Wir möchten Wien als Umweltmusterstadt weiter erhalten und ausbauen. Wir möchten unseren Beitrag zur Bildung auch in Zukunft leisten, von der Kinderbetreuung angefangen bis hinauf zur Ausbildung an den Universitäten. Und wir möchten weiterhin eine Stadt sein, um die wir in der Welt beneidet werden, ob unserer Kultur, unserer Modernität, unserer Toleranz allen gesellschaftlichen Gruppen gegenüber. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Diese Vorgaben können wir aber nur erfüllen, wenn wir uns der Erweiterung der Stadt mit ganz besonderem Engagement und besonderer Weitsicht widmen. Denn nicht nur das Wachstum an sich, sondern vor allem die Dynamik ist eine Herausforderung. Jährlich wächst Wien um 25 000 Menschen. Das bedeutet, alle zwei Jahre kommt sozusagen St Pölten zu Wien dazu. Ich bitte Sie, sich einmal kurz vor Augen zu führen, was das für die Versorgung der Menschen bedeutet, nämlich in Bezug auf Wohnraum, Arbeit, medizinische Versorgung, Bildung, Freizeit, Kulturangebote! Daher ist es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten notwendig, dass wir uns eben genau diesen Schwerpunkten mit Investitionen widmen und gleichzeitig durch Strukturreformen finanziellen Spielraum für genau diese Investitionen schaffen. Denn, und das möchte ich an dieser Stelle gar nicht verschweigen, das Wachstum der Stadt stellt uns vor große Herausforderungen, ja, auch vor Probleme.
Die Erhaltung der Lebensqualität der Stadt ist den Menschen wichtig. Bestes Wasser aus der Leitung, höchste Sauberkeit an allen Ecken der Stadt – an allen, nicht nur im 1. Bezirk wie in anderen „tollen“ Städten, sondern wirklich überall, bis ins letzte Winkerl –, gepflegte Grünräume. Die Erhaltung, der Ausbau und die Verbesserung, all das kostet Geld. Gerade in Zeiten knapper Budgets, sowohl öffentlicher als auch jener in den privaten Haushalten, sind daher moderate Anpassungen der Gebühren zum Zweck von Investition von Nöten. Dass niemand eine Freude damit hat, sehr geehrte Damen und Herren, ist klar. Aber ich kann den Wienern und Wienerinnen versichern, dass jeder Cent drei Mal umgedreht wird und jeder Cent in Qualitätsverbesserung läuft, sehr geehrte Damen und Herren.
Und mir als Öffi-Stadträtin ist natürlich der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien ganz besonders wichtig, weil ich von der Leistung und der Qualität der Wiener Linien überzeugt bin. Glücklicherweise sind es auch die Wiener und Wienerinnen. Bei der Eröffnung der U2 in Aspern waren 300 000 Menschen. Sie konnten sich persönlich davon überzeugen, dass man in 20 Minuten mit der U2 von Aspern in der Innenstadt ist. Vom U2-Ausbau zur Seestadt profitieren übrigens jetzt schon 40 000 Menschen in den umliegenden Siedlungsgebieten, und auch der Ausbau des Oberflächenverkehrs im 22. Bezirk geht voran. Unser Ziel ist, dass innerhalb von 15 Minuten jeder Donaustädter/jede Donaustädterin entweder bei der U-Bahn oder bei der S-Bahn ist. Und wir sind da gut unterwegs. Die nötigen Detailverbesserungen werden jedenfalls erfolgen.
Sehr geehrte Damen und Herren, von Schaffung von Wohnraum über das Thema Gesundheit und Pflege bis hin zur Bildung erstrecken sich die Zukunftsthemen. Die
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