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Gemeinderat, 48. Sitzung vom 30.01.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 63

 

Erkrankung haben oder unter funktionalen Störungen leiden. Die spezifischen Stationen für Wachkomapatienten und für Langzeitbeatmete bieten hochqualifizierte medizinische Betreuung rund um die Uhr.

 

Unabhängig von diesem bestehenden Angebot sind wir derzeit gerade dabei, die Pflege und Betreuung für junge Menschen in den Pflegewohnhäusern weiter zu verbessern. Der Krankenanstaltenverbund erarbeitet in meinem Auftrag gerade ein Konzept mit dem Ziel, die besonderen Bedürfnisse von Betroffenen hinsichtlich der pflegerischen, medizinischen und therapeutischen Angebote besser zu berücksichtigen, damit das Lebensumfeld einfach ein noch adäquateres wird und den psychosozialen Bedürfnissen dieser Altersgruppe besser entsprochen werden kann.

 

Wenn möglich, soll den Betroffenen langfristig auch ein Leben außerhalb des Pflegewohnhauses ermöglichen werden, zum Beispiel im Rahmen des betreuten Wohnens. Bereits im Laufe des heurigen Jahres werden in zwei Häusern des KAV diese neuen Projekte umgesetzt. Ich unterstütze das deshalb ganz besonders, weil das im Hinblick auf die UN-Konvention betreffend die Rechte von behinderten Menschen ein wichtiger neuer Schritt ist.

 

Ich weise darauf hin, dass wir hier immer auch eine Differenz hinsichtlich der Interessen haben. Ich kann Ihnen zum Beispiel sagen, dass wir jetzt all jene Menschen unter 60 angeschrieben haben mit dem Ziel, das sozusagen in zwei Häusern zu bündeln, wo es große Proteste der Angehörigen gibt. Die sagen, das ist zwar ein guter Gedanke, aber bisher ist mein Sohn in der Pflegeeinrichtung in der Nähe, wo ich wohne. Wenn das jetzt woanders ist – und Ihre Kollegin neben Ihnen nickt gerade –, dann muss ich durch ganz Wien fahren. Mir ist eigentlich lieber, er ist auf einer Station, wo halt sonst ältere Leute sind und wo er super betreut wird, aber ich muss nicht eine Stunde hinfahren und eine Stunde zurück. Ich sage das nicht deshalb, weil wir jetzt das Projekt abbrechen, aber weil das, was beim ersten Hinschauen so logisch klingt, dann oft im Setting der Familie zu großen Problemen führt. Daher werden wir die Projekte machen, aber ich möchte jetzt gleich eingangs sagen, so eindeutig, wie das klingt, machen wir das doch, auch weil es eine ziemlich geringe Zahl ist, an ein, zwei Standorten in Wien, ist es nicht. Das sind eben junge Menschen, die das brauchen, das heißt, die haben in der Regel alle noch die Eltern, die sie sehr regelmäßig besuchen, die aber auch nicht mehr ganz jung sind. Und daher ist es nicht so eindeutig, wie es scheint.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung. Es kommen nun die Zusatzfragen. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Seidl. Bitte.

 

10.19.03

GR Wolfgang Seidl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Das klingt ja alles sehr, sehr positiv und auch sehr zukunftsweisend, aber ich habe die Frage aus dem Grund gestellt, weil es – ich glaube, Sie wissen es – im September 2013 auch medial ein wenig Aufruhr gab. Der Krankenanstaltenverbund hat da damals auf eine Frage des Vereins Bizeps die Antwort gegeben, dass 220 behinderte Personen unter 60 Jahren in Wiener Geriatriezentren untergebracht werden. Deswegen meine Frage: Wie schaut es derzeit aus? Aber wenn Sie sagen, es wird da in nächster Zeit etwas kommen, dann ist das positiv, und aus dem Grund, sage ich ganz ehrlich, habe ich auch keine Fragen mehr.

 

Ich würde mich nur freuen, wenn das jetzt wirklich auch zeitnah umgesetzt würde, und freue mich auch, dass ich das in der nächsten Sitzung der Interessenvertretung der behinderten Menschen, wo ich ja eigentlich jedes Mal teilnehme, auch berichten kann. Herzlichen Dank.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Darf ich trotzdem etwas anmerken: Mein Ersuchen, Herr Kollege Seidl, ist, dass man die Schwierigkeit, die ich mich anzusprechen bemüht habe, sieht, nämlich dass das, was die Interessensvertretung wünscht, was Bizeps wünscht, was die Vertreter von behinderten Menschen wünschen, oft diametral entgegengesetzt ist zu dem, was die Angehörigen wünschen. Worum ich einfach ersuchen möchte, ist, dass ich nicht in einem halben Jahr dastehe und sage, wir haben jetzt aber so eine Menge von Angehörigen, die sagen, mein Sohn musste übersiedeln, und wir wollen das eigentlich nicht. Ich bin sicher, dass das kommen wird, und daher wird es immer eine Gratwanderung sein.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke schön. – Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Korosec. Bitte schön.

 

10.20.37

GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin, herzlichen Dank für die Information. Also ich finde auch, dass gerade in dem Bereich sehr viel gemacht wird. Wenn man sich in anderen Ländern umschaut, vor allem in Deutschland, da gibt es etwa in Reutlingen das Modell, wo Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam wohnen. Ich halte das für sehr positiv, deshalb wollte ich Sie jetzt fragen: Haben Sie vor, das in diesem Bereich auch verstärkt anzugehen?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wir haben im Dachverband der Wiener Sozialeinrichtungen vor rund einem Jahr einen sehr großen – und ich erkläre gleich, warum ich groß sage – Prozess eingeleitet, der auch noch andauern wird. Deshalb groß, weil wir behinderte Menschen von Anfang an in den Prozess mit einbezogen haben mit der Überlegung: Wenn wir uns Wien in 15 Jahren anschauen, wie sollte dann der Bereich der Behindertenhilfe organisiert sein? Die Intention war, sozusagen einmal ohne Scheuklappen darüber nachzudenken. Da gibt es sehr gute Ansätze, wobei es jetzt auch der Konsens der Gruppe ist – da sind sowohl die Träger drinnen, da sind behinderte Menschen drinnen –, dass wir in Wien eine sehr gute Versorgung haben und dass man sehr aufpassen muss, dass man nicht das Kind mit dem Bad ausschüttet.

 

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