Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 79
gemeinsamen Ziel: Jedes Kind in dieser Stadt soll zwei Sprachen sprechen, nämlich einerseits Deutsch, andererseits soll jedes Kind beim Erlernen der zweiten Sprache – einer Fremdsprache oder möglicherweise seiner Muttersprache – optimale Förderung und Unterstützung bekommen.
Für die Umsetzung dieses Projekts wurde nun eine entsprechende Arbeitsgruppe eingesetzt, nämlich bestehend aus Stadtschulrat, MA 56 und den Volkshochschulen, die nun beauftragt sind, die Details dieses Projektes auszuarbeiten. Denn die Zielsetzung ist ja, dass wir im Bereich der Volksschulen bereits im kommenden September beginnen und im Bereich der Neuen Mittelschulen beziehungsweise im Bereich der AHS im 2. Semester des kommenden Schuljahres.
Es werden an den Volksschulen schwerpunktmäßig Lehrerinnen und Lehrer sein. Erfreulicherweise haben ja die vielfältigen Ausbildungsinitiativen in diesem Bereich dazu geführt, dass wir in diesem Bereich endlich wieder keinen Lehrermangel haben. Wir gehen also davon aus, dass der überwiegende Teil im Bereich der Volksschulen, was Lehrerinnen und Lehrer betrifft, abgedeckt werden kann, die natürlich auch zusätzlich eingestellt werden.
Im Bereich der Volksschulen unterscheidet sich die Situation grundlegend von jener im Bereich der Neuen Mittelschulen und der AHS. Da gibt es bekanntermaßen noch durchaus einen Mangel an Pädagoginnen und Pädagogen. Die Studierendenzahlen steigen erfreulicherweise, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis sich die Lage ändert, weil nämlich auch eine Pensionierungswelle bevorsteht.
Deshalb ist es für uns ganz wichtig, gleichzeitig in jenem Bereich, wo wir nicht entsprechende Lehrerinnen und Lehrer finden, ein entsprechendes Angebot der Volkshochschulen anzunehmen. Diese Kooperation hat sich ja sehr stark und sehr positiv bewährt, nämlich im Bereich der Leseförderung, wo es ja Kooperationen mit den Volkshochschulen bereits gibt, indem die Volkshochschulen an den Schulstandorten spezielle Lesekurse am Nachmittag anbieten. Daher wollen wir natürlich diese Kooperation in diesem Bereich fortsetzen für diesen speziellen Bereich des Förderangebots. Ich habe schon gesagt, dieses Angebot an den Volksschulen wird bereits im September beziehungsweise Oktober starten. Die ersten Wochen im Schulunterricht sind noch nicht die Bereiche, wo der Förderunterricht entsprechend Platz greifen wird müssen.
Gleichzeitig ist es natürlich auch eine wesentliche Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer beziehungsweise der Schule, entsprechende Schwerpunkte zu setzen. Es ist viel Kompetenz an den Schulstandorten vorhanden. Die Schulen entscheiden, in welchen Bereichen sie zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen von unserer Seite in Anspruch nehmen wollen, in welchen Fächern die Schwerpunktsetzungen erfolgen sollen. Wir wollen also ganz bewusst der Schule die Möglichkeit geben, letztendlich diese Unterstützung dort einzusetzen, wo die Schule meint, dass sie sie am dringendsten notwendig hat, um eben Kinder optimal zu unterstützen. Ich glaube, dass, wenig überraschend, vor allem die Fächer Deutsch/Lesen und Mathematik da die Schwerpunkte sind.
Noch einmal, es sind rund 22 Stunden, wenn man es mit dem Gießkannenprinzip betrachtet. Aber wir wollen dieses Gießkannenprinzip nicht umsetzen. Für uns ist es natürlich wesentlich, den sozioökonomischen Hintergrund der Schulstandorte zu betrachten: Wie viele Schülerinnen und Schüler gibt es, die tatsächlich gefährdet sind im Bereich des positiven Schulabschlusses? Jenen Schulen, die mehr Bedarf haben, gilt es, mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen, und jenen Schulen, die weniger Bedarf haben, entsprechend weniger.
Wir wissen, dass das Know-how der Schulen ein sehr großes ist, und dieses Know-how soll auch im Rahmen des Fördermodells berücksichtigt werden. Diese Arbeitsgruppe hat den Zeithorizont, den dementsprechenden Teilplan bis Ende Mai/Anfang Juni vorzulegen, damit eben über die Sommermonate das entsprechende Implementieren des Fördermodells 2.0 an den Schulstandorten erfolgen kann.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung. Wir kommen nun zu den Zusatzfragen. Die 1. Zusatzfrage stellt GRin Ing Leeb. – Bitte schön.
GRin Ing Isabella Leeb (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! Herzlichen Dank für die Beantwortung.
Wir haben nicht sehr viele Details von Ihnen erfahren können. Im Prinzip muss dieses Thema uns allen ein Anliegen sein, denn wir können nur allergrößtes Interesse haben, dass unsere Jugend gut ausgebildet aus der Schule kommt, auch ausbildungsfähig ist und sich weiterbilden kann. Es ist aber ein Stück weit auch eine Bankrotterklärung, wenn Sie sich verpflichtet fühlen, zu tun, was die Pflichtschule in Wien nicht erbringt, nämlich ausbildungsfähige Jugendliche noch einmal zusatzzuqualifizieren.
Interessant ist für mich auch, dass Sie gemeint haben, dass das in allen Schulformen angesetzt wird. Jetzt haben wir in Wien schon das „Allheilmittel“ der verschränkten Ganztagsschulformen. Es wird interessant sein, zu beobachten, ob auch dort Nachhilfe notwendig ist. Interessiert ist für mich auch, warum Sie, wenn Sie schon Lehrer am Nachmittag einsetzen, was sehr begrüßenswert ist, diese nicht gleich am Vormittag einsetzen und die Lehrer entlasten, indem Sie zum Beispiel Verwaltungspersonal beistellen. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass 600 Beamte alljährlich in Wien in Frühpension gehen, denke ich, wird wohl der eine oder andere in der Lage sein, eventuell seine Arbeitsstelle zu wechseln und nicht gleich in Frühpension zu gehen.
Meine Frage ist, aber eine organisatorische. In der Ganztagsschule und der Offenen Schule müssen Kinder, die in Nachmittagsbetreuung sind, einen Beitrag zahlen. Bedeutet jetzt diese Gratisnachhilfeaktion, dass Betreuungskinder weiterhin bezahlen, während die anderen sozusagen im Nebenzimmer gratis Nachhilfe bekommen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular