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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 76 von 79

 

dass es seit Jahrzehnten Missstände und Katastrophen bei den Vereinigten Bühnen Wien gibt, dann kann das nicht ganz stimmen, liebe Isabella Leeb, weil von 1996 bis 2001 gab es offensichtlich keine Katastrophen, da war Peter Marboe von der ÖVP Kulturstadtrat. Interessanterweise hat er damals alles mitgetragen, was die Entwicklung der Vereinigten Bühnen Wien betrifft, insbesondere auch die Förderung des Musicals. Und interessanterweise, ich habe es an dieser Stelle schon gesagt, war die Förderung des Musicals bei den Vereinigten Bühnen Wien noch nie so hoch wie in diesen fünf Jahren, wo Peter Marboe als Kulturstadtrat verantwortlich war. (GRin Ing Isabella Leeb: Das ist nicht wahr!) Das stimmt nicht stimmen, da können wir nachschauen, die Zahlen sind ganz eindeutig. Ich war damals, im Gegensatz zu Ihnen, auch schon dabei.

 

Wenn wir heute, vier Monte nach der Beschlussfassung der Jahresförderung für 2014, wieder die Vereinigten Bühnen Wien diskutieren, dann deshalb, weil es ein gutes Thema für eine Dringliche Anfrage ist. Es gibt - ganz im Gegenteil - in diesen vier Monaten seit Dezember eine durchaus positive Entwicklung, zu der man tatsächlich gut stehen kann. Es gibt beispielsweise höhere Einnahmen als für diese vier Monate im Budget geplant waren.

 

Man sollte aber auch über die Kunst reden, wenn man schon über die Vereinigten Bühne Wien spricht, und insbesondere über das, was auch die Vereinigten Bühnen Wien sind, nämlich das Theater an der Wien. Das Theater an der Wien hat in diesen letzten Monaten wieder einige Kapitel in seiner Erfolgsgeschichte weitergeschrieben. Es gab besondere künstlerische Erfolge. Ich erwähne zum Beispiel: Der Da Ponte-Zyklus von Nikolaus Harnoncourt in konzertanter Aufführung war ein singuläres künstlerisches Ereignis, was nicht so alle Jahre und Jahrzehnte in Wien stattfindet. Die Auslastung lag über 99 Prozent.

 

Die Erfolgsproduktion „Messiah“ aus dem Händel-Jahr 2009 wurde dieser Tage mit großem Erfolg wieder aufgenommen. Das Oratorium von Georg Friedrich Händel in einer szenischen Umsetzung von Claus Guth war so ein Erfolg, dass es in diesen Jahren seit 2009, seit der Uraufführung, mehrfach von vielen namhaften Opernhäusern Europas übernommen worden ist.

 

Der nächste Erfolg ist die Kooperation mit der Kammeroper. Die Kammeroper war gefährdet. Die Vereinigten Bühnen Wien haben ohne zusätzliches Geld die Kammeroper übernommen und dort in den letzten zwei Jahren ein ganz großartiges Programm mit einem jungen Ensemble abgeliefert. Sieben junge Ensemblemitglieder, die auf zwei Jahre verpflichtet wurden, haben großartige Kammeroper geliefert. Es gibt Kooperationen mit der freien Szene, jetzt mit der Neuen Oper Wien. In den kommenden Wochen gibt es von der Neuen Oper Wien die Premiere einer zeitgenössischen Oper von Harrison Birtwistle. Das junge Ensemble ist nicht nur in der Kammeroper engagiert, sondern es ist auch ein besonderer Erfolg, dass zum Ende der ersten Periode nun vier Mitglieder dieses jungen Ensembles bei der regulären Aufführung von „La Traviata“ im Theater an der Wien im Juli 2014 singen werden, also den Schritt vom jungen Ensemble zu quasi Vollmitgliedern des Theater an der Wien machen. Es gibt im Theater an der Wien kein fixes Ensemble, aber es ist so, dass Mitglieder des Jungen Ensembles jetzt auch im Haupthaus immer wieder Rollen übernehmen.

 

Das Theater an der Wien leistet seit 2007 ein Jugendprojekt, an dem Wiener Schulen teilnehmen, seit 2007 250 Schulklassen mit über 6 000 SchülerInnen, ein mustergültiges Vermittlungsprojekt. Sie reden nur von Katastrophen, wenn Sie über die Vereinigten Bühnen Wien reden. Seit 2009 gibt es das Projekt „Jugend macht Oper“, wo eine Produktion des Theater an der Wien immer mehrere Monate lang von jungen Künstlerinnen und Künstlern bearbeitet wird und eine neue Jugendoper geschaffen wird, heuer „Messiah“, ein neues Musiktheater von und für Jugendliche auf der Basis des Oratoriums von Georg Friedrich Händel. Es war eine besondere Freude, dass ich letzte Woche eine der Aufführungen dieser Jugendoper „Jugend an der Wien“ gesehen habe, eine großartige Aufführung, nur Jugendliche auf der Bühne, nur Jugendliche im Orchestergraben, nur Jugendliche im Publikum, und das im Theater an der Wien mit einer sehr anspruchsvollen Produktion, nämlich „Messiah“. Es war beeindruckend zu sehen, wie ein junger Sänger in türkischer Sprache gesungen hat. Und es war wirklich beeindruckend, dass eine junge Sängerin mit Kopftuch auf der Bühne gestanden ist und den berühmten Chor „Halleluja“ gesungen hat. Also wenn das nicht auch ein Zeichen für Weltoffenheit und Integration ist, das hier das Theater an der Wien leistet, dann weiß ich nicht, was überhaupt Integration sein kann!

 

Wir kommen aber zu Ihrem Lieblingsthema Musical. Ich rede auch gerne über Musical, es laufen derzeit zwei Musicals, beide sehr erfolgreich, „Mamma Mia!“ im Raimund Theater, „Besuch der alten Dame“ noch bis Ende Juni im Ronacher. Ich betone extra, es ist eine Eigenproduktion der Vereinigten Bühnen Wien. Es liegen alle Rechte bei den Vereinigten Bühnen Wien, was die Wiederverwertung betrifft. Es ist großes Theater, großes Musiktheater, das hier gezeigt wird, mit einem doch sehr sperrigen Thema von Friedrich Dürrenmatt. Nun, beide haben derzeit eine Auslastung von 96 Prozent, das wurde schon gesagt.

 

Es gibt seit Dezember 2013, und das ist, ehrlich gesagt, auch nichts Neues, das hätte auch keiner Dringlichen Anfrage bedurft, hier den Beschluss des Wiener Gemeinderates, dass die Vereinigten Bühnen Wien beauftragt werden, ein Konzept zu machen, wie sie die Musical-Sparte anlegen wollen, da ab 2016 wieder mit einer Förderung von 37,1 Millionen das Auslangen zu finden ist. Diese Diskussion läuft derzeit. Es gibt wider Ihre Aussagen keine Frist, weder im Antrag des Gemeinderates noch in einer Aussage des Herrn Kulturstadtrates oder der Frau Vizebürgermeisterin. Es gab ein paar Pressemeldungen, wo gesagt wurde, das macht man in drei Monaten. Aber es gab keine Festlegung unsererseits, dass wir gesagt haben, das muss in drei Monaten passieren. Ehrlich gesagt, hier ist das Ergebnis, die Qualität des Ergebnisses, natürlich deutlich wichtiger

 

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