Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 79
als der Zeitpunkt der Bekanntgabe. Wir sagen, lieber gescheit diskutieren und gut nachdenken und dann das richtige Ergebnis finden und präsentieren als zu früh, nur damit man vielleicht drei Monate früher eine Entscheidung trifft. Tatsächlich haben wir Herrn Generaldirektor Drozda, als er im Juli 2008 begonnen hat, beauftragt, Reformmaßnahmen zu setzen. Diese sind erfolgt, wir haben es mehrfach hier auch schon diskutiert. Es wurden in diesen Jahren Einsparungen im Umfang von 2,5 Millionen durch Synergieeffekte erzielt. Es wurden die Sponsoringeinnahmen deutlich erhöht. Es wurden 30 neue Kooperationspartner im Sponsoringbereich gefunden. Es wurden zwei Jahre lang auch sehr viel höhere Einnahmen erzielt, als damals geplant war. Das war der Grund, warum wir gesagt haben, wir sind der Meinung, dass, wenn es so gut läuft und wenn solche Einsparungspotenziale möglich sind und gehoben werden, wir die Subvention reduzieren können.
Auch wenn es Ihnen jetzt vielleicht fad ist, ich sage noch einmal die Zahlen, und die sind, über einen langen Zeitraum betrachtet, doch einigermaßen beachtlich: In den Jahren 2007 und 2008 hatten wir eine Förderung für die VBW in der Höhe von 40 Millionen EUR, im Jahr 2008 hat die VBW zusätzlich das Ronacher in Vollbetrieb übernommen, das heißt, ein Theater zusätzlich übernommen, und ist damals auf 40 Millionen gestanden. Wir haben die Subvention dann auf 37,3 reduziert, nochmals von 37,3 auf 37,1 im Jahr 2011, auf 36,35 im Jahr 2012, da wurde dann die Kammeroper mitübernommen, und im Jahr 2013 wieder auf 37,1. Wir haben uns nach sehr, sehr intensiver Prüfung entschlossen, die Subvention für 2014 und 2015 wieder auf das Niveau der Zeit vor 2008 anzuheben, weil es einfach aus finanziellen Gründen notwendig war, weil eben die Musical-Einnahmen und der Publikumszuspruch insbesondere beim Long-run-Musical besonders volatil sind. Da gibt es ein sehr starkes Auf und Ab und dieses Auf und Ab ist, ich habe den Begriff hier schon einmal gewählt, wie eine Hochschaubahn. Das geht entweder ganz schnell rauf oder ganz schnell runter. Die Vereinigten Bühnen Wien budgetieren im Musical mit einer Auslastung von 68,5 Prozent. Das wird manchmal weit übertroffen, manchmal erreicht man es nicht, wobei das die Finanzauslastung ist. Wenn es hier nur um 20 Prozent raufgeht oder 10 Prozent runtergeht, dann machen diese 30 Prozent Differenz an Einnahmen jeden Tag 20 000 EUR aus. Bei 200 Aufführungen im Jahr sind das pro Theater 4 Millionen EUR, wo die Einnahmen rauf- oder runtergehen. Bei 2 Häusern geht es also um 8 Millionen rauf oder um 8 Millionen runter im Jahr. Also da ist es nun tatsächlich so, dass es nicht ganz leicht ist zu sagen: Wie legt man es an? 68,5 Prozent ist wahrscheinlich ganz gut in der Mitte, aber es ist so, dass es halt manchmal bessere Produktionen und manchmal schlechtere gibt. Jetzt sage ich gar nicht, die Produktionen sind gut oder schlecht. Es gibt manchmal Produktionen, die besser angenommen werden wie zum Beispiel „Ich war noch niemals in New York“ oder „Tanz der Vampire“. Und es gibt Produktionen, die werden schlechter angenommen wie zum Beispiel „Natürlich blond“. Wenn man das vorher wissen würde, dann wäre es eigentlich relativ einfach, weil man dann die, die schlecht gehen, nicht ansetzen würde. Aber das weiß man nicht. Wenn jetzt unter Generaldirektor Drozda seit 2008 sechs Produktionen im Musical long run angesetzt wurden, wovon fünf sehr gut gegangen sind und eine zugegebenermaßen schlecht, dann muss man sagen, wir stehen zu den Vereinigten Bühnen Wien und insbesondere zu ihren 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in guten wie in schlechten Zeiten. Und wenn es gute Zeiten gibt, dann sagen wir, okay, reduzieren wir die Subvention von 40 auf 36 Millionen. Wenn wir dann draufkommen, es gibt jetzt besonders schlechte Zeiten, weil halt ein Mal eine Produktion schlecht gegangen ist, dann kann man schwer sagen, jetzt wird das alles zugesperrt und die Leute werden gekündigt oder der Generaldirektor wird rausg’haut. Also wir stehen hier zu den VBW in guten wie in schlechten Zeiten. Das unterscheidet eben die Regierung von der Opposition. Wir haben uns daher entschlossen, die Subventionshöhe in den Jahren 2014 und 2015 wieder auf 42 Millionen, also knapp auf über 40 Millionen zurückzuführen. Wir haben diese Mittel niemandem sonst in der Kulturszene weggenommen. Das waren zusätzliche Mittel, die wir von der Finanzstadträtin erhalten haben, und es wurden kein einziger Euro und kein einziger Cent irgendeiner anderen Kulturinstitution weggenommen.
Die Vereinigten Bühnen Wien bringen insgesamt großen Nutzen für die Stadt. 600 000 Besucherinnen und Besucher besuchen jährlich die Aufführungen in diesen 3 Häusern. Wenn wir sehr glücklich darüber sind, dass 97 Prozent der Wienerinnen und Wiener sagen, sie sind mit dem Kulturangebot in dieser Stadt sehr zufrieden, dann sind diese 600 000 ein wichtiger Teil von denen, die mit dem Angebot zufrieden sind. Die Vereinigten Bühnen Wien sind ein wichtiger Faktor im Tourismus, insbesondere im Kongresstourismus, weil man sich auf die Vereinigten Bühnen Wien langfristig sehr gut verlassen kann. Es gibt einen hohen wirtschaftlichen Nutzen. Das IHS hat erhoben, dass 100 eingesetzte Euro 230 EUR zurückbringen. Es gibt in den Vereinigten Bühnen Wien 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hochwertigstes künstlerisches, technisches und administratives Personal, 80 OrchestermusikerInnen, die nicht nur im Musical großartige Leistungen erbringen, sondern auch in anderen Ensembles von Jazz bis Klassik. Die Produktionen der Vereinigten Bühnen Wien erreichen jedes Jahr 1 Million Besucherinnen und Besucher in anderen Ländern dieser Welt. Die VBW sind daher ein wichtiger Botschafter der Musikstadt Wien in aller Welt. Die Oper macht das durch vielfältige Koproduktionen ihrer Spitzenproduktionen mit führenden Opernhäusern in ganz Europa. Das Musical macht das durch Export von vielen ihrer Eigenproduktionen.
Das Musical „Tanz der Vampire“ lief in Deutschland durchgehend 15 Jahre. Es wird heuer noch die französischsprachige Erstaufführung von „Tanz der Vampire“ in Paris geben. Die Eigenproduktionen „Mozart“, „Rudolf“ und „Rebecca“ werden derzeit in Korea gerade wieder aufgenommen, „Elisabeth“ wird in Japan wieder aufgenommen. Die Vereinigten Bühnen Wien befinden sich
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular