«  1  »

 

Gemeinderat, 54. Sitzung vom 24.06.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 81

 

Das ist ein Weg, den man sinnvollerweise gehen kann, wenn man zusätzliche Mittel hat, denn der schwierige Teil beginnt ja dort, wo du jemandem etwas wegnehmen musst, um umzuverteilen. Aber mit dem Sozialindex zu arbeiten, ist eine Möglichkeit, um den Schwächeren zu helfen. Da kommt dann der Aufschrei von jenen, die sagen, da helfen wir ja nur irgendwelchen Leuten, die zugewandert sind. Nein. Allen, die ökonomisch abhängig sind, allen, deren Eltern eine schwächere Bildung mitbringen, all denen kann man mehr helfen.

 

Es ist halt einmal so, dass es meine Kinder heute leichter haben, als ich und meine Geschwister es hatten. Das steigt ja in manchen Familien hinauf und bei manchen halt nicht. Wir wollen aber, dass es alle leichter haben. Heute muss man Kindern von denen, die hier sitzen, vermutlich nicht viel extra nachhelfen beziehungsweise, wenn es nötig ist, können sich das alle selber organisieren. Aber in der Schulklasse und im Kindergarten sitzen daneben Kinder, wo die Eltern sich das nicht leisten können und wo die Schule mit den Ressourcen, die sie hat, nicht überall in der Lage ist, das zu leisten.

 

Das fängt aber nicht erst bei der Volksschule an. Das wissen eh alle, die da sind, und alle Expertinnen und Experten sagen dir das natürlich, und man merkt es ja beim Zuschauen beim Heranwachsen von Kindern: Die sind geprägt, bevor sie sechs Jahre alt sind. Die sind geprägt vom Elternhaus, von der Familie, von der ganzen Umgebung, von den Freundinnen und Freunden, vom Kindergarten als erste Bildungseinrichtung, wo sie hineinkommen. Deswegen glauben wir, es ist schlau, dort früh hineinzukommen.

 

Ich krieg immer wieder einmal ein Mail, wo jemand sagt, nein, wir wollen unsere Kinder nur allein erziehen. Ja, das kann sich eh jeder aussuchen, es gibt nur ein Jahr verpflichtenden Kindergarten, aber das ist ja keine Strafe für die Kinder, wenn sie in den Kindergarten gehen, sondern genau das Gegenteil. Ein Kind ist wissbegierig und neugierig; das muss man ja nur nehmen. Alle kennen das, die Eltern kennen alle dieses Warum? Warum? Warum? Die wollen lernen, die wollen dazulernen, die wachsen alle auf als Menschen, die miteinander gut auskommen. Die fragen keinen nach Hautfarbe und Pass. Die wissen nicht genau, was eine Staatsbürgerschaft ist, und frühestens bei einem Fußballturnier schlagen sie sich auf eine Seite. Österreich spielt nicht mit, also suchen sich alle einen Verein aus oder eine Nationalmannschaft im Moment, die ihnen gut gefällt. Fertig.

 

So funktioniert das bei den ganz Kleinen, und es wäre günstig, wenn wir das stärken würden und beibehalten würden. Dann hätten wir es nämlich leichter als Erwachsene mit dem Zusammenleben, statt ständig auseinanderzudividieren auf Grund irgendwelcher Dokumente, die wir in irgendeinem Sackerl drinnen haben, das wir nicht brauchen.

 

Was wir aber dazu brauchen, ist eine Stärkung – und da haben wir tatsächlich noch Bedarf – von Muttersprache. In Wien redet nun einmal ungefähr ein Viertel die Sprachen der nach Wien Zugewanderten. BKS und Türkisch machen knapp 23 Prozent aus bei Kindern im Kindergarten, die restlichen nicht Deutsch sprechenden Kinder machen noch einmal 27 Prozent aus. Also ungefähr die Hälfte der Kinder spricht zu Hause zumindest auch eine andere Sprache als Deutsch. Da musst du nur da herinnen durchgehen. Da sind etliche, die zu Hause noch eine zweite Sprache sprechen oder vielleicht überhaupt noch eine weitere. Es waren heute schon Redner am Wort wie der Peko Baxant, der mit einer anderen Sprache in Wien aufgewachsen ist eine Weile lang.

 

Dafür brauchen wir natürlich ausgebildete PädagogInnen. Davon haben wir zu wenig. Das wissen wir, den Bedarf haben wir analysiert, jetzt liegt es noch daran, das auf die Schiene zu stellen. Und, ja, dann gibt es tatsächlich eine Volksschullehrerin, die Türkisch und Deutsch kann. Das wird es dann geben, und die wird das unterrichten. Dann werden manche oder viele Familien die Kinder auf Englisch und Deutsch, die anderen auf Spanisch und Deutsch und die anderen auf Französisch und Deutsch, alle Sprachen ... (GR Mag Wolfgang Jung: Wer finanziert das, Herr Kollege? Wer zahlt dafür?) Hätten Sie nicht damals – nicht Sie persönlich; da muss man immer aufpassen, wen man beleidigt in dem Haus –, hätte nicht Ihre Fraktion im Nationalrat gemeinsam mit der Volkspartei – auch nicht die, die da sitzen – beschlossen, Personal wegzustreichen aus den Schulen, hätten wir mehr Personal. (GR Mag Wolfgang Jung: Wem geben Sie das Geld? Wer betreibt das?) Ich kann Ihnen lang was über die Finanzierung sagen. In dem Land ist genug Geld dafür da, aber ich fange jetzt nicht wieder eine Vermögenssteuerdebatte an. Das ist ganz einfach, Geld ist genug da in dem Land, die Frage ist nur ... (Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Herr Jung, wie viel sind Ihnen die Kinder wert? Das ist die Frage. Ihnen weniger als mir, das habe ich jetzt gehört. Vielen Dank! Das brauche ich aber nicht als Bestätigung. Das ist ganz einfach.

 

Wir leisten uns in Wien einen Gratiskindergarten als Einzige. Wir geben 730 Millionen EUR im nächsten Jahr aus, heute 630 Millionen EUR, denen Sie zustimmen können.

 

Wir haben in den letzten Jahren dieser Regierungsbeteiligung die Ausgaben bei der Kinderbetreuung um 18 Prozent gesteigert, 12 000 neue Plätze geschaffen. Wir sind die Einzigen in Österreich, die das Barcelona-Ziel erreichen, und – sensationell! – bei den 4- bis 6-Jährigen haben wir sogar über 100 Prozent. Es gibt mehr Plätze im Kindergartenbereich, als wir Kinder mit 4, 5, 6 Jahren haben. Das ist eine Sensation, denn das haben alle anderen nicht.

 

Und trotzdem gibt es eine Menge Leute, denen verschiedene Sachen, richtigerweise, nicht passen. Es ist natürlich immer noch eine Frage der Qualität, aber man muss schon auch die Steigerungen sehen. Wir sehen ja, dass man 100 Millionen EUR mehr ausgibt, und trotzdem ist der Bedarf an Grünflächen, an anderen Gebäuden groß. Bei den Volksschulen würde ich einige am liebsten niederreißen und neu bauen. Das wird sich nicht überall ausgehen, aber die schauen oft aus wie, nicht gerade wie Kasernen, das ist vielleicht ein grobes Wort, aber sie sind halt uralt. So würde man sie heute nicht bauen und

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular