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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 24.06.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 68 von 81

 

ein paar Mal gesagt, auch heute im Laufe des Tages mehrmals. Ich freue mich, dass die Jugendarbeit bei diesem Wachstum mitmacht und ganz vorne ist bei der Errichtung von Jugendeinrichtungen beziehungsweise -intervention, damit auch in den neu entstehenden Siedlungsgebieten Jugendeinrichtungen entstehen sollen und können. Dafür ein Dankeschön an Sie, Herr Stadtrat, und auch an Tanja Wehsely und alle KollegInnen.

 

Es ist ganz, ganz wichtig, dass man den Jugendlichen von vorneherein das Gefühl vermittelt, sie sind etwas wert und können auch in der Gestaltung der neuen Siedlungsgebiete ihren Platz einnehmen. Platz einnehmen heißt im wortwörtlichen Sinn, die Verfügung über eine Jugendeinrichtung, wie zum Beispiel in der Seestadt Aspern, die ja noch nicht fertiggestellt ist. Dort ist schon der erste Jugendtreff in Betrieb genommen worden, in Containerform und mit einer feierlichen Eröffnung. Damit sollen die Jugendlichen, die dort teilgenommen haben, von Beginn an dieses Riesenprojekt begleiten, und den Familien mit Kindern und Jugendlichen das Gefühl vermittelt werden, dass wir bei der Herstellung von neuen Siedlungsgebieten auch einen großen Wert auf ihre Kinder, auf ihre Jugendlichen legen.

 

Auch der Jugendtreff Nordbahnhof ist ein Symbol dafür, dass die Stadt Wien in diesem Bereich konsequent die Linie verfolgt, dass die Jugendlichen von Beginn an dabei sind. Das sind Begegnungsstätten, das sind Jugendtreffs, die nicht auf Kommerzielles ausgerichtet sind, die nicht unbedingt die Jugendlichen dazu zwingen, etwas zu konsumieren, sondern Jugendliche können einfach hingehen und auch ohne Konsumzwang ihre Freizeit verbringen. Auch im Hauptbahnhof sind wir aktiv, und ich freue mich, dass dort 2014 auch schon die Jugendlichen ihren Platz einnehmen und sich eben auch als vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft empfinden können.

 

Insgesamt gesehen denke ich mir, dass die Stadtentwicklung immer wieder darauf Rücksicht nehmen muss, dass die Jugendlichen und Kinder ihre Plätze auch in diesen neuen Siedlungsgebieten einnehmen. Wir müssen aber dabei darauf achten, dass, weil Ressourcen ganz knapp sind, wir nicht woanders wegsparen, damit in den neuen Siedlungen etwas entstehen kann. Das muss koordiniert laufen. Die Bezirke, die die Jugendarbeit notwendig haben und brauchen, sollen nach wie vor über die Jugendräume und die Jugendeinrichtungen verfügen können.

 

Ich möchte ganz kurz zur Bildung etwas sagen. Ich finde, dass das zweite verpflichtende Kindergartenjahr ein wesentlicher Schritt dafür sein wird, um die sprachlichen Fähigkeiten, aber auch die soziale Kompetenz der Kinder zu erweitern. Wir müssen uns ernsthaft Gedanken darüber machen, wie wir uns das leisten werden können und wie wir das einführen können. Denn Kinder brauchen nicht nur zu Hause Unterstützung, sondern der Kindergarten ist sehr gut dafür geeignet, dass die Kinder sowohl ihre Muttersprache aber auch Deutsch lernen können. Muttersprache deshalb, weil ich davon ausgehe, dass die Kinder auch zu Hause ihre Muttersprache sprechen. Warum sollte ihre Muttersprache in unseren Bildungseinrichtungen zusätzlich zu Deutsch nicht gefördert werden? Ich glaube, dass die Aufnahmefähigkeit bei Kindern viel mehr vorhanden ist, als bei manchen Erwachsenen oder bei vielen Erwachsenen. Ich glaube, dass die Kinder spielend und wissend zwei Sprachen lernen können. Daher sollten wir schon im Kindergartenalltag diese sprachliche Förderung der Kinder stärken und auch unser Kindergartenpersonal, die Pädagogen und Pädagoginnen dementsprechend aufstellen.

 

Türkisch als Maturafach: Schauen Sie, wir müssen ein entspanntes Verhältnis zu Türkisch entwickeln. Wir müssen auch ein entspanntes Verhältnis zur türkisch-österreichischen Geschichte aus der Monarchiezeit entwickeln. Ich glaube nicht, dass … (Zwischenruf bei der FPÖ.) – Ich habe das schon zuvor gesagt: Der Erdogan hat mit seiner Aussage „Kara Mustafas Enkelkinder“ die Geschichte traurigerweise mithineingenommen. Die Antwort darauf soll nicht sein, wir sind die Enkelkinder von Prinz Eugen, sondern wir sagen einfach, diese Einstellung ist falsch.

 

Ich möchte Ihnen das ein bisschen differenzierter erzählen. Es gibt Kinder, von denen ein Elternteil nicht Türkei-stämmig ist, sondern aus Österreich oder Serbien stammt. Das heißt, da gibt es eine Masse von Kindern, die zwei- oder dreisprachig in der Familie aufwachsen. Was kann das Kind dafür, wenn der Vater oder die Mutter aus der Türkei kommt und hier in Wien jemand anderen kennen lernt? Die haben halt zwei Sprachen, und eine davon ist Türkisch und die sprechen das dann. So. Jetzt müssen wir darin eine Chance für das Kind erkennen und sagen: Wie können wir dieses Kind fördern, wie können wir diesem Kind das Gefühl wegnehmen, dass seine Sprache nutzlos ist? – Würden wir den Sprachwert des Kindes aufwerten, würde auch das Selbstbewusstsein des Kindes gestärkt werden.

 

Daher denke ich mir, schauen Sie nicht nur darauf, dass es Kinder gibt, die sprachliche Defizite haben. Die gibt es, jede Menge. Dafür gibt es auch jede Menge Angebote. Aber es gibt auch Kinder, die Sprachtalente sind, Kinder, die fließend beide Sprachen sprechen können. Warum sollten wir denen nicht in unserem Schulsystem Raum geben? Warum sollten wir das nicht? Wir haben 14 Sprachen in unserem Schulsystem, in denen man maturieren kann. Warum sollte eine davon nicht Türkisch sein? Wo soll das Problem liegen? Von daher denke ich mir, ein entspanntes Verhältnis zu Türkisch würde uns allen gut tun, es würde uns nicht schaden.

 

Ich möchte auch zu den Jugendkulturen in unserer Stadt etwas sagen. Wir haben in vielfacher Hinsicht Jugendkulturen, die sich unterschiedlich abspielen: Es gibt Raver, Breaker und andere Jugendliche, die Lieder komponieren; Jugendliche, die skaten, die Rad fahren, und Jugendliche, die auch an Politik sehr interessiert sind. Wir hatten im Jahr 2013 – aber auch aktuell – sehr viele junge Menschen, die sich für Politik interessieren und auch für ihre Rechte auf die Straße gehen – vor allem antifaschistische Jugendliche. Ich möchte diese antifaschistische Jugendkultur in Wien begrüßen. (GR Dominik Nepp: Sind das die, die sich schwarz kleiden?)

 

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