Gemeinderat, 55. Sitzung vom 25.06.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 94
Sie postulieren weiter in Ihrer Frage: „Nun werden sowohl illegale Drogen wie auch Alkohol vermehrt konsumiert … die Konsumentinnen und Konsumenten immer jünger“. – Diese Behauptung ist schlichtweg falsch. Davon, dass die Konsumentinnen und Konsumenten immer jünger werden, kann nicht die Rede sein, und das haben wir im letzten Sucht- und Drogenbeirat, wo Sie ja auch da waren und auch mitdiskutiert haben, besprochen. Deswegen komme ich mir bei der Beantwortung der Frage auch etwas komisch vor, da dort auch Ihre Wortmeldungen ganz anders waren, als diese Frage jetzt ist.
Das Suchtmittel-Monitoring – das wir in der letzten Sitzung breit präsentiert und breit auch mit Ihnen diskutiert haben, und bei dem seit 20 Jahren dieselben Fragen gestellt werden, damit man es auch wirklich vergleichen kann – zeigt, dass das Durchschnittsalter beim ersten Alkoholkonsum konstant ist. Zwischen 2003 und 2013 waren es 15 bis 16 Jahre. Da hat sich keine Verjüngung des Beginns des Alkoholkonsums gezeigt. Im Opiatbereich zeigen die Ergebnisse des Suchtmittel-Monitorings, dass sich in den letzten Jahren auch kaum etwas verändert hat. Das ist das Ergebnis einer Studie, die wir seit 20 Jahren – und ich wiederhole es absichtlich – mit denselben Fragen machen, damit man wirklich Gleiches mit Gleichem vergleichen kann.
Für die stabile Situation beziehungsweise sogar den eher rückläufigen Trend sprechen auch andere Daten. Die Anzahl der Sicherstellung von suchtgifthältigen Medikamenten war im Jahr 2013 rückläufig. Das ist ja nicht ein Gefühl, sondern da gibt es ganz klare Zahlen, die man feststellen kann: Plus ist mehr, Minus ist weniger. – Und es war ein Minus und ist weniger.
Die Kategorie suchtgifthältige Medikamente umfasst neben den zur Substitution zugelassenen Medikamenten auch opioidhaltige Medikamente, das heißt, es wird nichts herausgerechnet. Im Vergleich zu 2012 ist 2013 insbesondere ein deutlicher Rückgang der sichergestellten opioidhaltigen Arzneimittel zu verzeichnen, obwohl der Verfolgungsdruck der Exekutive nicht nachgelassen hat – es gibt in dieser Frage eine sehr gute Kooperation zwischen der Stadt Wien und der Wiener Polizei. Die Mehrheit der in ein Delikt mit suchtgifthältigen Medikamenten involvierten Personen haben ein Alter zwischen 25 und 40 Jahren, das sind 70 Prozent – Unter-18-Jährige sind es nur in Einzelfällen, unter 1 Prozent. Und ich wiederhole: Das sind keine gefühlten Fragen, sondern das sind starke Fakten.
Suchtkranke in der Substitutionsbehandlung werden immer älter. Sie werden aber nicht deshalb immer älter, weil sie später suchtkrank werden, sondern weil das System gut funktioniert und sie nicht wie früher, als wir die Substitution in dem Ausmaß nicht hatten, auch viel früher versterben. 2002 waren in Wien 1 030 Personen, die älter als 40 Jahre alt waren, in der Substitutionsbehandlung, 115 davon waren älter als 50 Jahre. 2012, also 10 Jahre später, waren 2 870, das heißt, mehr als 100 Prozent mehr, älter als 40 Jahre und 1 080 älter als 50 Jahre, das sind 10 Mal so viele. Und das zeigt, dass diese Art der Medikation eine gute und eine richtige ist. – Das ist das Ergebnis von erfolgreichen psychosozialen und medizinischen Maßnahmen.
Zusammenfassend kann man sagen: Von einer von Ihnen postulierten dramatischen Entwicklung kann auf Grund der Fakten nicht die Rede sein, und sie kann nicht einmal herbeigeredet werden, weil sämtliche Daten, auch die des Innenministeriums, eine stabile Lage zeigen. Die Tätigkeit der Sucht- und Drogenkoordination Wien in den letzten sieben Monaten entspricht der Tätigkeit in den Jahren zuvor. Das bedeutet konsequente Umsetzung der gesteckten Ziele – regelmäßige und ausführliche Berichte mit aller Transparenz finden im Beirat für Sucht- und Drogenfragen statt, wo wir ja auch immer umfassend darüber diskutieren. Daher weiß ich, Herr Kollege Haslinger, ich habe Ihnen jetzt gar nichts Neues gesagt, weil Sie das alles wissen, aber wenn Sie mich das trotzdem fragen, muss ich es hier auch beantworten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die äußerst informative Beantwortung. – Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Haslinger gestellt. – Bitte.
GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ich danke für die Beantwortung.
Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass Sie meine Frage so negativ gesehen haben, denn es geht darum, dass die Drogenstrategie diese Maßnahmen, die von mir beschrieben wurden, ja vorsieht. Und es ist offenkundig, dass es Mehrfachbehandlungen gegeben hat, das stand auch in den Zeitungen. Und dass die Konsumentinnen und Konsumenten von illegalen Drogen jung sind, stand auch in den Zeitungen und ist bekannt. Es ist schon klar, dass mir die Statistiken, die Sie jetzt zitiert haben und die im letzten Drogenbeirat diskutiert wurden, bekannt sind, aber meine Frage ging dahin gehend, ob sich in der letzten Zeit etwas verbessert hat oder nicht.
Wenn wir hier von der Sucht- und Drogenkoordination sprechen und jetzt auch Alkohol ein großes Thema ist, möchte ich Sie bei dieser Gelegenheit etwas fragen und auch vielleicht an einem konkreten Beispiel darauf aufmerksam machen: Ein Ehemann, dessen Gattin dem Alkohol ergeben ist, hat sie überredet, dass sie sich behandeln lässt. Dann hat er mich gefragt, was er machen soll, und ich habe gesagt, dass es da einige Institutionen gibt, an die er sich wenden soll. Und das hat er dann gemacht. Im AKH, wo er vor drei Wochen versucht hat, anzurufen, hat er keine Verbindung bekommen, weil sie die Telefonnummern geändert haben, auf der Homepage der Drogenkoordination aber die alte Nummer steht. Dann hat er sich verbinden lassen, hat bei der Ambulanz sein Anliegen vorgebracht, dort wurde ihm mitgeteilt, er sei falsch und soll ins Anton-Proksch-Institut gehen. Dann ist er in das Anton-Proksch-Institut in den 23. Bezirk gefahren. Dort hat man ihn nach einer Einweisung gefragt, und ihn, da er keine hatte, in die Wiedner Hauptstraße geschickt. Dann ist er mit seiner Frau in die Wiedner Hauptstraße gefahren und dort haben sie nach einer Vorladung gefragt. (Zwischenrufe bei der SPÖ: Wo ist die Frage?!) – Kommt gleich, kommt gleich die Frage. – Und dann haben sie ihn gefragt, ob er einen Ter
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