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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 24.10.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 38 von 72

 

GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Wir haben ja jetzt schon von einem Verein gehört, bei dem wir uns fragen müssen: Was ist hier wirklich das Ergebnis, was ist der Output und was bringt es uns?

 

Ich komme zu einem weiteren Verein, der zwar nicht ganz so viel Geld bekommt, vor allem nicht von uns. Insgesamt kriegt er jedoch eine stattliche Summe von weit über 200 000 EUR. Und das im steigenden Maß, denn es ist ja schon um einiges mehr, ich glaube, fast das Doppelte vom Vorjahr, das hier ausbezahlt wird. Es ist der Verein NACHBARINNEN in Wien. Das ist einer von 30, 40 Vereinen – wir machen gerade eine Datenbank dazu, das wird ein ganz interessantes Ergebnis –, bei denen man sich fragen muss, was ihre Arbeit wirklich bringt, außer dass – wie es der Kollege Haslinger ja schon angesprochen hat – hier einige Leute der Stadt beziehungsweise den Regierungsparteien dankbar sein müssen, weil sie eine Beschäftigung bekommen.

 

Dieser Verein NACHBARINNEN in Wien besteht jetzt seit zwei Jahren und befasst sich – wie viele andere auch – mit der Betreuung – wie Sie es nennen – von Familien aus dem Schöpfwerk und aus dem Volkertviertel. Ich sage bewusst deshalb „wie viele andere auch“, weil ja das Schöpfwerk auch schon Spielwiese für einen anderen, ähnlich gelagerten Verein ist, der sich dort Bassena nennt und auch nur von Subventionen lebt. Die Akteure der beiden Vereine überschneiden sich zum Teil. Spielwiese sage ich auch wieder nicht ohne Grund, denn ich zähle Ihnen auf, was der Verein Bassena treibt, der auch dort agiert, wo die NACHBARINNEN sind: „Er organisiert den kontinuierlichen Dialog zwischen unterschiedlichen Interessensgruppen und Akteurinnen im Stadtteil, damit sich mit deren Ideen und Engagement sozial nachhaltige Lösungen etablieren.“

 

Den Verein Bassena gibt es ja schon länger. Die erfolgreiche Arbeit dieses Vereins haben wir vor drei oder vier Tagen sehen können, als eine Jugendbande in diesem Bereich nicht nur Unruhe und Schaden gestiftet hat, sondern echt gewalttätig geworden ist. Und das ist kein Einzelfall.

 

Dann machen Sie eine Konferenz „mit den Stichworten Brot, Weinblätter und Getränke, Boccia und Federball, Pflanzen in den Beeten“, befassen sich mit Recycling, Bewässerungsanlage und einem Barfußweg. – Also, es ist auch eine ganz drängende Sache im Schöpfwerk, wenn Sie die dortige soziale Situation betrachten, dass man dort einen Barfußweg hat. – Und er vermittelt natürlich neue Skills in der „do it yourself kitchen“. – Was immer das auch ist, ich weiß nicht, ob es sich um Kochrezepte oder sonstiges Ähnliches handelt.

 

Der im vorliegenden Bericht getroffenen Feststellung, dass Sie am Schöpfwerk – wie Sie sagen – „durch jahrelange vernetzte soziale Arbeit ein Klima des guten Zusammenlebens geschaffen“ haben, werden alle widersprechen, die dort schon längere Zeit gewohnt haben und die zu den ursprünglichen Bewohnern dieses Schöpfwerkes gezählt haben, die in Massen – soweit sie es sich erlauben können – aus diesem Bereich flüchten. Nicht umsonst haben wir die ganzen Probleme in diesem Bereich auch an der U6, und da wird uns vorgegaukelt, dass dieser Verein – wie gesagt – durch jahrelange, vernetzte soziale Arbeit das gute Klima des Zusammenlebens geschaffen hat. – Das Schöpfwerk ist eine der Problemzonen in dieser Gegend, und vom besonders guten Wohnklima kann man dort wirklich nicht reden.

 

Die „Nachbarinnen in Not“ überschneiden sich, wie gesagt, in der Arbeit auch am Volkertplatz mit einem zweiten Verein, der heißt – ohnehin auch hier im Haus bekannt – Piramidops. Und der beschrieb einst ein Projekt so: „Auf einer Wiesenfläche an der Marinelligasse betreiben aktive BewohnerInnen einen Gemeinschaftsgarten. MitarbeiterInnen des Vereins koordinieren eine Freifläche,“ – hört sich gut an! – „in der aktive EmigrantInnen im Grätzel die Möglichkeit haben, gemeinsam zu garteln.“ – Das ist sozusagen ein migrantischer Kleingärtnerverein. Aber, meine Damen und Herren, glauben Sie wirklich, dass es zu unseren Aufgaben gehört, Kleingärtnervereine migrantischer Art zu fördern, die noch dazu ohne Struktur sind, ohne wirklichen Effekt und mit fluktuierenden Teilnehmern?

 

Aber jetzt komme ich wieder zu dem Verein, von dem ich hauptsächlich reden möchte, den NACHBARINNEN, und bringe einige Erläuterungen: Er betreibt natürlich nach eigenen Angaben Integrationsförderung, aber nicht auf Deutsch, sondern in den Herkunftssprachen, überwiegend – oder fast ausschließlich – Türkisch, Arabisch und – gegenwärtig besonders interessant – Tschetschenisch. Es wird halt nicht Deutsch gesprochen, sondern diese Sprachen, die bei den „neuen NachbarInnen“ bei uns üblich sind.

 

Hauptsächliche Ziele – und jetzt können Sie aufpassen, ich weiß nur nicht, ob die Betroffenen damit etwas anfangen können – sind „Empowerment der Frauen, Wissensweitergabe über Spezifika gesellschaftlicher Subsysteme, aufsuchende Familienarbeit und Anerkennung des individuellen Wissens.“

 

Das sind die hauptsächlichen Ziele des Vereins. Da muss man aber berücksichtigen, dass die Masse der Betroffenen gar nicht alphabetisiert ist. Die werden unglaublich viel mit dem, was hier angepriesen wird, anfangen können. Und man orientiert sich interessanterweise dabei an den bewährten Methoden in Hamburg und Berlin. – Na, danke schön, meine Damen und Herren! Schauen Sie sich an, was sich dort in bestimmten Vierteln abspielt. Das sind genau die Punkte und die Bereiche, die wir nicht haben wollen.

 

Beschäftigt sind, wie wir hören, bis zu 13 MitarbeiterInnen migrantischer Herkunft, von denen knapp die Hälfte keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzt. Aber sie sollen sie an die österreichische Situation heranführen. Ich glaube nicht, dass das ein ideales Beispiel für gelungene Integration auch bei den VermittlerInnen dieses Wissens ist.

 

Aus der Übersicht über die BewerberInnen geht weiters hervor, dass zwei von diesen Beschäftigten nur einen Pflichtschulabschluss besitzen und auch nur insgesamt drei von diesen Personen eine Matura-Ausbildung genossen haben.

 

Selbst bei den Deutschkenntnissen der BewerberInnen und der Aufgenommenen, die doch hier die bessere Kenntnis der Situation und des Lebens in Wien vermit

 

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