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Gemeinderat, 59. Sitzung vom 24.11.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 110

 

de Stadt, und zwar nicht über irgendeine wachsende Stadt, sondern über die Stadt, die im deutschsprachigen Raum am schnellsten wächst.

 

Wien wächst. Die Zahl der Menschen, die in dieser Stadt leben wollen, wird immer größer. Wien wird bald zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner haben. Diese Zahl wurde zuletzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreicht, nur waren damals die Lebensbedingungen, welche die Menschen beziehungsweise ein Großteil der Menschen damals hier vorgefunden haben, ganz andere.

 

Die Menschen, die heute hier leben, haben eine hohe Lebensqualität und sind diese hohe Lebensqualität auch gewohnt. Und die Politik muss nun diesen Spagat von hoher Lebensqualität auf der einen Seite versus eine wachsende Stadt auf der anderen Seite bewältigen. Diese Entwicklung bedeutet für die Stadtplanung und Stadtentwicklung eine Herausforderung, bringt aber auch Chancen.

 

Ich war vorige Woche, genauso wie Kollege Maresch und andere interessierte Kolleginnen und Kollegen, auf der Smart City Expo in Barcelona, und dort wurde sehr deutlich, dass international alle Städte vor denselben Herausforderungen stehen, denn im Jahr 2050 werden 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten beziehungsweise im urbanen Raum leben.

 

Im Hinblick darauf gibt es bei der Stadtplanung natürlich unterschiedliche Sichtweisen, die jeweils von ideologischen Aspekten geprägt sind. Es gibt aber natürlich auch Vertreter in diesem Haus, deren einzige Ideologie darin besteht, alles abzulehnen. Es wird also von manchen als Ideologie gesehen, alles abzulehnen.

 

Aus unserer Sicht muss Stadtplanung in die Zukunft gerichtet sein, sie muss nachhaltig sein, und sie muss sozial sein. Wir brauchen mehr von allem für mehr Menschen. Wir brauchen mehr Stadt für alle Menschen in der gewohnten hohen Qualität, mehr Schulen, mehr Kinderbetreuungseinrichtungen, mehr Krankenhäuser, mehr Pflegeeinrichtungen, verdichtete und ausgebaute Öffis. Wir brauchen mehr Stadt für mehr Menschen.

 

Wir wollen diese Stadt mit den Menschen planen und entwickeln. BürgerInnenbeteiligung ist uns sehr wichtig, BürgerInnenbeteiligung ist ein Mehrwert für die Stadtentwicklung, und daher bekennen wir uns klar zur BürgerInnenbeteiligung. Die aktuellen und die zukünftigen BewohnerInnen sollen überall dort mit einbezogen werden, wo Veränderungen stattfinden. Wir entwickeln diese Stadt für die Wienerinnen und Wiener und mit den Wienerinnen und Wienern und keinesfalls gegen sie.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte von dieser Stelle auch das große kulturelle Erbe ansprechen, mit dem wir in Wien sehr respektvoll umgehen wollen, was aber keineswegs dazu führen soll, dass wir auf Stadtentwicklung oder Neubau verzichten müssen. Einerseits wollen wir neue, lebendige Stadteile schaffen, in denen Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Bildung gemeinsam stattfinden. Einkaufen soll in einem neuen Stadtteil genauso möglich sein wie Kleingewerbe. Es soll den Schuster und eine Änderungsschneiderei ums Eck geben, und auch die Putzerei soll fußläufig zu erreichen sein. Das hat schon etwas, das ist Lebensqualität!

 

Eines der großen Stadterweiterung- und Stadtentwicklungsgebiete möchte ich erwähnen, und zwar nicht nur, weil es über der Donau liegt, sondern weil mir in Barcelona auch klar geworden ist, dass dieses Stadtentwicklungsgebiet weit über die Grenzen dieser Stadt und Österreichs hinaus bekannt ist, nämlich die Seestadt Aspern.

 

Dazu eine gute Geschichte, die mir wirklich gefällt: Die ersten Wohnungen sind bereits übergeben, ein junges Paar aus Kärnten ist dort eingezogen und hat bei der Übergabe gesagt: Wir kommen aus Klagenfurt und jetzt ziehen wir in die Seestadt in Wien. – Das hat schon was, oder?

 

Wir wollen aber auch bereits bestehende Stadtteile attraktiver, menschlicher und erlebbarer machen. Dazu gibt es die Stichworte Flaniermeilen und Begegnungszonen.

 

Ja. Auch die Mariahilfer Straße sei hier angesprochen. Wem gefällt sie nicht gut? – Jetzt weiß ich es! Kollege Herzog hat heute gesagt: Die Mariahilfer Straße ist ein unnötiges Prestigeobjekt. – Darauf erwidere ich: Wenn die Mariahilfer Straße ein unnötiges Prestigeprojekt ist, dann wird es aber von den Menschen sehr gut angenommen! Ich war in den letzten Wochen immer wieder dort, zu jeder Tageszeit, auch spät am Abend: Die Mariahilfer Straße ist bevölkert, sie wird von den Menschen angenommen. Wenn das ein Prestigeobjekt ist, dann sage ich Ja zu diesem Prestigeobjekt! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Es gibt aber auch noch weitere Projekte und andere wunderbare Straßen in dieser Stadt. Diesbezüglich haben wir noch viel vor. Ich möchte nur einige Projekte für 2015 erwähnen, nämlich den Naschmarkt, die Meidlinger Hauptstraße, den Südtiroler Platz beziehungsweise das Umfeld des neuen Hauptbahnhofs.

 

Lassen Sie mich einen ganz kurzen Abstecher zum Wohnen machen: Leistbares Wohnen ist unser Ziel, und hohe Wohnqualität darf es nicht nur im freifinanzierten Wohnbau geben. Qualität muss überall ihren Niederschlag finden. Wir haben auch in Floridsdorf, Simmering, Favoriten, in der Leopoldstadt und anderen Bezirken qualitätsvolle Wohnbauten in den letzten Jahren errichtet und werden das auch hinkünftig tun. Es gibt gute Projekte, die architektonisch bemerkenswert sind, eine hohe Wohnqualität aufweisen und von dieser Stadt gefördert werden. Das ist schönes und leistbares Wohnen in hoher Qualität für alle Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Jetzt komme ich zu meinem Lieblingsthema, nämlich zur intelligenten Mobilität. Kollege Aigner! Ja, ich bin bei Ihnen! Alles soll in dieser Stadt seinen Platz haben, denn jede Art der Fortbewegung im Leben eines Menschen ist sinnvoll. Man kann man mit dem Auto fahren, man kann zu Fuß gehen, man kann mit dem Rad fahren, man kann mit den Öffis fahren. Man soll sich immer selbst aussuchen können, was für den jeweiligen Weg, den man zurücklegen will oder muss, am sinnvollsten ist. Das ist intelligente Mobilität. Diesbezüglich sind wir d’accord. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von StR Mag Manfred Juraczka.)

 

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