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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 19.12.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 147

 

konzept vereinbaren, dass mit diesem Großprojekt eines sogenannten Burn-out-Reha-Zentrums das wertvolle Naherholungsgebiet Hörndlwald unweigerlich zerstört wird? Wie können Sie und wiederum insbesondere die Grünen zulassen, dass mehr als 8 000 Unterschriften der Bevölkerung für den Erhalt des Hörndlwalds einfach vom Tisch gewischt werden? Und wie können Sie akzeptieren, dass diese Verbauung von mehr als 3 000 m² Grünfläche, die Errichtung von großen unterirdischen Behandlungsräumen, die Schaffung der kompletten Infrastruktur im entlegenen Wald- und Wiesengebiet, die Bautätigkeit an sich und der Betrieb einer mindestens 80-Betten-Klinik unweigerlich geschützte Tier- und Pflanzenarten gefährden und die anrainende Bevölkerung beeinträchtigen werden?

 

Unter einem Grünraumkonzept stelle ich mir etwas anderes vor! Müssen wir auch damit rechnen, dass nach getätigten Investitionen im nicht erschlossenen Gebiet der Ruf nach einer effizienteren Ausnützung laut wird und der Grünraum für die Bevölkerung weiter verkleinert werden wird? – Diese Frage ist wohl mit Ja zu beantworten, denn ein entsprechender Passus im Baurechtsvertrag deutet dies bereits an!

 

Und erzählen Sie mir bitte nicht, dass der Naturfußballplatz mit dem Ruhebedürfnis von Patienten im Einklang stehen wird! Erzählen Sie mir auch nicht, dass das Gelände im vollen Umfang frei zugänglich bleiben wird, wenn für die unterirdischen Bauten Belichtungsschächte geschaffen werden, in die dann die Fußgänger hineinstolpern könnten! Ich sage nur: Das ist Vernichtung von vorhandenem Grünraum für die Bevölkerung und somit ein glatter Widerspruch zu Ihrem Konzept! (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr Wolfgang Aigner.)

 

Ein Reha-Projekt von „Pro Mente“ ist bestimmt eine sinnvolle Einrichtung, der als Naturdenkmal ausgewiesene Hörndlwald ist allerdings definitiv der falsche Ort dafür! Ich frage mich: Warum wollen Sie allen Ernstes in den Hörndlwald eingreifen und kommen nicht auf die naheliegende Idee, die leerstehenden und übrigens um teures Steuergeld noch vor wenigen Jahren aufwändig sanierten Pavillons im wenige 100 m entfernten Geriatriezentrum Am Wienerwald zu nützen? Warum will „Pro Mente“ nicht von den dort vorhandenen medizinischen und infrastrukturellen Synergien profitieren? Warum wird offenbar auch nicht darüber nachgedacht, wie man die vorhandenen Gebäude auf dem Areal des Neurologischen Krankenhauses, übrigens ebenfalls in Hietzinger Grünruhelage, sinnvoll verwenden könnte? Eine noch bessere Verwendung als dort das „Pro Mente“ Reha-Zentrum dem Rothschild‘schen Stiftungszweck entsprechend zu errichten, wird sich kaum finden lassen!

 

Oder ist auch diesfalls schon der nächste Schritt für ein weiteres Verscherbeln der Grünräume in Wien in Planung? Es muss angesichts dieser vorhandenen Optionen – und ich habe jetzt die freien Pavillons auf den Steinhof-Gründen noch nicht einmal erwähnt – die Frage gestellt werden, wie im Wiener Gesundheitswesen mit Steuergeldern und mit den Grünräumen in dieser Stadt umgegangen wird, wenn man bestehende Einrichtungen willkürlich einfach ungenützt lässt!

 

Ich richte jetzt an Sie, sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, eindringlich den Appell, bei einem späteren Tagesordnungspunkt dem Baurechtsvertrag nicht zuzustimmen, sondern dafür zu sorgen, dass ein an sich begrüßenswertes Projekt an einem ihm würdigen und jetzt genannten Alternativstandort verwirklicht wird! Belassen Sie den Hörndlwald als Naturgebiet für die erholungssuchenden Menschen gemäß Ihrem Grünraumkonzept, damit Burn-out gar nicht erst entstehen kann. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Maresch. Ich erteile es ihm.

 

12.54.35

GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Das Grün- und Freiraumkonzept ist ein weiterer Meilenstein im Gefolge des Stadtentwicklungsplans, und dieses ist sehr notwendig für die Stadt. Warum ist dieses für die Stadt notwendig? – Man sieht die Herausforderungen tagtäglich! Heute in der Früh hatte es zum Beispiel 14 Grad in Wien! Der Klimawandel ist also spürbar, auch wenn es derzeit Föhn gibt. Die Winter sind nicht mehr so, wie sie waren, und die Sommer sind heißer geworden. Der heurigen Sommer war vielleicht eine Ausnahme, aber grundsätzlich stellen dieser Klimawandel beziehungsweise diese Klimaerwärmungen in den Städten eine Herausforderung für uns alle dar.

 

Das hat natürlich auch gesundheitliche Auswirkungen für Alt und Jung, für Frau und Mann. Insbesondere die Hitze setzt vor allem Kranken und schwächeren Menschen massiv zu, und deshalb bedarf es auch eines anderen Umgangs mit Grünraum und Freiraum in Städten wie Wien. Die Tatsache, dass sich Hitzeinseln bilden, ist ja bekannt, das kennt man mittlerweile. Es kann zum Beispiel zwischen dem Umland und der Stadt eine Differenz von bis zu 10 Grad geben. Daher braucht es in Wirklichkeit in der Stadt Veränderungen, und mit diesen Veränderungen befasst sich das Grün- und Freiraumkonzept. – Das ist einmal ein Punkt.

 

Zweitens bietet das Grün- und Freiraumkonzept Vernetzung. Es gibt nicht nur isolierte Parks beziehungsweise da oder dort ein paar Bäume, sondern es gibt eine Vernetzung, und es gibt grundsätzlich eine Sicherung: Menschen haben das Gefühl, dass es in einer Entfernung von 200 m von ihrem Wohnort Grün, Freiraum, Bäume und Möglichkeiten, sich aufzuhalten, gibt.

 

Das ist das Konzept. Das ist auch notwendig, wenn wir Flächenwidmungen durchführen und die Stadt Wohnraum für die zunehmende Bevölkerung zur Verfügung stellt. Um 25 000 bis 30 000 Menschen sind es jedes Jahr mehr. Wien wächst, das wissen wir mittlerweile, und es ist nicht nur die Sicherung des öffentlichen Verkehrs oder von Schulen, Kanälen und Wasserleitungen notwendig, sondern es braucht in Wirklichkeit auch die Ausstattung mit Grünraum, Freiraum und Spielplätzen, und damit setzt sich das Papier auseinander.

 

In diesem Papier wird zum Beispiel klar festgelegt, was ein Grünraumplan für eine Flächenwidmung ist: Wie schaut der lokale Grünraumplan aus? Was ist notwendig, wenn Häuser – wenn man es so ausdrücken will – in ein

 

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