Gemeinderat, 2. Sitzung vom 10.12.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 125
einem Wahlverlust wird sie zurücktreten. Der Wahlverlust ist eingetreten, nur die Frau StRin Vassilakou ist nicht zurückgetreten, sondern sitzt immer noch hinter mir. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Der Herr Kollege hat 8 Minuten Redezeit verbraucht. Das heißt, die restliche Redezeit der Freiheitlichen Fraktion beträgt 30 Minuten. Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau GRin Bluma. Selbstgewählte Redezeit sind 15 Minuten, die ich auch einstelle.
GRin Susanne Bluma (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
„Eine Stadt, zwei Millionen Chancen“, so steht es auf dem rot-grünen Regierungsübereinkommen. 138 Seiten, aufgeteilt auf 11 Kapitel - 11 Themenkreise, die Stadt machen. Wir haben dieses Regierungsübereinkommen vor einem gewissen Hintergrund abgeschlossen. Zuerst die schlechte Nachricht, vor dem Hintergrund der größten Weltwirtschaftskrise und vor dem Hintergrund - und das ist die gute Nachricht - einer wachsenden Stadt. Unser Ziel ist es, für das Leben der Menschen in dieser Stadt den Rahmen zu bieten, der ein gutes Leben für alle Wienerinnen und Wiener ermöglicht.
Es ist nicht Aufgabe der Politik, oder ich sehe es nicht als Aufgabe der Politik, den Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben. Ich sehe es als Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die Rahmenbedingungen herzustellen, um den Menschen ein sicheres, ein eigenständiges und ein gutes Leben zu ermöglichen.
Wien ist auf dem Weg, und ich sage, auf dem guten Weg zur Zwei-Millionen-Stadt. Wachsende Städte sind erfolgreiche Städte. Niemand muss sich vor einer wachsenden Stadt fürchten. Ich habe lieber die Herausforderungen einer wachsenden Stadt als die Probleme einer schrumpfenden Stadt.
Die Gründe, warum immer mehr Menschen nach Wien kommen, sind vielfältig. Die Gründe, warum sie bleiben, sind ganz klar. Sie erwarten sich von dieser Stadt Chancen, Zukunft, Perspektiven. Und es ist unsere Aufgabe, Wien so weiterzuentwickeln, dass ihre Hoffnung, ihre Erwartungshaltungen erfüllt werden, ohne dass die gute Lebensqualität, die für die Wienerinnen und Wiener selbstverständlich ist - denn sie sind nicht anderes gewohnt - beeinträchtig wird oder leidet.
Der STEP 2025 ist unsere Leitlinie, die wir uns selbst gegeben haben. Auf dieser Basis wollen wir neue Stadtteile planen, entwickeln und errichten. Wir wollen diese Stadtteile beleben, denn Stadtentwicklung bezieht sich nicht ausschließlich auf die Bereitstellung von Wohnraum, leistbaren Wohnraum versteht sich. Menschen sollen in den neuen Stadtteilen nicht nur wohnen, sie sollen dort leben. Mir ist diese Unterscheidung sehr wichtig, Wohnen ist nur eine Komponente von Leben. Daher muss alles, was zu qualitätsvollem, gutem Leben gehört, bei der Entwicklung mitgedacht und auch mitgeplant werden.
Wodurch zeichnen sich lebendige Grätzel aus? Also optisch - sage ich einmal - durch architektonische Vielfalt. Darüber hinaus bietet ein lebendiges Grätzel, ein lebendiger Stadtteil Arbeitsmöglichkeiten, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitmöglichkeiten, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Grün- und Freiräume. In einem Grätzel, in dem Menschen leben und nicht nur wohnen, gibt es Zentren der Begegnung. Der Mensch ist ja bekanntlich ein soziales Wesen und braucht Orte, braucht Städte der Begegnung, wo er seine sozialen Bedürfnisse auch ausleben kann. Wir brauchen Nachbarschaftszentren, generationenübergreifende Einrichtungen, Multifunktionszentren oder wie immer wir sie auch nennen.
Ziel muss es sein, Einrichtungen bereitzustellen, um das Miteinander zu fördern. Denn nur durch das Miteinander kommt das Verständnis füreinander. Nur wenn Menschen zufrieden sind, können sie friedvoll und verständnisvoll zusammenleben, und das ist, meine ich, unser aller oberstes Ziel.
Ich war vor drei Wochen in einem Theater im Sonnwendviertel. Jetzt wird jeder kulturinteressierte Mensch dieser Stadt sagen, im Sonnwendviertel gibt es kein Theater. Das ist richtig, es gibt im Sonnwendviertel kein Theater, aber es ist ein Stadtentwicklungsgebiet, und in diesem Stadtentwicklungsgebiet gibt es einen Zusammenschluss von Schauspielerinnen und Schauspielern, die zeitgenössisches, anspruchsvolles Theater machen und die das in Stadtentwicklungsgebieten machen wollen. Die Bühne ist in einem Gemeinschaftsraum eines Hauses eines Wohnbauträgers aufgebaut, Paletten und ein Holzboden darauf bieten die Bühne. Der Besuch dieses Theaters, dieser Theatervorstellung war für mich ein großartiges Erlebnis. Nicht nur, dass ich erstmals in meinem Leben in einem Theater war, in dem auch Menschen in Hausschlapfen waren, es war ein Theater, in dem sich die Menschen gekannt haben, kommuniziert haben, einander begegnet sind. Ich möchte mit diesem Beispiel nur darstellen, was alles Stadtentwicklung ist und dass auch Kultur zur Stadtentwicklung seinen Beitrag leisten kann und muss. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Lebendige Grätzel sind Grätzel, wo Menschen zu Fuß unterwegs sind. Überall dort, wo keine Menschen auf der Straße, auf den Gehsteigen sind, können wir nicht von einem lebendigen Grätzel, von einem belebten Stadtteil sprechen. Und Menschen sind dann bevorzugt zu Fuß unterwegs, wenn der öffentliche Raum einerseits sicher ist, wenn er auch attraktiv ist. Wir investieren daher weiterhin in den Ausbau des Fußwegenetzes.
Zum öffentlichen Raum: Urbane Freiräume wollen wir weiterentwickeln. Ich spreche hier sowohl von den dichtbebauten Gebieten Wiens, aber auch außerhalb dieser Zonen. Der öffentliche Raum soll und muss auch weiterhin an Attraktivität gewinnen. Lassen Sie mich einige Projekte anführen, die in der Planungsphase oder schon in der Realisierungsphase sind, wie zum Beispiel der Schwedenplatz, der Naschmarkt, die Meidlinger Hauptstraße, der Südtiroler Platz, die U6-Josefstädter Straße.
Apropos Markt, da ich hier den Naschmarkt erwähnt habe: Ich wäre jetzt versucht, ganz viel über die Bedeutung von Märkten zu sagen. Märkte tragen einen wesentlichen Teil dazu bei, dass Stadtteile belebt werden. Märk
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