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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 19 von 76

 

auch zur Nachhaltigkeitspolitik, weil sie wirklich inhaltlich auch auf die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt eingegangen ist. Für mich ist eine nachhaltige Entwicklung das Über-Thema und die Umwelt ein Teil davon. Deswegen auch, weil die Umwelt systemisch für mich an erster Stelle stehen muss, weil das eigentlich die Basis ist, wo Leben in einer Umwelt stattfinden kann, wo sich Gesellschaft bilden kann und das Soziale, die zweite Dimension, überhaupt erst entstehen kann, und aus dieser Gesellschaft heraus überhaupt erst Wirtschaft entstehen kann.

 

Wir tun ja in unserer Gesellschaft oft so, als ob wir in der Politik so einen Ausgleich zwischen Wirtschaft, Sozialem und Umwelt finden müssen. Das sieht man ja auch im Energieeffizienzgesetz und in anderen Gesetzen angelegt. Aber eigentlich muss man sagen, und die Stadt Wien ist hier auch sehr deutlich in ihren Papieren, ist die Basis all dessen eine gesunde Umwelt, mit der wir auch schonend umgehen. Dann erst können Gesellschaft, Soziales, Kultur und in Folge Wirtschaft entstehen.

 

Also ich bin wirklich glücklich, heute hier zu diesen Themen reden zu dürfen, weil für mich das eine der wichtigsten politischen Nebensächlichkeiten ist. Das ist zynisch oder ironisch gemeint, weil ich ja aus meiner Erfahrung in der Politik merke, dass die Emotionen immer sehr hoch gehen, wenn es um Auto, Verkehr, PS geht: Wie schnell fährt man, wo fährt man, wo darf man nicht fahren, wo darf man parken, Parkgaragen, und so weiter. Da sind alle ganz hochkonzentriert.

 

Aber wenn es um die Umwelt, also unsere Lebensgrundlagen geht, dann ist das so ein Orchideenthema für ein paar Sonderlinge, die sich damit beschäftigen, dass wir gesundes Wasser haben, dass vielleicht unsere Kinder noch Grünräume haben, wo sie spielen können, dass wir einen Boden haben, der CO2 speichert und auch als Nahrungsmittelbasis zur Verfügung steht. All das wird manchmal belächelt. Für mich ist es das wichtigste Thema, und die Stadt Wien geht hier im Ansatz der nachhaltigen Entwicklung nach dem Brundtland-Bericht vor. Brundtland hat ja einmal zur nachhaltigen Entwicklung formuliert, das ist eine Entwicklung, wo wir heute, die heutige Generation, darauf achten, dass unsere Folgegenerationen, also die Kinder und Kindeskinder, ebenso Chancen auf Selbstverwirklichung und auf ein selbstverwirklichtes Leben haben, also ein generationenübergreifender Ansatz. Und das ist auch, glaube ich, der Punkt, der in der Wiener Umweltpolitik wichtig ist oder überhaupt in der Politik zur Daseinsvorsorge in dieser Stadt, dass wir nicht nur Politik für heute und morgen machen, sondern auch für übermorgen, für unsere Kinder und Kindeskinder, also eine enkerlgerechte und enkerltaugliche Stadt entwickeln. Hier denken wir generationenübergreifend, planen generationenübergreifend und handeln auch so. Das ist auch wichtig, weil nur Politik zu simulieren, ist ein bisschen zu wenig, wenn man nur davon redet und irgendwelche Visionen oder Monsterbilder zeichnet, sondern man muss es auch dann planen und dann auch umsetzen und handeln.

 

In diesem Sinne, glaube ich, kann man eigentlich schon bei der Wasserversorgung der Stadt Wien beginnen, weil das ja eines der Paradebeispiele für ein generationenübergreifendes Denken, Planen und Handeln ist. Wir leben heute noch immer von dieser hervorragenden Wasserqualität. Aber wir reden heute ja auch vom Budget und die Wiener Wasserwerke planen was Wunderbares, was, glaube ich, viele Menschen in der Stadt überhaupt nicht so mitbekommen. Wir haben ja Trinkwasserleitungskraftwerke. Wir bauen in die Rohre, wo das Wasser durchfließt, auch Turbinen ein und durch den Durchfluss werden Generatoren betrieben und wir können Strom erzeugen, was eine wunderbare Idee ist, weil das Wasser dadurch nicht schlechter wird. Wir haben eine hervorragende Gütequalität, und man kann gleichzeitig nachhaltige Energie erzeugen, eine erneuerbare Energie durch den Durchfluss. Und hier wird ein neues Durchflusskraftwerk geplant und für Wien gebaut, also eine sehr, sehr tolle zukunftsweisende Maßnahme. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Danke, das ist lieb, ist ein kleiner Fan-Klub, danke sehr. Das freut mich, das ist natürlich motivierend.

 

Weiters generationengerechte Planung. In aller Munde der Wienerwald Nordost. Der Rüdiger hat es schon angesprochen, gestern ist das schon von der Frau Vizebürgermeisterin angesprochen worden. Das ist natürlich ein Projekt, das wir nicht voriges Jahr beschlossen haben und heuer ist es umgesetzt. Das wird einen Zeitrahmen bis zum Jahre 2060, 2065 haben, also meine Kinder und vielleicht meine Enkelkinder werden dort schon spielen können.

 

Das ist natürlich ein zeitüberdauernder Schutz von Grünraum im Nordosten Wiens, um natürlich auch die Grünverbindung vom Bisamberg rüber bis in die Lobau, also in den Nationalpark Donau-Auen, ist zu schließen. Jetzt wissen wir natürlich, dass dort auch Landwirtschaft betrieben wird. Und wenn wir vom Wienerwald Nordost oder Norbert-Scheed-Wald sprechen, dann stellen sich die Leute immer den Wienerwald auf der anderen Seite der Stadt vor mit vielen Buchen, Wäldern und so. Das ist natürlich nicht so. Bei uns in der Donaustadt ist eine Aulandschaft. Dieser Wienerwald wird anders ausschauen. Aber wie wird er ausschauen? Er wird ausschauen mit Windschutzgürteln, mit „Urban Gardening“-Bereichen, wo Städter wieder Zugang zu Boden und Natur kriegen. Er wird geschützte Zonen beinhalten, wo Tiere auch Rückzugsmöglichkeit haben und sich Pflanzen entwickeln wie am Bahnhof Breitenlee, wo die Spatzenzunge hervorragend gedeiht, eine Gräserart übrigens, die man kaum noch wo findet - also kein Vogerl, ein kleiner Biologieunterricht - und auch die Schnirkelschnecke. Das sind 1.006 Hektar. Gleichzeitig wird im Lobau-Vorland, neue Lobau, ein Gebiet geschützt, wo wir schon vor Jahren mit einem EU-Projekt begonnen haben, im Bereich Eßlinger Furt umzugestalten und Wegesysteme zu machen, die wirklich von den Leuten als Laufstrecken, als Nordic Walking Strecken, Hundezone, Spielplatz gut genutzt werden. Das soll ausgeweitet werden, über 240 Hektar, auch mit Freizeitangeboten. Auch Grünraum ist eine Form der Daseinsvorsorge, wo sich Menschen im städtischen Bereich erholen und Freizeit genießen können. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

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