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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 76

 

es mir zunächst einmal vollkommen egal, ist es der Bund, der ein Theater, ein Konservatorium subventioniert, ist es die Stadt Wien, die ein Museum subventioniert, unterstützt, vollkommen egal, sondern ich erkenne Wien, und es wurde heute schon, glaube ich, zwei Mal gesagt, als kulturpolitische Weltstadt im Zusammenspiel aller Institutionen. Was man sich eher fragen muss, und da komme ich dann sozusagen auch wieder zu Ihrer Frage zurück, um einen kleinen Bogen zum Sport zu spannen, manchmal habe ich das Gefühl, was in Spanien Real Madrid für Madrid und der FC Barcelona für Barcelona darstellt, im Kulturbereich haben wir Real Madrid und Barcelona und Arsenal und Liverpool und ManCity und was auch immer, und das ist sozusagen Wien. Was wir uns wirklich in der Gesamtheit fragen müssen, ist: Wie können wir uns das leisten? Wie wollen wir uns das leisten? Oder glauben wir, dass auch im Breitensport, was von Ihnen richtig gesagt wurde, in der Kultur weiterhin sichergestellt werden muss, dass immer in den unterschiedlichsten Bereichen etwas nachkommt?

 

Eines teile ich nicht, gerade im Bereich Kunst und Kultur, KünstlerInnen. Ich will sie gar nicht halten. So wie ich Kultur nicht verordnen kann, glaube ich, dass es toll ist, wenn Künstler und Künstlerinnen von internationalem Ruf in Wien eine Zeit lang verbringen, eine Zeit lang gestalten und dann sozusagen auch das, was sie von Wien mitgenommen haben, woanders hin mittragen. Ich sehe nicht sozusagen die Verpflichtung, dass man überall und immer und gleichzeitig das Beste, der Beste, die Beste sein muss. Das sehe ich nicht. Genau in der Entwicklung von Kunst und Kultur, glaube ich, ist so viel Spielraum, dass man sich immer wieder weiterentwickeln und immer wieder etwas Neues, Herausforderndes suchen und annehmen kann.

 

Ganz toll ist, sage ich ganz bewusst, weil das vorher schon angesprochen wurde, Martin Bunzl wurde auch begrüßt. Jetzt ist er leider nicht mehr da. Ich wollte ihm natürlich gratulieren. Ich wollte ihm gratulieren, nämlich zu der Transformation des Wien Museums, ganz bewusst in den vergangenen fünf Jahren, mit einer unglaublich interessanten Ausstellungskultur, die jetzt auch in einem, nicht nur von Seiten der GRÜNEN, sondern, habe ich mitbekommen, allgemein anerkannten Entwurf für das neue Wien Museum gipfelt, wo ich tatsächlich glaube, dass wir uns gemeinsam auf dem richtigen Weg befinden.

 

Es wird unsere Aufgabe sein, neben sozusagen dem großen Dank ganz selbstverständlich auch darauf zu schauen, im Bereich Literatur, im Bereich Musik weiterhin die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen und auch sicherzustellen, dass die Politik eben keinen Einfluss auf die kulturelle Gestaltung nimmt, aber sehr wohl Einfluss nimmt, dass sie immer wieder signalisiert, dass uns die Auseinandersetzung mit der Gegenwart und der Geschichte sehr wichtig ist.

 

Es ist auch wichtig, es wurde unlängst auch im Kulturausschuss anhand des Gloria Theaters angesprochen, weil es in Floridsdorf außer dem Gloria Theater de facto kaum Kulturbetriebe gibt, wir haben in Stadtentwicklungsbereichen selbstverständlich die Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass hinkünftig auch in diesen Bereichen kulturelle Aktivitäten entfaltet werden können, kulturelle Aktivitäten unterstützt werden können, ebenso, wie es eine zentrale Aufgabe ist, und da hat es mich sehr gefreut, dass mein Vorgänger Klaus Werner-Lobo unglaublich viel in diese Richtung getan hat. Ich denke, es gehört mit zu einer weltoffenen Stadt, was sich auch im Regierungsprogramm wiederfindet, dieses Gender und Migrant Mainstreaming in Jurys, in Kuratorien, in Findungskommissionen. Das sollte etwas Selbstverständliches sein. Das klingt vielleicht etwas kompliziert für manche Menschen, aber es heißt nichts anderes, als diese Kommissionen, diese Leitungsgremien, die Jurys sollen sich im Großen und Ganzen so zusammensetzen, wie die Wiener Gesellschaft zusammengesetzt ist, wie die Wiener Bevölkerung zusammengesetzt ist, unabhängig von Geschlecht, unabhängig von der Staatsbürgerschaft. Ich glaube, dass das tatsächlich etwas Wichtiges im Bereich Kultur ist und dass wir das weiter forcieren müssen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Einen Punkt, der mir ganz wesentlich ist, möchte ich noch ansprechen. Das ist der Bereich der Erinnerungskultur. Da hat sich sehr viel getan in den letzten Jahren. Angesichts der für mich gestern wirklich erschütternden Huldigung des Front National glaube ich, dass der Erinnerungskultur ein noch größerer Stellenwert eingeräumt werden muss als bisher. Wenn wir in Österreich über den Front National sprechen, fallen die Worte rechtsextrem, faschistisch. Für jeden, der darüber nachdenkt, welche Politik der Front National macht, ist es vollkommen klar, dass diese verwendeten Adjektive auch richtig sind. In der vergangenen Periode hat sich die FPÖ noch ein bisschen geniert, mit dem Front National in einen Topf geworfen zu werden. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Entwicklung der FPÖ. Die FPÖ stellt sich jetzt in die Tradition des Front National. (GR Mag. Dr. Alfred Wansch: Wollt ihr haben, dass Frankreich bei uns kommt?) Aber damit die Erinnerungskultur nicht nur das Gestern aufarbeitet, sondern das Heute und das Morgen tatsächlich einer positiven Entwicklung zuführt (GR Mag. Wolfgang Jung: Die Entwicklung ist positiv, wie der Wähler zeigt!), sollten wir alle darauf achten, dass in diesem Haus nicht das Gedankengut des Front National verbreitet wird, keine Faschisten sitzen, keine Rechtsextremen sitzen! Das ist unsere zentrale Aufgabe! Das ist zentrale Aufgabe der Erinnerungskultur! - Ich danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Redezeit war 10 Minuten. Die fraktionelle Restredezeit für die GRÜNEN sind 15 Minuten. Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger. - Ich erteile es ihm. Seine gewählte Redezeit sind 15 Minuten.

 

12.10.34

GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!

 

Entschuldigen Sie, ich muss jetzt noch kurz auf die StRin Sima replizieren, weil offensichtlich war es immer so, dass die Kultur das Ideologieressort war. Das hat sich offenbar geändert, jetzt ist die Umwelt das Ideologieressort, weil ich habe das selten gehört, dass jemand

 

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