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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 76

 

kulturvereine durchsprechen und uns anschauen, wer davon profitiert. Es profitiert ausschließlich die Kultur, weil wenn man ein bisschen abfällig sagt, dort sind Politiker oder Politikerinnen drinnen, kann ich Ihnen nur sagen, diese arbeiten dort alle ehrenamtlich. (GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES: Das weiß ich!) Und sie bringen so viel zusätzliches Geld ein, dass wir uns das im Kulturbudget gar nicht leisten könnten. Daher sage ich, davon profitiert ausschließlich die Kultur und dort wird unheimlich viel positive ehrenamtliche Arbeit geleistet.

 

Nun auch zum Fritz Aichinger: Es sagt sich immer so leicht, die Tanker kriegen so viel Geld. - Ja, das stimmt. Die Vereinigten Bühnen Wien kriegen viel Geld, 40 Millionen EUR. Ich möchte nur erwähnen, wir haben gerade einen 3-Jahres-Vertrag für die VBW beschlossen, der in der Förderung rückgängig ist: 42 Millionen, 41 Millionen und 40 Millionen. Das heißt für ein Unternehmen mit 700 Beschäftigen, die alle nach dem Kollektivvertrag entlohnt werden, der bekanntlich immer um zirka 1 bis 1,5 Prozent steigt, dass die Vereinigten Bühnen Wien jedes Jahr weniger Geld von uns bekommen, und das ist nicht einfach für die VBW. Es war der Versuch der rot-grünen Koalition, schon in den letzten Jahren zu sagen, Sparsamkeit muss überall gelten. Das gilt auch für die VBW. Hervorragendes Management, hervorragende künstlerische Erfolge und auch hervorragende finanzielle Einnahmen. Es ist leicht zu sagen, sie kriegen viel. Aber sie haben auch viel Publikum. 500.000 Menschen schauen sich im Jahr Musicals bei den Vereinigten Bühnen Wien an. 1,2 Millionen schauen sich Musical-Produktionen aus der Stadt Wien im Ausland an. Die Musicals der VBW sind einer der wichtigsten Musikbotschafter der Stadt Wien. Und 100.000 sind zusätzlich noch im Opernhaus. Da kann man nicht sagen, sie kriegen viel Geld. Sie haben auch viel Erfolg. Man kann nicht sagen, da geht das Geld ins Ausland, sondern da kommt mehr Geld zurück mit den Einnahmen, die wir aus den Eigenproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien bei 1,2 Millionen Besucherinnen und Besuchern in der ganzen Welt erhalten. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Aus den vielen Erfolgsgeschichten der Kultur möchte ich heute nur zwei herausragende ansprechen, die eine ist das Theater an der Wien, die andere ist das Wien Museum.

 

Das Theater an der Wien feiert im Jänner sein Zehn-Jahres-Jubiläum. Vor zehn Jahren haben tatsächlich viele gefragt, wozu Wien ein drittes Opernhaus braucht. Ich habe damals schon gesagt, wir brauchen kein drittes Opernhaus, wir brauchen ein erstes Opernhaus, nämlich ein Opernhaus, das in der Europa- und in der Weltliga mitspielt. Das hat das Theater an der Wien in diesen zehn Jahren geschafft. Es ist das erste Opernhaus in Wien. Es ist das innovativste Opernhaus unserer Stadt. Roland Geyer und sein Team haben hier, national wie international, Standards gesetzt. Das Programm des Theaters an der Wien ist seit zehn Jahren hochbejubelt bei Publikum, bei Presse und bei der Fachwelt. Seit vier Jahren bespielt das Theater an der Wien zusätzlich noch die Kammeroper, sodass wir in unserer Stadt insgesamt vier Opernhäuser haben. New York ist zirka acht Mal so groß und hat gerade das zweite Opernhaus zugesperrt. Man hat genau noch ein Opernhaus in New York. Wir haben vier Opernhäuser. Da sieht man den Stellenwert der Kultur und auch der Oper in unserer Stadt.

 

Die Erfolge des Theaters an der Wien sind primär Erfolge der Künstlerinnen und Künstler und der Orchester, die dort tätig sind. Da möchte ich erwähnen, dass wir dort drei große Orchester haben, die in unserer Stadt ganz bedeutend sind, die Wiener Symphoniker, das Radio-Symphonieorchester und das Klangforum Wien, insbesondere aber auch den Arnold Schoenberg Chor, der seit zehn Jahren die große Stütze der Opernaufführungen im Theater an der Wien ist.

 

In der Kammeroper gibt es seit vier Jahren ein Junges Ensemble, das die Kammeroper wirklich wachgeküsst hat. Das hat man in der letzten Produktion Antigone gesehen. Großartig! Übrigens noch vier Aufführungen bis Weihnachten. Kann man sich noch anschauen. Würde ich jeder und jedem empfehlen. Wenn wir dann vielleicht in Zukunft wieder über Theater oder Kultur reden, wäre das ganz günstig. Die Attraktivität dieses Jungen Ensembles zeigt sich aus einer Tatsache. Da kommen 350 junge Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Welt nach Wien, um bei uns vorzusingen. Dann werden sechs aufgenommen. Sechs von diesen jungen Sängerinnen und Sängern aus der ganzen Welt, die übrigens natürlich die Besten sind, bekommen einen Vertrag für zwei Jahre, singen dann zwei Jahre lang das Programm in der Kammeroper und auch schon kleinere Rollen schon im Haupthaus im Theater an der Wien. Das ist eine ganz wichtige Talenteschmiede. 43 Opernhäuser aus der ganzen Welt sind in der letzten Saison nach Wien gekommen, um sich diese sechs Sängerinnen und Sänger anzuschauen, weil sie sie engagieren wollen. Und sie bekommen alle ein Engagement. Zum Beispiel, der einzige Österreicher, der bisher im Jungen Ensemble war, Christoph Seidl, wird ab nächstem Jahr im Gärtnerplatztheater in München ein fixes Engagement haben.

 

Aber nicht nur die Sängerinnen und Sänger des Jungen Ensembles machen in Wien Karriere, sondern auch das Team von Roland Geyer. Das muss man auch einmal erwähnen. Nora Schmid war langjährige Dramaturgin im Theater an der Wien, ist jetzt Intendantin der Grazer Oper. Christoph Bauch war langjähriger technischer Leiter im Theater an der Wien und ist jetzt technischer Direktor in Bayreuth. Und Sebastian Schwarz, künstlerischer Betriebsdirektor des Theaters an der Wien und künstlerischer Leiter des jungen Ensembles und der Kammeroper, wird ab Mai nächsten Jahres Generaldirektor in Glyndebourne. Das ist eines der bedeutendsten Opernfestivals, die es weltweit gibt, nur vergleichbar mit Bayreuth und Salzburg. Das ist, um jetzt einen Vergleich zum Sport zu ziehen, als würden die Co-Trainer von Austria und Rapid plötzlich die Cheftrainer von Chelsea und Bayern München werden. Ähnlich ist dieser Aufstieg, den das künstlerische Personal unseres Theaters an der Wien in den letzten Jahren genommen hat. Auch hier lässt sich die Qualität der Kulturstadt Wien und des Theaters an der Wien ablesen.

 

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