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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 76

 

Physiotherapie sind dann gefragt. Das geht nur im Moment nicht, weil man auf der Internen Abteilung diese Fachkräfte nicht hat. Deshalb braucht es interdisziplinär eine Abteilung. Und das ist für mich ein gutes Beispiel und das ist auch meine Forderung, dass das kommt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Diese Veränderungen - ich habe gesagt, es geht auch um Eitelkeiten - werden eine große Herausforderung für alle Beteiligten sein. Denn es geht um Verzicht auf alte Gewohnheiten, um das Ablegen eben dieser Eitelkeiten und um viel Flexibilität.

 

Aber diese Veränderungen sind meiner Meinung nach unumgänglich, weil es in der modernen Medizin unmöglich ist, sich auf Traditionen aus dem vergangenen Jahrhundert zu berufen. Und das ist das, was mich immer ärgert, und zwar überall, nicht nur in der Medizin, wenn einer sagt, das haben wir immer schon so gemacht und deswegen machen wir es weiter so. - Das ist undenkbar. Das mag ich nicht und ich finde, das hat auch in der heutigen Zeit in einer modernen Stadt überhaupt keinen Platz. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich bin 100 Prozent der Meinung, dass es ganz wichtig ist, dass Abteilung für Abteilung angeschaut wird, wie das am besten ablaufen kann. Und da ist natürlich ein wichtiger Faktor auch die Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenzufriedenheit. Das sehe ich und das verlange ich auch, ja, das fordere ich auch und das wird auch sein. Man muss die Dienstzeiten und Arbeitszeiten und die Abläufe so gestalten, dass es für den Arbeitsaufwand, für die Arbeitssituation, aber auch vor allem für die PatientInnen, aber auch für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen optimal ist. Das ist oft schwierig. Das wird schwierig werden, aber es wird gehen.

 

Es wird aber auch notwendig sein - und das ist eben auch diese Frage der unterschiedlichen Finanzierungen -, noch mehr mit der Sozialversicherung zu kooperieren als bisher. Bis jetzt gibt es keine gemeinsame Finanzierung. Das liegt aber nicht im Ermessen dieses Hauses und der Stadt Wien. Da müssen wir auf anderer Ebene dafür kämpfen und das auch immer wieder betonen und fordern und verlangen. Das ist etwas, was ich von Anfang an – ich bin schon 14 Jahre da, habe ich irgendwo in der Zeitung gelesen, ein Wahnsinn! - immer gefordert habe.

 

Aber es hat sich etwas getan in Wien. Wir haben zumindest eine gemeinsame Planung, und das hat schon vor einigen Jahren begonnen, nämlich in Form der integrierten Versorgung der Landeszielsteuerungsvereinbarungen. Alkohol 2020 ist ein Beispiel, die Entwicklungsdiagnostik und die schon vorher erwähnten PHCs - Primary Health Care. Und ich verstehe nicht, warum vor allem in der Ärztekammer bezüglich PHC die Wogen so hoch gehen. Warum muss immer alles so bleiben, wie es ist? Warum ist man hier immer gegen alles Neue, gegen jede Innovation? Ich erinnere, die Ärztekammer war gegen die e-card. Das glaubt ja heute keiner mehr, aber es ist so. Es muss doch möglich sein, dass eine Mischung aus verschiedenen Versorgungsmodellen nebeneinander bestehen kann. Das kann doch wohl in einer pluralistischen Gesellschaft mit vielen Meinungen, vielen Anforderungen und vielen Ideen akzeptiert werden. Es gibt viele gute Hausärztinnen und Hausärzte, aber es gibt meiner Meinung nach auch den Bedarf nach ambulanten, größeren Versorgungseinheiten, wie es eben Primary Health Care-Einheiten sein könnten.

 

Dazu nehme ich als Beispiel die Volkskrankheit Diabetes mellitus. Da muss man nicht ins Spital dafür, man muss nicht in eine Spitalsambulanz. Aber es ist auch zu wenig, das nur bei einem Einzelkämpfer Hausarzt zu machen. Es können sicher viele Hausärzte gut Diabetes behandeln und managen, aber die Hausärzte haben nicht die Wundmanagerin in der Praxis. Und das könnte man zum Beispiel in Form einer solchen Einheit gleich machen, dass alle Fächer zusammen in so einer Einheit zusammenarbeiten - Schwerpunkt Diabetes mellitus -, auch gleich mit einer Ernährungsberaterin zum Beispiel, aber auch gleich mit einer Wundmanagerin dabei. Und das Ganze nennt sich halt Primary Health Care - oder wie auch immer, wie es heißt, ist mir wurscht. Aber ich glaube, es hat einen … (StR David Lasar: Frau Dr. Laschan!) - Ich habe leider so wenig Zeit, ich kann nachher diskutieren, dass ich das jetzt gerne ausführen möchte.

 

Es gibt viele Erkrankungen, die besser in einem solchen Zentrum behandelt werden könnten. Zum Beispiel Alkohol, Alkoholkranke können sicher beim Hausarzt gut behandelt werden, nach dem stationären Entzug. Aber besser wäre es zum Beispiel in einem spezialisierten Primary Health Care Center, wo auch Psychotherapie, Arbeitstherapie, Beschäftigungstherapie, und so weiter angeboten werden. Das muss man erreichen, deshalb braucht man da die Sozialversicherung dazu. Das ist eben der Punkt. Wir wollen ja in die Zukunft schauen, wir können nicht sagen, es ist eh alles gut, sondern wir wollen ja etwas weiterentwickeln. Und das tun wir ja, das sind ja schwierige Verhandlungen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Stichwort seltene Erkrankungen, das ist ja der nächste Punkt. Im Moment ist es so - und das steht im Koalitionsübereinkommen als eigener Punkt, das finde ich wichtig, habe ich, glaube ich, auch angeregt -, diese seltenen Erkrankungen sind Erkrankungen, die eben so selten sind, dass die Therapien, die die Pharmaindustrie dazu entwickelt, oft Phantasiepreise hat, weil die Industrie sagt, sie hätte da so viel hineingesteckt. Ob es stimmt oder nicht, sei dahingestellt, Tatsache ist, dass diese Therapien sehr teuer sind, extrem teuer. Als Beispiel kostet bei einer bestimmten Bluterkrankung eine Einjahrestherapie, bei der man alle 2 Wochen eine Infusion bekommen muss - das geht auch ambulant – 250.000 EUR. Eine Abteilung, die einen solchen Patienten behandelt, kann sich eigentlich auflösen, rein wirtschaftlich gesehen, oder das ganze Krankenhaus. Diese Krankheiten müssen aber behandelt werden. Und deswegen ist der Vorschlag, dass man Zentren schafft - nicht alle in einem, weil sonst ist diese Einheit kaputt - und das auch mit der Sozialversicherung ausmacht, wo was behandelt wird. Das ist eine wichtige Sache.

 

Im 15. Bezirk haben wir gezeigt, dass bei gutem Willen Projekte auch schnell umgesetzt werden können,

 

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