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Gemeinderat, 63. Sitzung vom 20.02.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 68

 

len, Bi-, Transgender- und Intersex-Bereich – kurz LGBTIQ-Bereich genannt – sein. Und somit habe ich jetzt auch die Gelegenheit, das Ganze hier noch einmal gut ansprechen beziehungsweise bewerben zu können.

 

Die Studie „Queer in Wien“ ist eine Studie, bei welcher wir mit der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen – kurz: WASt – gemeinsam mit dem IHS, dem Institut für Höhere Studien. gearbeitet haben. Die Studie kostet 29 050 EUR und ist eine sehr, sehr umfassende Studie mit einem wirklich qualitätsvollen Partner, denn das kann das IHS durchaus von sich behaupten.

 

Ich denke, jeder Euro, den wir hier investieren, ist ein sehr, sehr gut investierter Euro, weil uns dadurch ganz klar aufgezeigt werden wird, wie unsere zukünftigen Herausforderungen gerade in der Antidiskriminierungsarbeit aussehen werden. Der Grund für dieses wichtige Projekt ist, dass wir jetzt schon seit 16 Jahren in der Wiener Antidiskriminierungsstelle Antidiskriminierungsarbeit in dieser Stadt leisten, dass wir hier in Wien immer wieder mit den unterschiedlichsten Personengruppen und mit ihren unterschiedlichsten Lebensbereichen zu tun haben und dass wir auch in vielen anderen Aufgabengebieten wie unseren Schulungen und Projekten, die wir in diesem Zusammenhang durchführen, sehen, dass wir hier wirklich Handlungsbedarf haben.

 

Wir bieten in der Antidiskriminierungsstelle viel Beratung an. Wir haben jährlich über 120 sehr verdichtete KlientInnenkontakte, bei denen es um Beratung und Mediation, aber natürlich auch um Vermittlung in Diskriminierungsfällen geht. Unser Ziel ist es immer, die Diskriminierungen abzustellen, und ich glaube, wir sind da wirklich sehr erfolgreich unterwegs.

 

Wir sehen, dass es uns mittlerweile bei allen Regelwerken der Stadt gelungen ist, Gleichstellung zu erreichen. Wir sehen aber natürlich auch, dass es nach wie vor in Bundesgesetzen sowie im realen Alltag wie zum Beispiel in der Arbeitswelt und im sozialen Leben noch viele Diskriminierungen gibt und wir daher auch eine Verantwortung haben, diese Menschen zu schützen.

 

Ein besonderes Thema ist derzeit der Diskriminierungsschutz von Menschen, wenn sie in ihrem Alltag etwa im Zusammenhang mit dem Zugang zu Gütern und Dienstleistungen diskriminiert werden. Diesbezüglich gibt es derzeit auch eine sehr starke politische Auseinandersetzung unter dem Titel „Levelling-up“, wofür wir uns natürlich auch politisch sehr stark machen.

 

Ein gewichtiger Grund für Probleme bei dieser Diskriminierungsarbeit ist auch, dass sich Leute oft nicht trauen, sich an eine entsprechende Selle zu wenden, weil sie in ihrem Alltag noch kein Coming-out hatten und ein solches damit verbunden wäre. Daher war es uns im Zusammenhang mit dieser Studie ganz besonders wichtig, diese Menschen abzufragen und herauszufinden, wo sie ihre Diskriminierungen erleben. Dabei muss man selbstverständlich stets berücksichtigen, dass die Lebensumstände von Menschen, die queer leben, natürlich ganz anders sind und dass es immer mit einer sehr großen Überwindung verbunden ist, sich auch öffentlich zu outen.

 

Es gibt eine Studie, die wir auch bei der 15 Jahre WASt Veranstaltung präsentiert haben. Dabei durften wir Morten Kjaerum von der FRAU-Agentur der Europäischen Union für Grundrechte begrüßen. In seinem Eröffnungsvortrag stellte er uns eine europäische Studie zur Diskriminierung von LGBTIQ-Personen vor: Es wurden in 27 EU-Staaten damals 93 000 Menschen befragt. Dabei handelt es sich um die europäische Sicht, wobei Österreich wohl auch erfasst ist, aber die spezielle Situation der Wiener LGBTIQ-Menschen kennen wir bisher nicht.

 

Bei dieser Studie kamen enorme Zahlen heraus, zum Beispiel dass 47 Prozent aller befragten LGBTIQ-Personen innerhalb des letzten Jahres persönliche Diskriminierung erlebt haben. Das heißt: Fast die Hälfte der Menschen, die queer leben, erleben in ihrem Alltag Diskriminierungen, und das in den verschiedensten Bereichen, wie ich vorher schon dargestellt habe.

 

Wozu soll uns diese Queer-Studie in Wien dienen? – Wir wollen die Lebenssituation von homosexuellen, bisexuellen, transgender und intersexuellen WienerInnen im Detail erforschen, weil wir ihre Lebensbedingungen genau kennen wollen, und wir erwarten uns gerade von diesen Personengruppen gute und wichtige Inputs zu bestehenden Diskriminierungen in verschiedenen Lebensbereichen wie Schule, Arbeit, Familie, Wohnen und auch im öffentlichen Raum

 

Natürlich wollen wir mit der Studie auch herausfinden, ob unsere 16 Jahre der „Amtlichen Buntmachung“ auch wirklich gut greifen. Daher freue ich mich, dass auch die Fragebogenaktion im Zusammenhang mit dieser Studie „Queer in Wien“ von der Community so gut angenommen wurde: Wir haben insgesamt 2 400 komplett ausgefüllte Fragebögen zurückbekommen, und wir haben auch im Austausch mit den NGOs gesehen, dass diese Studie sehr positiv angenommen wurde. Auf diese Weise wird natürlich von der Community auch wahrgenommen, dass die Stadt gut auf sie schaut und dafür sorgt, dass Diskriminierung gerade auch in dieser Gruppe hintangestellt werden kann.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für diese ausführliche Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Blind. – Bitte.

 

9.45.25

GR Armin Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke auch von meiner Seite für die sehr ausführliche Beantwortung und das Eingangsstatement. – Erlauben Sie mir, meine Frage in zwei Bereiche aufzusplitten; ich habe dann noch eine 2. Zusatzfrage.

 

Sie haben in Ihrer Mitteilung dargelegt, dass Diskriminierung im öffentlichen Raum ein durchaus großes Problem ist. Wie wir alle wahrnehmen können, wandelt sich die kulturelle Zusammensetzung in Wien zunehmend, durchaus verursacht durch die SPÖ, aber mit tatkräftiger Unterstützung durch die Grünen und auch durch die ÖVP.

 

Nun zu meiner Frage. Es hat in diesem Zusammenhang, wie wir auch den Medien entnehmen können, vermehrt antisemitische Übergriffe gegeben. Sehen Sie in diesem Bereich – weil es ja bekanntermaßen etwa im Iran, in Pakistan oder in Saudi-Arabien besser ist, nicht

 

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