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Gemeinderat, 63. Sitzung vom 20.02.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 68

 

zu geben, das sonst in der Öffentlichkeit deswegen fast zu kurz kommt, weil so vieles daran unstrittig ist, wo die Reise hingehen kann, weil es in der Tat einige Rahmenbedingungen gibt, die schwierig sind.

 

Zuerst: Was ist dieses Energiekompetenzzentrum im Vergleich zu anderen Bundesländern? Es gibt einige Bundesländer, die haben ähnliche Einrichtungen. Die werden von einem schwarzen Landeshauptmann geführt und die leisten durch die Bank gute Arbeit. Der Kollege Stiftner kritisiert eine Zuwendung, die dazu führt, dass 4 hochqualifizierte Personen im Wiener Energiekompetenzzentrum arbeiten und meint, so etwas brauche man nicht. In Niederösterreich gibt es eine Energie- und Umweltagentur, dort arbeiten nicht 4, und nicht 8, und nicht 12, auch nicht 20, auch nicht 30, auch nicht 40 Leute, dort arbeiten 80 Personen. Und im Unterschied zu Ihnen meine ich, dass dort gute Arbeit geleistet wird, weil es wichtig ist, in diesem Bereich zu arbeiten. Das ist aber nicht nur in Niederösterreich so. Der Kollege Stiftner kritisiert, dass in Wien 4 Personen arbeiten.

 

In Oberösterreich - Lhptm Pühringer, dem ich auf diesem Weg alles Gute für seine Schulter wünsche - gibt es den Oberösterreichischen Energiesparverband. Dort arbeiten nicht 4 und nicht 8 und nicht 10 und nicht 15 und nicht 20, sondern 30 Personen. Zum Glück habe ich heute Zeit und möchte das wirklich in aller Breite darstellen. In Tirol, etwas kleiner als Wien, aber ein wesentliches Bundesland, ein schwarzes Bundesland, gibt es eine Energieagentur, die heißt Energie Tirol. Dort arbeiten nicht 4 und nicht 8 und nicht 10 und nicht 15, sondern 20 Personen. Kommen wir in die Steiermark, auch die ÖVP mit in der Regierung, dort gibt es eine Energieagentur Steiermark. Dort arbeiten nicht 4 und nicht 8 und nicht 12, sondern 20 Personen. Und jetzt kommen wir zum kleinsten Bundesland, zu Vorarlberg mit einer besonders engagierten Energieagentur, sozusagen drei Bezirke Wiens, dieses Bundesland, wo der Klubobmann herkommt. Dort arbeiten nicht 4 Personen wie in Wien, und auch nicht 8 und auch nicht 10 und auch nicht 20 und auch nicht 30, sondern 40 Personen. Wir sehen also, überall dort, wo man Energie ernst nimmt, gibt es derartige Einrichtungen, die sich die Zukunft anschauen, die Modelle evaluieren, die Forschungsreisen machen, um zu sehen, was sich in diesem völlig umbrechenden europäischen Energiemarkt abspielt. Darum ist es gut, und ich denke, dass dieses Energiekompetenzzentrum nicht nur hervorragende Arbeit geleistet hat, und ich werde auf einige Punkte eingehen, sondern leisten wird, und dass es langfristig hoffentlich nicht bei 4 Personen bleiben wird. Aber da wir knappe Mittel haben, haben wir uns jetzt einmal mit dieser Aufgabe begrenzt.

 

Jetzt kann man zu Recht einwenden, es hängt ja nicht davon ab, wie viele Personen wo arbeiten, ob eine Leistung erzielt wird oder nicht, sondern schauen wir uns das Ergebnis an. Und eines der wesentlichsten Ergebnisse, wo sich eigentlich alle einig sind, so einig, dass es schon fast langweilig ist, heißt, man soll energieeffizient verwenden. Die beste Kilowattstunde ist die, die nicht verbraucht wird, ein gut gedämmtes Haus, wie auch immer. Da gibt es einen Vergleich von 9 Bundesländern, die den Energieverbrauch pro Person über 30 Jahre zeigen. Wenn man sich das anschaut, dann gibt es ein Bundesland, das den mit Abstand geringsten Energieverbrauch pro Kopf hat. Und Sie dürfen jetzt raten, welches Bundesland das ist. Es ist das Bundesland Wien! Die besonders viel brauchen, die brauchen teilweise mehr als doppelt so viel wie Wien. Da ich jetzt hier eine seriöse, sachbezogene Rede halten will, gibt es natürlich eine Reihe von Gründen dafür. In der Tat braucht ein Land wie die Steiermark oder Oberösterreich, die ein hohes Ausmaß an Schwerindustrie haben, pro Kopf natürlich mehr Energie. Das ist aber nur ein kleiner Teil der Antwort.

 

Jetzt kommen wir zu den zwei wichtigsten Themen, die jedes Bundesland für sich selbst bestimmen kann. Was sind noch die großen Bereiche, wo in Wien quasi entschieden wird, ob wir im CO2-Bereich erfolgreich sind, das heißt, wenn CO2 pro Kopf aber absolut hinuntergeht, während die Welt hinaufgeht, mit all den Problemen, die wir haben? Was sind diese zwei großen Bereiche? Das ist einerseits der Verkehr und das ist andererseits: Wie heizen wir unsere Häuser? Also es geht nicht um die Fotovoltaik, um die geht’s auch, aber in erster Linie geht‘s um die Wärmefrage. Wie heizen wir unsere Häuser beziehungsweise wie wenig Energie brauchen wir dazu? Ich glaube, dass bei diesen beiden Ursachen der Hauptgrund liegt, warum Wien den geringsten Energieverbrauch pro Kopf hat: Erstens der Verkehr. Es ist gelungen, auch wenn das immer wieder kritisiert wurde, dass der Anteil des Autoverkehrs signifikant zurückgegangen ist und wir öffentliche Verkehrsmittel haben. Ich wiederhole jetzt nicht alle diese Dinge, die dazu führen, dass der Energieverbrauch pro Kopf in Wien signifikant geringer ist. Vielleicht auch noch ein Indiz, ich habe es schon einige Male hier erwähnt, es scheint mir aber wichtig: Bis Ende der 80er Jahre war Wien, wie auch heute noch, das reichste aller neun Bundesländer. Das Insignium war die höchste Motorisierungsquote aller neun Bundesländer. Heute ist Wien noch immer das reichste Bundesland gemeinsam mit Niederösterreich, was am Wiener Umland liegt, und das Insignium ist die mit Abstand geringste Motorisierungsquote. Es zeigt sich, dass gerade beim Verkehr nicht nur in den letzten 5 Jahren, sondern in den letzten 20 Jahren sehr viel erreicht wurde, und viele schauen zu Recht nach Wien, was hier passiert. Also der Verkehr als die Hauptursache Nummer 1.

 

Die Hauptursache Nummer 2 ist: Wie wohnen wir? Und da ist es einmal naheliegend zu sehen, dass das freistehende Einfamilienhaus pro Kopf einen höheren Heizbedarf hat als eine geballte dichte, städtische, urbane Rahmenbedingung, wo es auch gelingt mit Passivhäusern, wo Wien im internationalen Vergleich noch immer führend ist, zu zeigen, dass man mit nahezu keiner Energie auskommen kann und wo eine Thewosan-Förderung dazu führt, dass signifikant nachgerüstet wird. Das hat nicht nur zur Folge, und das finde ich besonders entscheidend, meine Damen und Herren, wenn wir uns hier bemühen, hier sachlich und nicht polemisch zu argumentieren, dass Wien den geringsten Energiever

 

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