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Gemeinderat, 63. Sitzung vom 20.02.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 68

 

plus Abwärme, die Fernwärme, die ein Hauptträger war, dass die CO2-Emissionen zurückgegangen sind, dass diese Modelle in Schwierigkeiten sind. Und nicht nur in Wien, auch in Deutschland, in Frankreich, in Belgien, in Holland, in Skandinavien führt das zu Schwierigkeiten, dass gleichzeitig Kohlekraftwerke weiterfahren oder sogar angeworfen werden - noch absurder ist, dass in Deutschland neue Kohlekraftwerke dieser Tage eröffnet werden -, während Gaskraftwerke, die signifikant geringere Emissionen haben, abgeschaltet werden, weil sie unwirtschaftlich sind. Das ist ein Rahmen, das sage ich auch in Richtung Sozialdemokratie, wo wir gemeinsam intensiv nachdenken müssen, wie wir hier auch eine wirtschaftliche Basis für dieses wichtige Unternehmen haben, das im 100-prozentigen Eigentum der Stadt ist und im 100-prozentigen Eigentum der Stadt bleiben soll, und wie wir wirtschaftliche Rahmenbedingungen schaffen können, um der Wien Energie hier eine entsprechende Zukunftsoption zu geben.

 

Und da möchte ich auf zwei Dinge hinweisen, die wesentlich sind und wo auch das Energiekompetenzzentrum mit einer hervorragenden Recherchetätigkeit in ganz Europa Ansätze zeigt, die aber in der Tat wirtschaftlich nicht so leicht von heute auf morgen umsetzbar sind. Die Schweiz ist hier ein interessantes Modell. Was machen die insbesondere in Bezug auf die Wärmeversorgung? Und vergessen Sie nicht, wir diskutieren dieser Tage: Wenn Wien um die Stadt Graz wächst, wie versorgen wir denn diese Stadt mit einer Viertelmillion Einwohner mehr mit Wärme? Wie tun wir das? Die Schweiz hat da ein sehr interessantes Modell, das wir in der Tat gut prüfen sollten. Dort wird nicht ein Fernwärmesystem aufgebaut, wie wir es in Wien oder anderen Städten haben, das mit ungefähr 160 Grad befeuert wird, sondern sie nennen es ein „Anergie-Netz“ oder „Kalte Energie“, wo sozusagen Wasser in der Temperaturgröße von 20, 30, 40 Grad mit folgendem Vorteil herumgeschickt wird, dass schon kleine Abwärmepotenziale - Sie kennen sie alle, Sie kennen ein Serverzentrum, das ganz viel Wärme abführen muss, die derzeit aber mit Strom in die Luft pufft, während es dann möglich ist, diese Wärme immer unmittelbar in dieses niedrige Energienetz zu geben und dann in einer Ausbalancierung von industrieller Abwärme, von Waschküchen, von Küchen, von allen möglichen Einrichtungen, von Serverzentren, Wärme und Kälte parallel zu steuern. Sie tun noch etwas. Ich glaube, das ist ein Projekt bei der ETH Zürich, auf das ich Sie aufmerksam machen möchte: Wir wundern uns immer, im Sommer müssen wir die Wärme wegbringen, wir verwenden dafür Strom, um sie wegzukühlen, und im Winter ist es kalt, da müssen wir fossile Energieträger verwenden, um zu heizen. Wie könnte denn das gelingen, diese Jahreszeitenschwankung irgendwie zu überbrücken? Da wird ein Versuch gemacht, die Sommerhitze durch Kollektoren einfach tief im Erdboden zwischenzuspeichern. Dort erwärmt sich das Erdreich unter der ETH in den Sommermonaten einfach um einige Grad, und in den Wintermonaten wird diese Wärme entnommen und führt dazu, dass fossile Energieträger signifikant reduziert werden. Da kann es, da soll es, da muss es hingehen. Das hat nur ein Problem. Was ist das Problem, und der Kollege Ekkamp wird das sehen? In einer Zeit, wo die Wien Energie oder die Wiener Stadtwerke auf Grund einer europäischen Situation nicht viele Finanzmittel haben, sind Investitionen, die sich über Jahrzehnte rechnen, nicht so leicht zu argumentieren. Hier, glaube ich, sollten wir gut darüber nachdenken und nicht nur darüber nachdenken, sondern Pilotprojekte starten, die da lauten: langfristige Investitionen, die zur Folge haben, dass 90 Prozent weniger Fossilenergie verwendet wird, einzusetzen, um das entsprechend zu finanzieren.

 

Zwei Bereiche noch, die ich anführen möchte: Das eine ist eine große Wärmequelle, die mitten durch Wien fließt, das ist die Donau. Es gibt bereits Pilotprojekte, die über Wärmepumpen versuchen, die Energie der auch im Winter acht- bis zehngradigen Donau zu nutzen und einer Beheizung zuzuführen und keine fossilen Energieträger zu verwenden. Und dann ein Thema, das durchaus belegt ist, die Geothermie. Wien, und das wissen wir alle, die wir in den Kurpark Oberlaa schwimmen gehen und uns an die Schule erinnern, liegt auf einer Thermenlinie, das heißt, weit unten ist sehr viel heißes Wasser. Es wird aber jemand einwerfen: Ja, war denn da nicht eine Bohrung vor ein paar Jahren? Ja, da war eine Bohrung. (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Hören Sie zu! Ja, da war eine Bohrung und diese Bohrung hat nicht zum Ziel geführt. Ich möchte Sie nur davon informieren, dass auf der gesamten Welt in der Ölbranche von drei Bohrungen nur eine fündig wird. Es gehört zum Wesen der gesamten Ölindustrie, dass man Bohrungen vornimmt, aber keine 100-prozentige Garantie hat. Deswegen meine ich, sollten wir, auch wenn wir eine Bohrung versucht haben, die nicht zum Ziel geführt hat, weil das einfach passieren kann, uns überlegen, wie wir mittelfristig in der nächsten Legislaturperiode mit Hilfe entsprechender seismischer Untersuchungen, die in den letzten Jahren auch deutlich besser geworden sind, zu einer Entscheidung kommen, weil alle Städte oder viele Städte auf diese Schwerpunkte setzen, die ich hier beschreibe, nämlich warum Gas importieren, wenn wir die Wärme quasi unter unseren Füßen haben? Da braucht man aber Finanzierungsmodelle, da braucht man technische Voraussetzungen. Ich fand interessant, was die Stadt München hier gemacht hat. Sie hat nicht dem Energieversorger die wirtschaftliche Verantwortung gegeben, sondern die Stadt München hat, ich glaube, in der Größenordnung von 10 Millionen EUR, eine akribische Untersuchung der Wärmefelder in München selbst gemacht und denen das insofern abgenommen.

 

Ich glaube, wir sollen ernsthaft darüber nachdenken, was wir hier im Bereich der Wärme umsetzen können. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Wenn wir diese Dinge umsetzen, dann kann es uns gelingen, trotz einer wachsenden Stadt ein noch stärkeres Abknicken der CO2-Emissionen zu erreichen.

 

Ein letzter Bereich - und ich erwähne ihn ganz bewusst am Ende, weil er eben nicht im Zentrum steht -: Was wir in Wien an Fotovoltaik erzielen, kann einen wichtigen, einen notwendigen Beitrag leisten, aber der

 

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