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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 29.06.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 75 von 140

 

So viel zu unserer Arbeit, denn es ist natürlich berechtigt, an eine Regierung die Frage zu stellen: Was habt ihr jetzt wirklich unternommen, um Fraueneinkommen und Männereinkommen endlich auf das gleiche Niveau zu heben?

 

Darüber hinaus haben wir aber natürlich auch noch andere Dinge und Projekte gestartet und unternommen, nämlich - diese möchte ich noch erwähnen - die Watchgroup gegen sexistische Werbung in Wien. Auch sie hat 2012 ihre Arbeit aufgenommen, auch sie wird mit dem 8-Millionen-Budget - und, wenn ich ganz konkret sein will, glaube ich, mit den 11,5 Prozent, die wir für politische Arbeit bereitgelegt haben - finanziert. Also ungefähr 1 Million geht in die politische Arbeit, und da fällt zum Beispiel auch die Werbe-Watch-Group rein, die schon sehr fundiert und mittlerweile schon eingeübt seit drei Jahren arbeitet.

 

Alle WienerInnen können dort ihre Beschwerden einlegen, egal eben, ob über Inserate, Plakate, Werbespots oder Radiowerbungen. Eine sehr kompetente Gruppe von internen, aber auch unabhängigen externen ExpertInnen setzt sich da anhand eines gut ausgearbeiteten Kriterienkatalogs mit der Bewertung auseinander, ob eine Werbung eben sexistisch ist oder nicht.

 

Dabei möchte ich auch ansprechen, dass es nicht nur immer allein um das Problem der Sexualisierung und Objektivierung geht, sondern vor allem auch um das des Gender Marketings. Es ist also nicht nur Thema bei sexistischer Werbung, weil das häufig verkürzt verstanden wird, dass Frauen in sexuellen, erotischen Posen oder auf ihren Körper reduziert dargestellt werden, sondern es ist auch ein Problem der sexistischen Werbung, dass Frauen in einschränkenden Rollenbildern dargestellt werden und so getan wird, als hätten Frauen veraltete oder es würden alle Frauen und alle Männer in veralteten Rollenbildern leben und ganz typische, stereotype Eigenschaften von Frauen und Männern, angeblich typische Eigenschaften, ausleben und verfolgen.

 

Das ist ein verkürztes Bild, und genau darum geht es eben auch, wenn wir über sexistische Werbung reden, wobei mir noch einmal eine besondere Verschärfung dieses Problems in den letzten Jahren im Bereich des Gender Marketings auffiel. Das fällt vielen Eltern vermutlich auch auf, dass es in Kinderwarenhandlungen immer rosaroter und blauer wird. Das war schon einmal anders, das war schon einmal besser. (GR Mag Wolfgang Jung: Blauer wird es!) Rosaroter und blauer, und zwar nur noch in diesen zwei Farben stehen Artikel zur Verfügung. Ich glaube, sogar Duschgels und Zahnbürsten sind schon auf die Mädchen und Buben abgestimmt, also selbst dort gibt es Bereiche, wo das zugeteilt wird.

 

Das sind problematische Entwicklungen unserer Gesellschaft, denen wir uns, glaube ich, widmen sollten, auch in Zukunft, weil da genau bei den Allerjüngsten schon diese Erwartungen der Gesellschaft an ihr Geschlecht eingeschrieben werden und ihnen sehr stark vermittelt wird, was die Gesellschaft von ihnen, also schon von den Ein-, Zwei-, Dreijährigen, erwartet, wie sie typisch Mädchen und typisch Bursche zu sein haben.

 

Mir gefällt auch besonders ein kleines Büchlein, das es seit 2015 gibt. Es heißt „Wa(h)re Schönheit und andere Werbemärchen“, darin wird das in gut verständlicher Sprache sehr schön aufbereitet erklärt. Auch ein Produkt und Erzeugnis der MA 57!

 

Weiters finanzieren wir aus den 8 Millionen EUR, und zwar mit, glaube ich, ungefähr 2 Millionen, Frauenvereine und Frauenberatungsstellen. Das heißt, 25 Prozent der Mittel der MA 57 fließen in Vereine und Initiativen. Diese rund 2 Millionen gehen in hauptsächlich einjährige und dreijährige Förderverträge mit jährlicher Inflationsanpassung und für langjährig tätige Frauenvereine und Beratungseinrichtungen, die den in Wien lebenden Mädchen und Frauen problem- und zielgruppenspezifische Beratung, Betreuung und Information anbieten.

 

Die öffentliche Hand lagert an diese Vereine wichtige Aufgaben aus. Es steht ihr daher, finde ich, gut an, diese Arbeit auch fair zu dotieren und den Vereinen eine gewisse Planungssicherheit zu verschaffen, was vor allem mit den Dreijahresverträgen ganz gut funktioniert, denke ich. So wurden also 2014 24 Vereine durch die MA 57 gefördert.

 

Was wir auch noch haben, ist ein kleines Instrument, ein super unkompliziertes und niederschwelliges Instrument der Kleinprojekteförderung, den kleinen Projektetopf, der mit 135 000 EUR dotiert ist und Projekte von maximal 5 100 EUR Förderung ermöglicht, also eine kleine, schnelle, vor allem unkomplizierte Förderung von frauenpolitischen Projekten ermöglicht.

 

Ein ganz wichtiger Pfeiler, eigentlich der wichtigste, wenn man aus dem Budget schließt, der größte budgetäre Brocken, nämlich 63 Prozent, geht in die Finanzierung des Vereins Wiener Frauenhäuser. Das heißt, Wien finanziert mit rund 5 Millionen EUR - von den 8 Millionen - an den Verein Wiener Frauenhäuser 4 Frauenhäuser zur Gänze. Mit, glaube ich, derzeit 175 Plätzen und 54 Übergangswohnungsplätzen erfüllen wir die EU-Vorgaben. Das heißt, nach denen sollte pro 10 000 Einwohnerinnen ein Platz in einem Frauenhaus zu Verfügung stehen.

 

Das heißt, diese Einrichtungen sind auf jeden Fall abgesichert. Das ist auch sehr wichtig - darüber gibt es keine Diskussionen, das steht nicht zur Debatte, das ist klar und fix, das steht fest -, dass Frauen, die Gewalt erfahren haben, in Wien bestmöglich geholfen wird. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Wir haben auch einen 24-Stunden-Notruf, der natürlich an allen Tagen im Jahr und rund um die Uhr besetzt ist. Es gibt ein FGM-Beratungszentrum - FGM: Genitalverstümmelung an Frauen - im FEM Süd, das österreichweit, glaube ich, eines der wenigen oder das einzige ist und hier auch toll Kompetenzen aufbauen konnte.

 

Es gibt eine Antigewaltkampagne, die „Nein heißt immer Nein“ heißt - auch sehr wichtig, um in diese Richtung zu sensibilisieren. Wie schon erwähnt - und das hat auch Kollegin Feldmann schon angesprochen -, geht eben der Löwenanteil aus dem Frauenbudget in den Gewaltschutz. Wenn wir uns auch noch anschauen, wo die meisten Vereine tätig sind, denen wir Förderungen geben, dann muss man sagen, dass wir zusammengefasst eigentlich sagen können, dass 80 bis 90 Prozent

 

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