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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 29.06.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 99 von 140

 

sind Kinder, die bereits im Kindergarten und dann eben systematisch und langfristig in ihrer Schule ihre eigene Sprache und Deutsch erlernen. Deutsch zugleich sollte also das Motto sein, statt Deutsch zuerst.

 

Wir bemühen uns in Wien auch seit Jahren um eine bessere sprachliche Förderung. Wir haben 2010 bereits einen eigenen Forschungskindergarten initiiert, wo Methoden, Materialen und Modelle zur Steigerung der sprachlichen Kompetenzen erarbeitet wurden. Die MA 10 ist sehr engagiert dabei, die Erkenntnisse aus diesem Projekt umzusetzen. Rund 17 000 SchülerInnen besuchen in Wien auch muttersprachlichen Unterricht, Sprachförderkurse werden auch angeboten.

 

Weitere Schritte sind jedoch sehr notwendig, also es ist auf jeden Fall notwendig, da noch etwas zu tun und auszubauen. Die Sprachförderung muss sehr konsequent möglichst früh begleitend und flächendeckend angeboten werden. Der Unterricht in Wiens wichtigsten MigrantInnensprachen sollte Usus, sollte ganz normal sein, und zwar vom Kindergarten bis in die Schule, und dafür brauchen wir natürlich auch – das wird bereits getan, sollte aber auch noch verstärkt werden – eine ganz gezielte Anwerbung von MigrantInnen als PädagogInnen. Wir brauchen Menschen, die mit ihren Muttersprachen, ihren Familiensprachen dieselbe Sprache sprechen wie viele oder ein Großteil der Kinder, mit denen sie den ganzen Tag unterwegs sind und zu tun haben.

 

Ein letztes Thema, das mir noch ein großes Anliegen ist, weil es für unsere Gesellschaft, aber vor allem für die Menschen, die es betrifft, so wichtig ist, ist das Problem, wenn der Pflichtschulabschluss fehlt. Wenn Jugendliche die Schule abbrechen, hat das, das wissen wir, fatale Folgen. Wer nicht einmal einen Pflichtschulabschluss hat, kann schwer zu guten, qualifizierten Arbeiten kommen, also eigentlich ist das nicht möglich, kriegt aber mit Hilfe der Stadt Wien und auch des Bundes die Möglichkeit, diesen Pflichtschulabschluss gratis nachzuholen. Man nennt diese Jugendlichen Early School Leavers, die aus verschiedenen Gründen zu früh die Schule verlassen und dann ohne Pflichtschulabschluss dastehen und kaum Möglichkeiten haben, was anderes als reine Hilfstätigkeiten auszuführen.

 

In dieser Situation sind etwa 2 bis 3 Prozent der Wiener Jugendlichen, und deshalb war es uns ein großes Anliegen, auf jeden Fall sicherzustellen, dass allen Jugendlichen, aber auch Erwachsenen ein unentgeltliches Bildungsangebot zur Verfügung steht, um den Pflichtschulabschluss eben doch noch nachzuholen. Finanziert wird das über eine 15a-Vereinbarung, also ein Länder-Bund-Kofinanzierungsmodell, das auch sicherstellt, dass die Maßnahmen einheitlich qualitätsvoll sind. Die Angebote in Wien sind selbstverständlich gratis. Die meisten KursteilnehmerInnen sind Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren. Wir haben uns im Jahr 2014 diese Lehrgänge zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses zirka 6,6 Millionen EUR kosten lassen. Die Hälfte davon bezahlt dann der Bund. Ich bin überzeugt davon, dass jeder Cent hier äußerst gut investiert ist, wie überhaupt das Budget des Bildungsressorts sich sehen lassen kann. – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ich danke sehr. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Nepp.

 

19.48.18

GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Festspiele? Es kommen immer Festspiele. Die Festspiele kommen dann erst am 11. Oktober, wenn Sie abgewählt sind, Frau Wehsely. Keine Sorge. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Ich muss jetzt wirklich sagen, nach der Rede von Frau Wurzer bin ich ein bisschen verwirrt, denn irgendwie sehe ich nicht ganz die Linie bei Ihnen oder bei den Grünen. Sie haben jetzt erwähnt, dass alles so toll ist. Der Schulbau ist gut, die Kindergartenbetreuung ist toll, es gibt im Kindergarten keinerlei Probleme. Wir haben Öffnungszeiten wie nirgendwo anders. Es ist ein Luxus, haben Sie gesagt, dieser Standard, der in Wien geboten wird. Ich kenne mich jetzt bei Ihnen nicht ganz aus.

 

Ich kann Ihnen nur etwas anderes vorlesen, was ich vorher gerade noch gefunden habe. Da sagt jemand: „In zahlreichen Gesprächen in den letzten Monaten ist eines ganz deutlich geworden: Die größten Sorgen der Wienerinnen und Wiener gibt es im Bereich der Bildung. Die Menschen machen sich Sorgen um die Qualität der Bildung, um Kindergartenplätze, mangelnden Lesefähigkeit, veraltete Lernmethoden und vieles, vieles mehr.“ – Wissen Sie, wer das gesagt hat? (GRin Dr Jennifer Kickert: Sagen Sie es uns, wer das gesagt hat!) Maria Vassilakou in ihrer Kampagne „Baustelle Bildung – Packen wir‘s an!“ Also einerseits wird da bekrittelt – ich kann es Ihnen gerne noch weitererzählen –, mehr Qualität und Angebote für die Kleinsten, mehr Gestaltungsspielraum für die Schulen. Da klagt sie – was sagt sie da? – den Proporz in den Schulen an, die Parteipolitik gehört heraus aus der Schulverwaltung und die SchuldirektorInnen sollen in einem öffentlichen Hearing unter Beteiligung von LehrerInnen, bla, bla, bla, bestellt werden, ganz ohne Proporz, ohne Druck, ohne bürokratische Zwänge, et cetera, et cetera, et cetera. Also irgendwie sind Sie sich da selber nicht klar, was Sie wollen.

 

In dem Fall muss ich der Frau Vassilakou recht geben, was ich nicht oft tue, aber in dem Fall gebe ich ihr wirklich recht. Wenn man sich dieses gesamte Thema Bildung oder das Ressort Bildung, Jugend, Information und Sport anschaut, kann man eigentlich sagen, dass es, egal, wo man beginnt, also bei den Kleinsten, bei den Krippen, dann im Kindergarten, im Pflichtschulbereich eigentlich seit Jahren mangelt, dass wir diese Mängel immer wieder aufzeigen, dass wir Ihnen auch immer wieder die Chance geben, diese Mängel zu beheben, indem wir Anträge stellen, denen Sie ja zustimmen könnten. Aber irgendwie wollen Sie, dass sich nichts ändert, Sie wollen diesen gleichbleibenden, schleichenden, immer schlechter werdenden Status anscheinend beibehalten. Das sagen ja nicht nur wir, das sagen ja auch sämtliche Studien, dass es in unserem Bildungssystem nicht bergauf geht.

 

Ich kann ihnen da ein Zitat geben, das schon länger her ist: Lange Wartezeiten, überfüllte Einrichtungen, unqualifiziertes Personal. Im europäischen Vergleich ist

 

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