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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 30.06.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 90

 

von Barbara Albert, die ausgewählten 25 Regisseure, in den meisten Fällen die internationalen renommiertesten ihres Landes, sind aufgerufen gewesen, das Thema Europa in einem höchstens fünf Minuten dauernden Kurzfilm umzusetzen, weitere Vorgaben hat es bis auf Budget und Drehformat 16:9 nicht gegeben. Es sind Namen darunter wie Tony Gatlif aus Frankreich, Theo van Gogh aus den Niederlanden, Peter Greenaway aus Großbritannien, wie gesagt, Barbara Albert und Aki Kaurismäki aus Finnland. Das ist etwas, was auch in einer kurzlebigen Zeit, wo niemand mehr längere Romane lesen zu können glaubt und alles nur mehr in Kurzmeldungen, kurzen illustrierten Berichten, Tweets abläuft, durchaus konsumierbar ist. Wie gesagt, der Kunst- und Kulturbericht ist eigentlich eine genauso kurzweilige Lektüre, selbst wenn man ihn nur diagonal liest.

 

Ich komme jetzt zum Filmfonds Wien, also wieder zurück nach Wien. Wien hat einen hervorragenden Filmfonds, der die Stadt als kulturellen Film- und Medienstandort hervorragend positioniert und mit einem konstanten Förderetat in der Höhe von 11,8 Millionen EUR auch im letzten Jahr wieder 30 neue Kino- und 28 TV-Produktionen unterstützt hat. Und man darf dabei den sogenannten Filmbrancheneffekt nicht vergessen, das kann man nur gebetsmühlenartig wiederholen, das ist so wie die Mercer-Studie oder UN-Habitat neuerdings. Der Filmbrancheneffekt, der Regionaleffekt bedeutet, dass jeder Fördereuro in diesem Bereich der Wiener Filmwirtschaft Investitionen in knapp vierfacher Höhe, also über 40 Millionen EUR bewirkt. Das ist ziemlich beachtlich, in kaum einer anderen Branche ist das der Fall.

 

Wien soll als Film- und Medienstandort vom Filmfonds positioniert werden, aber auch als Drehscheibe des internationalen Filmschaffens. Damit wird ein regionaler Beitrag zur Erhaltung der kulturellen Vielfalt Europas geleistet, denn Filmförderung ist nicht nur Kultur-, sondern auch Wirtschaftsförderung im Allgemeinen, und trägt im Speziellen zur Erhaltung der Beschäftigung in der Filmbranche bei.

 

Eine weitere Aufgabe sieht der Filmfonds darin, den von ihm geförderten Filmen, allen voran den am Standort Wien entstandenen Filmen, zu einer größtmöglichen Öffentlichkeit zu verhelfen. Und obwohl die arrivierten österreichischen Filmschaffenden natürlich wieder prominent in den weltweiten Wettbewerben der großen Festivals vertreten waren, reüssierten 2014 vor allem junge Regietalente mit ihren Debutfilmen: So konnte zum Beispiel Lisa Weber, Regiestudentin an der Filmakademie Wien, mit ihrem Langfilmdebut „Sitzfleisch“ nicht nur von Montreal bis Karlovy Vary Festivalerfolge erzielen, sondern auch einen österreichweiten Kinostart verzeichnen. Und das ist keine Selbstverständlichkeit.

 

Gewohnt breit war die Präsenz der österreichischen Filme im Bereich internationaler Festivals, besonders bemerkenswert in diesem Jahr das Echo auf die Arbeiten junger Filmschaffender. Für das Spielfilmdebut „Macondo“ der Wiener Filmemacherin Sudabeh Mortezai begann das Jahr mit einer Einladung in den Wettbewerb der Berlinale und endete mit dem Wiener Filmpreis und einer umjubelten Österreichpremiere. Dazwischen lagen über 40 internationale Festivaleinsätze. Regisseurin Johanna Moder wurde für ihren in Wien gedrehten Erstling „High Performance“ in Saarbrücken mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, der Autodiktat Ernesto di Lana für seinen Debutfilm „Silent Fucking“. Und Veronika Franz und Severin Fiala konnten ihr Horrordebut „Ich seh, ich seh“ in Venedig präsentieren und mehrere Preise in Empfang nehmen.

 

Ein Aspekt ist für 2014 ganz besonders auffällig, die weiblichen Filmschaffenden dominieren die jährliche Bestenliste, Benachteiligung, Chancenungleichheit waren die Schlagworte der im vergangenen Jahr europaweit verstärkt geführten Debatte um die Einführung einer Frauenquote im Filmbereich. Für den Filmfonds Wien war das Anlass, die eigene Fördertätigkeit hinsichtlich Geschlechterdiversität weiter zu analysieren und auch stärker zu kommunizieren. – Bravo!

 

Mit der kleinen Filmförderung der MA 7, die neben Kurzfilmen und experimentellen Projekten sowie Dokus auch Festivalkinos unterstützt, hat Wien ein weiteres starkes Instrumentarium zur Förderung der Filmwirtschaft. Ich freue mich, an dieser Stelle die Vienna Film Commission vor den Vorhang zu bitten, die in ihrer Funktion als Servicestelle beste Drehbedingungen für Filmproduktionen ermöglicht. Sie engagiert sich insbesondere für internationale Großproduktionen, zuletzt für „Woman in Gold“ und „Mission: Impossible 5“. „Woman in Gold“ – Sie kennen die Story über die Restitution der „Adele“ von Gustav Klimt an die Erbin Maria Altmann – wurde von Harvey Weinstein und der BBC produziert, hochkarätig besetzt mit Helen Mirren, Daniel Brühl, Katie Holmes oder Elizabeth McGovern. Zunächst einmal waren nur drei bis vier Drehtage in Wien geplant – ich erzähle jetzt ein bisschen was aus dem Nähkästchen –, dann hat die Vienna Film Commission den Regisseur, die Produzenten, die Setdesigner in Wien herumgeführt.

 

Dieser Cast, diese Location Tour war so begeisternd, dass schließlich drei Wochen in Wien gedreht wurde. 13 Wiener Originalschauplätze, darunter auch das Rathaus, das Palais Auersperg und das Belvedere, sind im Film sehr gut zu erkennen. Die Crewbase war im Florianipark hinter dem Rathaus aufgebaut, und rund 100 österreichische und 100 internationale Filmschaffende haben an dem Projekt mitgearbeitet. Weitere Drehorte waren dann in London und Los Angeles.

 

Ebenso „Mission: Impossible 5“ - das haben Sie wahrscheinlich in den Medien mitverfolgt: Tom Cruise, der sich von der Staatsoper abseilt. Auch da waren ursprünglich nur 4 Drehtage geplant, es wurden dann 10 Tage, und 180 internationale und 140 österreichische Crew-Mitglieder fanden Beschäftigung.

 

Man muss dazusagen, dass die Vienna Film Commission da natürlich ganz intensive Kontakte zum Beispiel mit der Magistratsabteilung 46 oder den Wiener Linien hatte, denn es war ja der Ring vor der Oper an vier Abenden und Nächten für die Dreharbeiten gesperrt, die Straßen rund um die Oper waren für den Fuhrpark reserviert, und die Dreharbeiten haben ausschließlich nachts stattgefunden, inklusive Helikopterflug über die Oper und einer Verfolgungsjagd aus der Luft im 7. Be

 

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